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Ausgepresst

Weil der Softwareentwickler Dominic Sonntag zu viele Ideen hat, produziert er in Possendorf hochwertige Obstsäfte.

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© Andreas Weihs

Von Franz Werfel

Possendorf. Wir suchen Quitten, prangt es in großen Buchstaben auf der Internetseite von Dominic Sonntag. Besucht man den studierten Mathematiker in diesen Tagen auf dem Possendorfer Vierseithof seiner Familie, riecht es vor allem nach Äpfeln. Der 32-Jährige ist seit vier Jahren ein wichtiger Obstsaftpresser in der Region, sein kleines Unternehmen wächst stetig.

In einem zweiten Arbeitsschritt werden bis zu zehn Lagen Fruchtmaische übereinander gestapelt – und ausgepresst.
In einem zweiten Arbeitsschritt werden bis zu zehn Lagen Fruchtmaische übereinander gestapelt – und ausgepresst. © Andreas Weihs
Nach der Pasteurisierung läuft der frische Saft über die Füllmaschine direkt in den Kunststoffbeutel. Dieser landet dann im Pappkarton.
Nach der Pasteurisierung läuft der frische Saft über die Füllmaschine direkt in den Kunststoffbeutel. Dieser landet dann im Pappkarton. © Andreas Weihs

Das hängt auch mit den Quitten zusammen, die Dominic Sonntag derzeit so dringend braucht. Als eine Spezialität seines Hofes bietet er Apfel-Quittensaft an. Oder auch sortenreine Apfelsäfte, die ihm überregionale Anerkennung einbringen. „Sortenrein füllen nur sehr wenige ab, da bieten wir wirklich etwas Besonderes“, sagt der zweifache Familienvater. So kann man im Hofladen Apfelsaft etwa vom Kaiser Wilhelm, der Biesterfelder Renette oder dem Cox Orange kaufen.

Doch die eigene Saftherstellung ist nur ein kleiner Teil des Sonntag’schen Saftunternehmens. Mit mehr als 90 Prozent des Umsatzes generiert der Hausherr den größten Teil aus der Lohnversaftung. Dabei lassen Kunden aus der Region ihre eigenen Früchte, also Äpfel, Birnen, Trauben, Beeren und Quitten, bei Dominic Sonntag zu Saft verarbeiten. Nach zwei bis drei Tagen können sie ihren eigenen Saft dann in Possendorf abholen. Der Unternehmer verspricht, dass es sich dabei ausschließlich um Saft von den eigenen Früchten handelt. Das stellen eingespielte Abläufe und eine eigens programmierte Software sicher.

Denn eigentlich ist Dominic Sonntag Softwareentwickler. Zusammen mit einer Kollegin unterhält er ein Büro in der Dresdner Straße in Freital. Wenn nicht gerade Hochsaison bei der Obstpresse ist, ist der Laden auch besetzt. Dann können Kunden auch hier die Säfte kaufen.

Doch weil er gern neue Dinge probiert, hat sich Dominic Sonntag auch auf das Pressen verlegt. „Ich finde es reizvoll, in jedem Jahr drei Monate lang nur wenig im Büro zu sitzen und mich stattdessen mit meinen Kollegen um die Früchte zu kümmern“, sagt er. Neben einer fest angestellten Vollzeitkraft erweitert er in den Herbstmonaten sein Team um drei Saisonkräfte.

Apfelgeruch liegt in der Luft

Im Possendorfer Versaftungsraum riecht es stark nach Äpfeln. Die Mahlmaschine steht nicht still. Nach einer Minute ist die Apfelmaische für den nächsten Pressvorgang vorbereitet. In dicke Tücher wird diese eingeschlagen, fünf Lagen stapeln sich übereinander. Mit dicken Holzplatten presst der Metallarm auf die Maische – der frische Apfelsaft quillt hervor.

„Viele Kunden denken, je fester die Früchte, desto besser lassen sie sich auspressen. Aber das stimmt nicht“, erklärt Sonntag. Zu weich dürfen die Früchte aber auch nicht sein. Und man sollte sie nicht zu lange lagern, bevor man sie zum Pressen abgibt. „Studien haben ergeben, dass Äpfel, die bereits eine Woche liegen, einige Prozent ihres Saftes eingebüßt haben. Das Wasser in den Früchten verdunstet ziemlich schnell“, sagt Sonntag. Seine Faustregel: Im Schnitt lassen sich aus zehn Kilo Äpfeln sechs bis sieben Liter Saft pressen.

Fast 100 000 Liter Saft presst er aus den Früchten seiner Kunden in diesem Jahr. Nach dem Pressen wird der Saft pasteurisiert, damit er sich länger hält. Dazu wird er kurz auf rund 80 Grad erhitzt. Anschließend kommt er in Kunststoffbeutel, die bereits mit einem Zapfhahn ausgestattet sind. Diese kommen dann in schicke, grüne Pappkartons. Fertig. „Der Saft hält sich ungeöffnet ein Jahr lang, ist der Beutel angebrochen, sollte man ihn in etwa drei Monaten aufbrauchen“, sagt Dominic Sonntag. Es sei ein großer Vorteil, den das Abfüllen im Kunststoffbeutel biete. Dadurch, dass der Hahn bis zur Neige unter Saft steht, kann dieser nicht oxidieren. „Saft in Flaschen oder Tetrapacks hält sich bekanntlich nur wenige Tage.“

Zu seinen Abnehmern gehören auch Restaurants wie die Rosenschänke in Kreischa. „Die Chefin ist Weinsommelière und auch bei den Säften sehr anspruchsvoll.“ Etwas, das Dominic Sonntag gut gefällt. Damit er auch weiter mit seinen besonderen Säften punkten kann, fehlt jetzt, am Ende der Hochsaison nur noch eines: Quitten.

Noch bis Ende Oktober nimmt Dominic Sonntag Früchte zur Versaftung entgegen. Infos im Internet.