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„Ausgliederung spart Millionen“

Die Stadt hat prüfen lassen, wie wirtschaftlich das Unternehmen AGV arbeitet. Die SZ sprach mit dem Geschäftsführer.

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© Sebastian Schultz

Riesa. Vor 15 Jahren beschloss die Stadt, den Bauhof zu privatisieren und an das Unternehmen AGV (Allgemeine Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft) auszugliedern. Seitdem ist das Tochterunternehmen der städtischen Wohnungsgesellschaft unter anderem für die städtischen Grünflächen, für Straßenreinigung und Winterdienst zuständig. Der Vertrag läuft bis 2025 – dennoch hatte die Linke im Stadtrat beantragt, die Ausgliederung einer sogenannten „Wirtschaftlichkeitsprüfung“ zu unterziehen. Nun liegt das Ergebnis vor. Die SZ sprach dazu mit AGV-Chef Roland Ledwa.

Roland Ledwa ist Geschäftsführer des Unternehmens AGV, einer Tochter der Wohnungsgesellschaft Riesa – die ebenfalls Ledwa leitet.
Roland Ledwa ist Geschäftsführer des Unternehmens AGV, einer Tochter der Wohnungsgesellschaft Riesa – die ebenfalls Ledwa leitet. © Sebastian Schulz

Herr Ledwa, laut Riesas Kämmerin hat sich die AGV zu einem „leistungsfähigen, vielseitigen mittelständischen Unternehmen“ entwickelt. Sind Sie mit dem Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zufrieden?

Das habe ich nicht zu beurteilen. Ich bewerte das Ergebnis nicht. Schließlich haben wir noch einen bestehenden Vertrag bis zum Jahr 2025. Fest steht: Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat sehr viel Unruhe und Unsicherheit bei unseren Mitarbeitern ausgelöst.

Warum? Was wäre denn die schlimmste Folge aus so einer Untersuchung?

Dass ich als Geschäftsführer angewiesen worden wäre, den Vertrag aufzulösen – und den Geschäftsbereich zu liquidieren. Mit Konsequenzen für die Mitarbeiter.

Nun ergab die Untersuchung aber, dass die AGV die Bauhof-Aufgaben für weniger Geld erledigt, als andere Anbieter in der Region verlangen. Wie geht das?

Wir arbeiten schon über die Jahre sehr effektiv. So nutzen wir unsere Technik gemeinsam mit der Schwestergesellschaft RDL. Wir haben geringe Stillstandszeiten wegen defekter Technik: Bei uns kann der Technische Leiter unkompliziert Reparaturen auslösen, während für so etwas in einer Verwaltung schon mal ein halbes Dutzend Unterschriften nötig sind. Und wir haben gutes Personal.

Laut Untersuchung aber deutlich weniger, als nach Richtwert für eine Stadt von Riesas Größe nötig wäre: Statt 54 Leute beschäftigt die AGV nur 39 ...

Die Zahl der Leute reicht aus! Auch wenn da schon alle dabei sind, geringfügig Beschäftigte ebenso wie die Buchhaltung. Wir haben auch einen guten Technisierungsstand bei Maschinen und Geräten.

Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Stadt pro Jahr 320 000 Euro durch die Ausgliederung des Bauhofs spart ...

Tatsächlich ist die Zahl wohl eher doppelt so hoch. Denn der Vergleich berücksichtigt die unterschiedlichen Personalkosten nur auf Basis der Zahl der bei der AGV Beschäftigten. Wäre der Bauhof noch städtisch, hätte er wohl auch deutlich mehr Mitarbeiter – und der jährliche Unterschied läge wohl bei etwa 600 000 Euro. Auf jeden Fall spart die Stadt über die Jahre der Ausgliederung mehr als zehn Millionen Euro ein!

Das liegt vor allem am Unterschied zwischen dem Tarif im öffentlichen Dienst und dem Mindestlohn, oder?

Mit der Ausgliederung haben die Mitarbeiter, die wir übernommen haben, etwa 40 Prozent weniger Geld bekommen. Mancher hat damals eine Abfindung in Anspruch genommen und sich auf dem Markt etwas Neues gesucht. Wir zahlen aber auch marktübliche Löhne. Das ist teils Mindestlohn, teils bekommen Mitarbeiter je nach Aufgabengebiet und Verantwortung mehr. Dafür haben die Leute im Sommer auch pünktlich 15 Uhr Feierabend und müssen früh nicht erst eine Stunde Fahrzeit zur Baustelle antreten. Auch wenn zu erwähnen ist, dass im Winterdienst eine Schicht auch mal zehn bis zwölf Stunden dauert. An dieser Stelle mein Dank an alle Mitarbeiter der AGV, Hausmeister und Mitarbeiter der Reinigung eingeschlossen, die einen tollen Job machen. Wir haben kein Problem, freie Stellen neu zu besetzen – auch weil wir ausbilden. Die größte Unsicherheit bei den Kollegen war die Furcht, infolge der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung unter Umständen die Stelle zu verlieren.

Tendenziell steigen von Jahr zu Jahr die Kosten, die die AGV für Bauhofleistungen abrechnet: von 1,1 Millionen 2011 auf 1,3 Millionen 2016. Warum?

Das liegt an sämtlichen Preissteigerungen, die auch uns treffen. Auch der Anstieg beim Mindestlohn gehört dazu. Um das auszugleichen, gibt es eine Preis-Gleit-Klausel. Über die Höhe wollen wir uns mit der Verwaltung verständigen, auch damit dort Planungssicherheit gegeben ist.

Anderswo werden städtische Bauhofleistungen alle zwei Jahre neu ausgeschrieben. Warum nicht in Riesa?

Über Art und Weise einer Ausschreibung entscheidet der Auftraggeber. Allerdings werden viele unserer Investitionen über rund zehn Jahre hinweg abgeschrieben – etwa eine Kehrmaschine, die mit 120 000 Euro Anschaffungskosten zu Buche schlägt. Müssten wir über einen kürzeren Zeitraum kalkulieren, käme das teurer. Deshalb investieren wir dieses Jahr noch erhebliche Summen, in den Folgejahren dann wesentlich weniger. Für zukünftige Investitionen brauchen wir Planungssicherheit über 2025 hinaus!

Das Gespräch führte Christoph Scharf.