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Ausharren bis zum Neubau

Im Hort an der 30. Grundschule „Am Hechtpark“ in Dresden werden die Platzprobleme immer gravierender. Vor 2017 wird sich daran nichts ändern.

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© Norbert Millauer

Von Ulrike Kirsten

Ginge es beim Geschichtsunterricht allein darum, Kindern beizubringen, wie vor 50 Jahren gelernt wurde, hätten die Lehrer und Erzieher an der 30. Grundschule „Am Hechtpark“ wohl keine Probleme. Denn an der Schule, Baujahr 1965, hat sich in der Vergangenheit kaum etwas getan. Die Schule, die im kommenden Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, entspricht längst nicht mehr modernen Standards. In der Vergangenheit musste bereits der Keller wegen Schimmelbefalls vorübergehend gesperrt werden. Zudem drohte eine Schließung der gesamten Schule, weil dringend notwendige Rettungstreppen im Gebäude fehlten. Beide Mängel sind inzwischen beseitigt. Derzeit wird noch die marode Glasfassade saniert, die 2013 notgesichert werden musste. Statt einer kompletten Rundum-Sanierung gibt die Stadt seit Jahren nur Geld für notdürftige Reparaturen aus.

Indessen wird der Platzmangel im Haus immer schlimmer. Vor allem bei der Nachmittagsbetreuung im Hort macht sich das bemerkbar. Mit 400 Schülern gehört die 30. Grundschule zu den größten in Dresden. „Als ich hier vor neun Jahren angefangen habe, hatten wir 138 Plätze. Jetzt sind es 400 Kinder, die nachmittags betreut werden wollen“, sagt Hortleiterin Ramona Gorke vom privaten Träger Kinderland Sachsen. Um die Kapazitäten zu erhöhen, hat der Verein in den vergangenen Jahren viele Anstrengungen unternommen. Zusätzliche Etagen im Schulgebäude wurden angemietet, zuletzt ein Hortwagen angeschafft, der nun im Schulgarten steht. Finanziert vom Träger aus angesparten Rücklagen. Doch die Lage spitzt sich immer weiter zu. „Unsere Lern- und Funktionsräume haben zuerst nur wir genutzt. Jetzt teilen wir uns die Räume schon wieder mit der Schule, weil jährlich mehr Kinder kommen“, sagt Ramona Gorke.

Dass sich an diesen Zuständen etwas ändern muss, hat wohl auch die Stadt erkannt. Zwar will sie einen neuen Hort bauen. Dafür muss aber die Finanzierung stehen. Dann wäre ein Baubeginn Anfang 2017 möglich, sagt Falk Schmidtgen, Leiter des Schulverwaltungsamtes. Ende 2017 könnte der neue Hort fertig sein. Während der Arbeiten sollen die Kinder auf dem Gelände in Containern untergebracht werden. „Wir werden seit Jahren vertröstet. Es wäre schön, endlich etwas Konkretes zu wissen“, sagt Elternsprecher Thoralf Gorek, der ein Mädchen und einen Jungen an der Schule hat.

Denn bis vor Kurzem war das Geld für den Ersatzbau nicht im Haushaltsentwurf 2015/16 eingestellt. Doch Schule und Kreiselternrat haben Einspruch gegen die Etatpläne der Stadt erhoben. „Es kann doch nicht sein, dass die Neustadtschulen schon wieder alle hinten runterfallen. Es ist nicht nur wichtig, neue Schulen zu bauen, sondern den Wert des Bestandes zu erhalten“, so Gorek. Auch die 15. Grundschule in der Görlitzer Straße und das Gymnasium Dreikönigschule sind dringend sanierungsbedürftig. Doch wie an der Schule auf der Hechtstraße schiebt die Stadt die Projekte seit Jahren vor sich her.

Hortleiterin Ramona Gorke plant unterdessen schon die nächsten Projekte. Lärmschutzdecken sollen in die Horträume eingezogen werden. „Nach einer Lärmmessung haben wir festgestellt, dass der Pegel zu laut ist. Unsere Rücklagen wollen wir nutzen, um spezielle Decken einzuziehen. Mit steigender Kinderzahl geht es eben lauter in der Einrichtung zu. Die Gesundheit der Kinder und Erzieher ist ebenso wichtig wie genügend Platz.“ Elternsprecher Thoralf Gorek kann das nur unterstützen. „So viel Kreativität wie der Träger des Horts beim Bewältigen von Problemen zeigt, würde ich mir auch von der Schulverwaltungsbehörde wünschen.“