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Ausgedieselt in Pirna

Die Löbauer Eisenbahnfreunde wollen ihre Lok V 112 in Pirna reparieren lassen. Doch der Testlauf geht schief.

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© Archiv: Matthias Weber

Von Gabriel Wandt

Pirna. Es ist ein Bild aus besseren Tagen der Eisenbahnfreunde: Vor drei Jahren standen die Loks noch einträchtig vor dem Löbauer Lokschuppen – fahrbereit natürlich. Inzwischen ist die Freude getrübt, und vor Kurzem musste der Verein erneut einen Rückschlag hinnehmen. Wie Alfred Simm, Vorsitzender der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde, erzählt, sollte am 15. Juli die defekte Diesellok wieder frisch repariert aus Pirna zurück nach Löbau kommen. Eine Woche vor dem Termin wurde eine Testfahrt angesetzt, die den Reparaturerfolg bestätigen sollte. Doch es kam anders. Bei der Probefahrt nach einer Reparatur wird an die zu testende Lok eine zweite angehängt, erklärt Simm das Prozedere. Diese zweite Lok simuliert einen schweren Zug, indem dort die Bremsen angezogen werden. Dann muss die Führungslok zeigen, ob sie die Last ziehen kann. Früher wurden solche Versuche tatsächlich mit langen Wagenreihen gemacht. Heute nutzt man die Bremsen einer Lokomotive, um im Zweifelsfall die Last sofort reduzieren zu können. Das war auch im Fall der Löbauer Diesellok nötig. Die Testfahrt dauerte nicht lange, es stieg ordentlich Qualm auf, und die Motordrehzahl sackte in den Keller. Aus der Traum vom Rückführen der Lok nach Löbau. Die Fahrt ging zurück in Richtung Werkstatt, gezogen von der Lok, die eigentlich nur die Last simulieren sollte. „Im Stillstand hat die Lok funktioniert“, sagt Simm. Den Härtetest hat sie nicht bestanden.

Die Enttäuschung über den fehlgeschlagenen Testlauf reiht sich ein in die Kette ärgerlicher Ereignisse rund um die Diesellok der Baureihe V 100, die im Dezember 2014 begonnen hatte. Seit elf Jahren tut die Lok Dienst für die Löbauer Bahnfans, bei der Fahrt zum Nikolaustag vor anderthalb Jahren machte sie in Bischofswerda plötzlich Probleme. Der Verein verkürzte die Fahrt, fuhr auf direktem Weg nach Löbau zurück – die Fahrgäste zeigten Verständnis. Wenige Tage später die Gewissheit: Getriebeschaden. Eine lange Suche nach einem Ersatz und dem nötigen Geld beginnt. Zwar findet sich rasch ein Getriebe, es taugt allerdings nicht zum Einbau, die Suche geht weiter. Dann ein erneuter Treffer: Ein passendes Getriebe ist gefunden. Die Löbauer Diesellok kommt nach Pirna in die Werkstatt. Dort wird das Getriebe eingebaut, zugleich viel Technik der Lok generalüberholt. Die Eisenbahnfreunde wollen die Werkstattmöglichkeiten nutzen – und dürfen das auch. Immer wieder fahren Vereinsmitglieder nach Pirna und legen selbst Hand an. Die Pirnaer Werkstatttechniker kümmern sich derweil ums Getriebe. Zu den Maschinenhaustagen im Mai sollte die Lok wieder zurück sein. Dann folgt ein Test – und die nächste Enttäuschung. Das Getriebe hält zwar, doch weitere Bauteile haben den Geist aufgegeben. Die V 112 muss in Pirna bleiben, es wird weiter repariert.

Um die 200 000 Euro waren für Getriebewechsel, Reparaturen sowie die Hauptuntersuchung eingeplant. Dafür hatte der Verein Spenden gesammelt. Inwieweit der neuerliche Rückschlag die Kosten hochtreibt, muss sich noch herausstellen. Es sei noch völlig unklar, ob sich nun ein großes oder ein kleines Problem gezeigt habe, sagt Simm. Diese Unsicherheit wird noch ein paar Wochen anhalten: Auch in der Pirnaer Werkstatt herrscht Urlaubszeit, und wenn die zuständigen Mechaniker wieder im Dienst sind, muss erst einmal wieder Platz sein in der Lokwerkstatt, um die Löbauer Lokomotive erneut unter die Lupe zu nehmen. Vor August werde das nichts, hat Simm erfahren müssen. Dabei ist die Lok wichtig für die Sonderfahrten, die der Verein unternimmt. Die nächste ist schon angesetzt: am 27. August nach Zschopau.