Merken

Ausgebüxtes Damwild sorgt für Ärger

Die Tiere stammen aus dem Klingenberger Gatter. Nun sind sie offenbar im Tharandter Wald unterwegs.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Von Regine Schlesinger

Colmnitz. Die Colmnitzer Agrargenossenschaft und der Sachsenforst werden sich demnächst wohl vor Gericht treffen. Der Sachsenforst hat den Colmnitzern eine Rechnung geschickt, die diese nicht bezahlen wollen. Weil das ganze Verfahren noch läuft, will sich Harald Lehradt, der Vorstandsvorsitzende der Colmnitzer Agrargenossenschaft, dazu eigentlich noch gar nicht groß äußern. Die Sache ist ärgerlich genug. Was war passiert?

Im Spätwinter dieses Jahres waren aus dem Damwildgehege in Klingenberg etliche Tiere ausgebüxt. Das Gehege gehört der Agrargenossenschaft, die das Fleisch der Tiere vermarktet. Etwa 100 Tiere hält die Genossenschaft auf dem weitläufigen Gelände. Durch einen Sturm soll ein Baum umgestürzt sein und dabei den Zaun des Gatters beschädigt haben. Das Damwild nutzte die Gelegenheit und suchte das Weite. Geschätzt 50 Tiere sollen entlaufen sein.

Gelandet sind sie offenbar im nahe gelegenen Tharandter Wald. Hier gab es bis dato nur sehr vereinzelt Damwild, wie Kristina Funke vom Forstbezirk Bärenfels sagt. Das änderte sich aber im Frühjahr. Auf den Flächen zwischen dem Standort des Gatters in Klingenberg bis hinein in den südlichen Teil des Grillenburger Reviers wurde wiederholt Damwild gesichtet. Und nicht nur das – es soll auch seine Spuren an den Pflanzen hinterlassen haben. Revierförster haben vermehrt sogenannte Verbissschäden in den Waldgebieten feststellen müssen, in denen das Damwild gesichtet wurde, erklärt Kristina Funke.

Gutachten ausgelöst

Beim Forstbezirk wollte man es genauer wissen und zog einen externen Forstsachverständigen hinzu, um zu ermitteln, welchen Umfang die Schäden haben und was das finanziell bedeutet. Der Sachverständige wurde in der ersten Junihälfte auf knapp 50 Hektar Waldfläche im Revier Grillenburg tätig. Im Besonderen ging es um die durch den Verbiss gefährdeten Kulturen bis zu einer Pflanzenhöhe von 1,50 Metern.

Kristina Funke verweist darauf, dass der Forstbetrieb in die Wiederaufforstung von Kahlflächen, die durch Sturm entstanden sind, sowie die Verjüngung von Beständen unter dem schützenden Schirm alter Bäume – den sogenannten Voranbau – erheblich investiert hat. Je nachdem, wie sehr sich das Schalenwild, zu dem das Damwild gehört, an den Pflanzen gütlich getan hat, fallen die Schäden aus. Sie reichen von Wachstumsverlusten bis hin zum völligen Absterben der Pflanzen. Der vom Forstbetrieb hinzugezogene Sachverständige hat schließlich ein Gutachten vorgelegt, das Grundlage für die Rechnung über mehrere Tausend Euro war, die an die Agrargenossenschaft gegangen ist. „Wir haben sie unserem Anwalt und unserer Versicherung übergeben“, sagt Harald Lehradt. Er ist offenbar nicht davon überzeugt, dass die Schäden in jedem Fall dem Klingenberger Damwild zuzuschreiben sind. Es gäbe im Tharandter Wald noch weiteres Damwild und auch andere Tiere, die dafür infrage kommen könnten, sagt er.

Das Gatter ist inzwischen wieder instand gesetzt, der Zaun weitgehend erneuert, versichert der Landwirt. Im Tharandter Wald sind währenddessen die angrenzenden Jagdpächter und die Jäger vom Sachsenforst dabei, das Damwild wieder zu dezimieren. 30 Tiere wurden bereits erlegt. Ob sie aus dem Klingenberger Damwildgehege stammen, lässt sich allerdings nicht feststellen, da die Tiere nicht gekennzeichnet sind. Weil das Damwild im Mai seine Kälber bekommen hat, dürften immer noch gut 40 Tiere in den Wäldern und den angrenzenden Fluren unterwegs sein, schätzt der Forst ein.