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Auszeichnung für radelnde Wackeraner

Vier Chemiewerker haben als Team Tausende Kilometer im Sattel absolviert. Dank dieser Leistung steigen sie nun bald auf.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Nünchritz. Auf die Frage, ob sie E-Bike fahren, reagieren die Männer amüsiert – aber auch fast ein bisschen beleidigt. „So alt sind wir noch nicht!“ Nein, wenn Mirko Hutterer, Frank Wählisch, Martin Steuer und Frank Blume gemeinsam auf ihre Fahrräder steigen, dann geht es einzig und allein durch Muskelkraft vorwärts.

Die Vier arbeiten im Nünchritzer Wacker-Werk, wohnen aber alle einige Kilometer entfernt in Richtung Meißen. Ihren Arbeitsweg legen sie deshalb schon eine ganze Weile gemeinsam mit dem Rad zurück, wenn es sich anbietet. Meistens nach der Arbeit, auf dem Nachhauseweg. „Wir sitzen auf derselben Etage. Da wird dann rumgefragt, wann bei wem Schluss ist, und dann ist heißer Start“, erzählt Martin Steuer. Am Gruppenradeln schätzen die Männer, dass man sich nach der Arbeit noch mal bewegen und dabei quatschen kann. Dass man sich auch ein bisschen sportlich vergleicht, geben sie schmunzelnd zu. Man spare sich auf jeden Fall das Fitnessstudio, findet Mirko Hutterer.

In diesem Sommer wieder fleißig in die Pedale getreten zu haben, das hat sich für die vier Wackeraner jetzt in besonderer Weise ausgezahlt. Für die vielen Tausend Radkilometer haben sie am Freitag aus den Händen von MDR-Moderator René Kindermann den Teamhauptpreis bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ überreicht bekommen: eine Ballonfahrt in die Region.

René Kindermann ist Schirmherr der Radfahr-Initiative, die von der Krankenkasse AOK und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ausgeht. Die in Sachsen und Thüringen durchgeführte Aktion verzeichnete bei ihrer 17. Ausgabe laut den Veranstaltern dieses Jahr einen Teilnehmerrekord: Insgesamt 13 700 Menschen machten in fast 500 Teams mit. Auch 80 Wacker-Mitarbeiter waren dabei und zählten ihre auf dem Arbeitsweg zurückgelegten Radkilometer. Unter den Teilnehmern wurden schließlich die Preise verlost.

Verlost deswegen, damit das Ganze nicht in einen Kampf um Höchstwerte ausartet, sagt Aktionsbotschafter René Kindermann. Die traditionell im Sommer stattfindende Radfahr-Aktion soll die Leute dazu bringen, sich im ganz normalen Alltag mehr zu bewegen und kein Wettkampf sein, so AOK-Vertreterin Angela Noatzsch.

Mit dem Fahrrad nach Kapstadt

Die sportliche Leistung des Teams Hydrolyse – so heißt die Produktionsanlage, in der die vier ausgezeichneten Radler im Chemiewerk arbeiten – kann sich trotzdem sehen lassen. Von den insgesamt 42 000 Rad-Kilometern, die die 80 Wacker-Mitarbeiter bei der Aktion absolvierten, steckt jeder Siebente in den Beinen der Männertruppe aus der Hydrolyse.

Besonders eifrig dabei: Frank Blume, mit 48 Jahren zwar der älteste und nach eigenem Bekunden langsamste im Team. Aber wohl auch der passionierteste, wie seine mehr als 2 000 Kilometer zeigen. Mit langen Strecken im Sattel hat es der Mann sowieso: Unter anderem ist Blume vor zehn Jahren mit dem Rad bis nach Kapstadt gefahren – also bis zur Südspitze des afrikanischen Kontinents. Ein Trip von insgesamt 16 000 Kilometern, wie er erzählt. Das Rad, mit dem er damals die Megatour absolviert hat, besitze er aber leider nicht mehr. Es wurde ihm geklaut – in Meißen.

Um den Diebstahl ihrer Räder müssen sich die Wacker-Mitarbeiter im Werk keine allzu großen Sorgen machen. Angeschlossen hinterm Werkzaun dürften Diebe so gut wie keine Chance haben. Im Werk satteln die vier prämierten Wacker-Radler übrigens vom eigenen Zweirad auf ihren Werk-Drahtesel um.

Für die 18. Auflage der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ von Mai bis August 2018 wünschen sich die Veranstalter nach der Rekordbeteiligung dieses Jahr wieder viele Teilnehmer. Das Radlerquartett vom Team Hydrolyse tritt bis dahin weiter kräftig in die Pedale. „Uns muss man dazu nicht animieren“, sagt Dirk Wählisch.