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Aus Spaß am Punk

„Rock im Herbst“ in Feldschlößchen steht vor der Tür. Johannes Baumgärtel und seine Helfer arbeiten mit Hochdruck.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Feldschlößchen. Auf der Autobahn muss es gewesen sein. Zwischen Berlin und Dresden. Im Radio lief der Sender „Fritz“ und stellte junge noch unbekannte Bands vor. „Ich war wie elektrisiert. Aus den Lautsprechern kam Hip-Hop, mitreißend, mit tollen Texten. ,Asthma la vista‘ war der Name der Band, leicht zu merken. Gleich am nächsten Tag habe ich eine E-Mail an sie losgeschickt“, erzählt Johannes Baumgärtel.

Das war vor einigen Monaten. Jetzt sind die jungen Musiker aus Leipzig und Chemnitz fest gebucht. Sie stehen beim Rock-im- Herbst-Festival in Feldschlößchen auf der Bühne. Er organisiert das gemeinsam mit René Brückner mittlerweile zum fünften Mal. Sieben Gruppen werden an dem Abend auf der Bühne stehen. Hip-Hop, Rock, Punk. „Ich freue mich darauf, alle live zu hören“, sagt Baumgärtel. Das sagt er nicht nur so daher, weil er das Festival organisiert. „Ich höre die Musik auch privat. Das ganze Spektrum, Punk besonders.“

Vermutlich ist nur so zu erklären, dass jedes Jahr der Kraftakt gelingt. Eine Bühne auf eine Wiese in einem 700 Einwohner zählenden Dorf zu stellen und etwa genauso viele Musikfans anzulocken. Finanziell zahlt sich das Event lange nicht aus, sagt der Organisator. „Schon eine Schwarze Null wäre schön. Aber Festivals sind teuer. Bühne, Technik, Catering, alles muss auf die grüne Wiese gefahren, aufgebaut und wieder abmontiert werden. Bei 20 Euro Eintritt würden viele Zuhause bleiben. Wir machen das, weil es toll ist, einen solchen Abend zu erleben.“ Vielleicht spricht sich Rock im Herbst ja weiter herum, die gute Musik, das besondere Flair auf der Wiese hinter der Knorpelschänke in Feldschlößchen. „Wir tun alles dafür, dass sich die Besucher wohlfühlen. Das wohl größte Festival Deutschlands in Wacken hat auch einmal klein angefangen.“

Ziemliches Gewusel

Ein Grund für das Engagement ist sicher, dass er selbst als Schlagzeuger spielte. Die Band „Krieger“ war bekannt. Aus dieser Zeit weiß er, was zu einem guten Festival dazugehört, aus Sicht der Musiker. „Es gibt nichts Schlimmeres, als eine genervte Band auf der Bühne. Dann haben die keinen Spaß und die Zuhörer auch nicht.“ An dem Tag muss deshalb alles funktionieren wie am Schnürchen. „Von außen sieht das vielleicht einfach aus. Aber es sind allein etwa 50 Musiker zu versorgen. Sie kommen zu unterschiedlichen Zeiten an, ihre Instrumente müssen ausgeräumt werden. Das ist schon ein ziemliches Gewusel.“ Hinzu kommen rund 30 Helfer, die beispielsweise die Technik nach jedem Auftritt umbauen. An den Abenden wird ein Raum in der Knorpelschänke zum Backstage-Bereich umfunktioniert. Da stehen Sofas zum relaxen vor und nach dem Auftritt, es gibt einen Imbiss. Der Raum ist geheizt. Anfang Oktober können die Nächte schon kalt werden. Johannes Baumgärtel hat an dem Tag keine ruhige Minute. Ob er dann nicht lieber auf der Bühne stehen will? „Nein. Ich genieße trotz des Trubels diesen Tag. Das ist auch eine Form Kunst zu machen. Wir stellen ja die Gruppen des Abends zusammen und planen den Ablauf.“ Eine Band muss rotieren, sonst stirbt sie, sagt er. „Sie muss ständig in Bewegung sein - Proben, Auftritte. Dafür habe ich die Zeit einfach nicht mehr.“

Neue Platte im Gepäck

An dem 8. Oktober wird von 18 Uhr bis in den späten Abend Musik nonstop gespielt, unterbrochen lediglich durch die kurzen Umbaupausen. „Wir haben bewusst die Form eines Festivals gewählt, bei dem die Bands zwischen einer halben und einer Stunde spielen. Das ist Bewegung in dem Abend. Die Besucher bekommen ganz unterschiedliche Musikstile zu hören. Langeweile kommt da nicht auf.“

Seit mehr als einem Jahr ist der Veranstalter auf der Suche nach geeigneten Bands. „Wir bekommen immer wieder Anfragen von Musikern. Wenn sie zu uns passen, dann können sie in Feldschlößchen auftreten. Wieder andere kennen wir persönlich und andere buchen wir ganz klassisch über die Agentur oder ich höre sie eben im Radio.“ Die Verträge werden dabei schon etliche Monate vor dem Konzert abgeschossen. „Sonst sind bei den Bands schon alle Termine weg.“ In diesem Jahr werden ganz unterschiedliche Musiker auftreten. Der Reigen wird mit „Kill me pussycat“ aus Dresden eröffnet. „Das ist kraftvoller Rock.“ Dann folgen „The Cold Rush“ mit Gothik-Elektro-Rock, die Hip-Hoper „Asthma La Vista“ und „GT“ aus Großröhrsdorf. „Wir freuen uns, dass sie an dem Abend ihre neue Platte vorstellen werden.“

Strongbow aus Dresden haben dann Punk-Musik im Gepäck. Anschließend stehen die Konzert-Höhepunkte bevor: die Alex Mofa Gang und Dyse. „Beide Auftritte werden ganz besondere Leckerbissen. Beide Bands haben nicht ohne Grund in diesem Sommer auf mehreren großen Festivals gespielt.“ Der Eintritt für den Spaß: ganze acht Euro. Zwischen 17 und 18 Uhr ist der Eintritt frei.