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Auto abgesoffen, Bäume geknickt

Im Dreieck Weinböhla, Niederau, Auer musste die Feuerwehr in 24 Stunden 29 Einsätze fahren.

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Von Peter Redlich

Landkreis. Kai Walther und seine Mitstreiter von der Freiwilligen Feuerwehr Weinböhla sahen gestern Nachmittag ziemlich geschafft aus. Kein Wunder: Die Männer sind in ihrer Gemeinde in 24 Stunden 29-mal zu Einsätzen ausgerückt.

Das Rentnerehepaar brauchte dringend Hilfe. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes waren zur Stelle und betreuten sie.
Das Rentnerehepaar brauchte dringend Hilfe. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes waren zur Stelle und betreuten sie. © Sven Görner
Hielt nur noch vage mit den Ästen am Dach – ein entwurzelter Baum in der Weinböhlaer Heinrichstraße.
Hielt nur noch vage mit den Ästen am Dach – ein entwurzelter Baum in der Weinböhlaer Heinrichstraße. © Norbert Millauer

Die Natur hat wieder mal verrückt gespielt. Im Dreieck zwischen Weinböhla, dem Moritzburger Auer und bis an die Gemeindegrenze von Niederau hat sich ein Gewitter in gut einer Stunde dermaßen ausgetobt, dass binnen Minuten Keller absoffen, ein Auto in den Fluten versank, Bäume geknickt und Stromleitungen gekappt wurden. Kai Walther, der die meisten Einsätze vorgestern und gestern leitete: „Eigentlich hatten wir am Dienstag unser Tagessoll schon voll. Es gab mehrere Einsätze zu Brandmeldern, die offenbar wegen der Hitze und technischer Defekte ausgelöst hatten.“ Doch die Gewitterfront am Abend veränderte alles.

17.10 Uhr gab es den ersten Alarm. Bürger hatten angerufen, weil ein silberner Rover in der Brückenunterführung Meißner Straße feststeckte. Ein Rentnerpaar aus Dresden, das seinen Garten in Weinböhla hat, war ins Wasser gefahren. Offenbar, weil der Fahrer die zu Eisschollen gefrorenen Hagelkörner in der Dämmerung als Asphaltoberfläche ausmachte. Nach etwa einer guten halben Stunde konnten die Kameraden den Mann und die Frau zitternd vor Kälte und Feuchtigkeit aus dem Auto holen und den Sanitätern übergeben.

Äste und Müll hatten den Wasserstau verursacht

Ein hilfsbereiter Weinböhlaer war außerdem mit seinem starken Geländewagen und Abschleppseil zur Stelle, um den abgesoffenen Pkw aus den Fluten zu ziehen. Die Dresdner haben inzwischen den Schock überstanden. Ihr Fahrzeug muss noch untersucht werden. Zum Wasserstau war es unter der Brücke gekommen, weil Äste und Müll den Abfluss verstopft hatten, sagt die Feuerwehr. Mit einem Radlader haben sie Unrat und Schlamm unter der Brücke rausgefahren.

Nach dem Autoeinsatz stand das Telefon bei Einsatzleiter Walther nicht mehr still. „Wir haben gleich mehrere Keller auspumpen müssen, beispielsweise in der Sörnewitzer Straße.“ Bäume und schwere Äste bedrohten auch noch am frühen Morgen den Verkehr und die Fußwege in Weinböhla. Die Männer sind in die Bahnhofstraße und die Dresdner Straße mit Motorsägen ausgerückt, nachdem Bürger die Gefahren gemeldet hatten. Auch gepumpt werden musste am Morgen erneut.

Doch nicht nur draußen vor den Grundstücken, auch in den Häusern merkten etwa 40 Weinböhlaer die Auswirkungen des Gewittersturmes. Wie Birgit Freund von der Enso-Pressestelle auf Nachfrage informierte, ist gegen 18 Uhr ein Baum in die Freileitung auf der Barthshügelstraße gefallen, hat alle vier Leiterseile sowie die Leitung für die Straßenbeleuchtung zerrissen. Fünf Mastfelder mussten hier erneuert werden.

Bis etwa 21.30 Uhr brauchte die Feuerwehr, um den Baum zu beseitigen. Parallel wurden von der Enso Schaltungen innerhalb des Stromnetzes vorgenommen, damit so viele Kunden wie möglich schnell wieder mit Strom versorgt werden konnten. Von etwa 40 betroffenen Grundstücken waren am Abend 15 wieder am Netz.

Mit Unterstützung der Firmen Elektrozentrale Großenhain und Schlesinger aus Rothschönberg haben die Monteure der Enso gestern am frühen Morgen mit den Reparaturen begonnen. Als Erstes wurde eine neue Hauptleitung hergestellt. Die vorherigen blanken Freileitungsseile seien jetzt durch eine isolierte Freileitung ersetzt. Dies war am Mittag erledigt. Am Mittwochnachmittag konnten nach und nach die Grundstücke wieder angeschlossen werden. Auch in der Sachsenstraße und der Wettinstraße gab es Stromstörungen. Die seien mittels Umschaltungen schnell behoben worden, so Birgit Freund.

Feuerwehreinsatzleiter Kai Walther und auch die Monteure von Enso und den Elektrobetrieben haben bis gestern Abend straff gearbeitet. Walther: „Wir hoffen auf eine ruhige Nacht.“