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Ausgezeichnete Gefäßklempner

Das Klinikum gehört zu den besten in der Behandlung per Katheter. Die Anwendung ist für Patienten kaum zu spüren.

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© Andreas Weihs

Von Carina Brestrich

Freital. Eingriff Nummer 4 871 ist erledigt. Die Patientin ruht. Gerade noch ist Dr. Dirk Münch mit einem feinen, langen Schlauch, einem Katheter, durch ihre Adern gewandert. Ohne die Untersuchung hätte die Frau irgendwann nicht mehr laufen können. „Ein typischer Fall“, sagt der Internist, Kardiologe und Angiologe. Die Patientin ist starke Raucherin, ihre Arterien waren deshalb im Beckenbereich verstopft. Mit dem Katheter konnten Münch und sein Team den Kalk beseitigen.

Seit 2005 gibt es in den Helios Weißeritztal-Kliniken ein Katheterlabor. Dirk Münch hat die Angiologieabteilung – so heißt das Fachgebiet der Gefäßmedizin – aufgebaut und führt sie heute zusammen mit seinem Kollegen Dr. Thomas Nanning. Jährlich untersuchen sie um die 500 Patienten per Katheter. Dabei leisten sie eine buchstäblich ausgezeichnete Arbeit. Denn Ärzte und Krankenhaus haben jetzt für die Katheterbehandlung ein Gütesiegel bekommen. Damit gehören sie zu den führenden Angiologen in Sachsen. Im Freistaat sind mit Leipzig und Dresden nur zwei weitere Kliniken zertifiziert, insgesamt 35 sind es derzeit im gesamten Bundesgebiet.

Vergeben wird das Siegel, das fünf Jahre gültig ist, von den drei medizinischen Fachgesellschaften für Kardiologie, Angiologie und Radiologie. Etwa ein Jahr hat das Zertifizierungsverfahren gedauert. „Es ist eine Menge Papierkram“, erzählt Dirk Münch. „Man muss viele Nachweise bringen“, sagt er. So ist unter anderem eine Mindestzahl an Eingriffen zu belegen. Außerdem müssen die Mediziner darlegen, welche Geräte verwendet werden oder im Falle von Komplikationen bereit stehen.

Für die Weißeritztal-Kliniken ist das Gütesiegel ein großer Erfolg. Denn bei der Wahl des Krankenhauses spielen Zertifizierungen inzwischen eine wichtige Rolle, sagt Dirk Münch. So achten Patienten und überweisende Ärzte bei der Suche nach der richtigen Klinik auf solche Auszeichnungen. In Zeiten, in denen Krankenhäuser um Patienten konkurrieren, sind sie ein Zeichen für Qualität.

Doch als Qualitätsnachweis allein dient das Siegel nicht. Die Zertifizierung befähigt das Krankenhaus auch dazu, andere Ärzte in der Katheterbehandlung auszubilden. Das bedeutet: Aus ganz Deutschland können nun Ärzte nach Freital kommen, um bei Dirk Münch und seinem Team zu hospitieren. Bis jetzt gibt es noch keine Anfragen. „Die Zertifizierung ist aber auch noch ganz frisch“, sagt Dirk Münch.

Bis auf die Herzkranzarterien behandeln er und seine Kollegen die Schlagadern aller Körperregionen per Katheter. Für die Patienten ist es eine schonende, weitestgehend schmerzfreie und komplikationsarme Methode, die ohne Narkose erfolgt. Im Schnitt sind die Betroffenen 70 Jahre alt. In den meisten Fällen leiden sie unter Diabetes oder sind Raucher. Viele landen deshalb immer wieder auf dem Behandlungstisch im Freitaler Katheterlabor. In der Regel haben sie Probleme mit den Beinen und Füßen, sagt Dirk Münch. „Bei manchen haben sich die Arterien so zugesetzt, dass Amputationsgefahr besteht.“

Ob mit oder ohne Zertifizierung: Dirk Münch mag sein Arbeitsgebiet. Das Gute an der Katheterbehandlung sei, dass man so schnell Erfolge sieht: „Die Patienten kommen her, können nicht mehr richtig laufen und sind am nächsten Tag komplett beschwerdefrei“, sagt er.