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Aus Nünchritz in die Oberlausitz

Tobias Schwarzenberg ist neuer Pfarrer für Rammenau, Bretnig und Hauswalde. Die Lausitz war sein Wunsch.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Rammenau/Nünchritz. Um die Gesundheit ihres ersten Kindes mussten Tobias Schwarzenberg und seine Frau bangen. Schon vor der Geburt erhielten sie eine besorgniserregende Diagnose. Im Alter von drei Monaten mussten sie ihr Mädchen operieren lassen. Tobias Schwarzenberg weiß, wie das ist, wenn ein Schock ins Leben fällt. Er kennt die Sorgen einer ungewissen Zukunft, wenn sich der erhoffte Traumjob nicht findet, und kann sich einfühlen in die Leere, die einen nach einem Jobverlust überfällt.

Tobias Schwarzenberg ist ein Pfarrer, der die Menschen versteht, weil er viele Sorgen selbst erlebte. Seit dem 13. Februar ist Tobias Schwarzenberg der Pfarrer für Rammenau, Bretnig und Hauswalde und damit für insgesamt rund 1 300 Gemeindeglieder. Zwar sind noch nicht alle Umzugskisten ausgepackt, muss er sich an die tiefen Decken im Pfarrhaus gewöhnen und denken die drei Kinder noch immer, sie seien hier im Urlaub. „Doch wir sind angekommen“, sagt Tobias Schwarzenberg.

Der 40-Jährige stammt aus Karl-Marx-Stadt. Sein Abitur legte er in Oelsnitz im Erzgebirge ab. Seine Eltern, die Mutter Kinderärztin, der Vater Ingenieur, hatte es nach Nünchritz aufs Land ins eigene Haus gezogen. Dort gehörte der Sohn der Jungen Gemeinde an und sang bei Ten Sing mit. „Ab der elften Klasse wusste ich, dass ich Theologie studieren wollte.“ Der Opa war Pfarrer. Als er dessen alte hebräische Bibel auf dem Dachboden fand, sei er fasziniert gewesen. 1996 trat er das Theologiestudium in Leipzig an, das er 2003 abschloss.

Danach zog es das Wendekind zunächst fort. „Ich pilgerte von Spanien aus über den Jacobsweg nach Santiago de Compostela.“ 900 Kilometer zu Fuß. Wieder daheim brauchte er viel Kraft: Der Traum vom Vikariat auf dem Ausbildungsweg hin zum Pfarrer platzte. „Im Gegensatz zu heute gab es zu viele Bewerber für zu wenige Stellen“, sagt Tobias Schwarzenberg. Er orientierte sich um. „Ich arbeitete ein Jahr in der Altenpflege und schloss 2006 eine Ausbildung im Bereich Sozialmanagement ab.“ In einer Einrichtung für autistische Jugendliche baute er eine Wohngruppe auf und arbeitete als stellvertretender Leiter. „Doch dann wurden die Mittel gestrichen, ich verlor meinen Job“, so Schwarzenberg.

Was nun? Das erste Kind war gerade geboren worden, noch immer sorgten sich die Eltern um die Gesundheit des Mädchens. Es war eine schwere Zeit. „In einem unserer vielen Gespräche erinnerte mich meine Frau dann plötzlich wieder daran, dass ich ja eigentlich Pfarrer werden wollte“, sagt Schwarzenberg. „Sie hatte da plötzlich etwas in mir angestupst.“ Er erkundigte sich bei der Landeskirche, wenig später bekam er die Chance auf ein Vikariat. Tobias Schwarzenberg bot sich verspätet die Chance, Pfarrer zu sein. „Das Gute daran war, dass ich um vieles reicher an Lebens- und Berufserfahrung war“, sagt er.

2013 trat Tobias Schwarzenberg seine erste Pfarrstelle in Eppendorf und Waltersdorf am Fuße des Erzgebirges an. Er predigte, verheiratete, taufte, tröstete, musizierte. Tobias Schwarzenberg war anerkannt, dennoch zog es ihn nach drei Jahren fort. „Meine Frau stammt aus Bautzen, wir hatten schon länger den Wunsch in die Lausitz zu kommen.“ Er erkundigte sich bei der Superintendentur in Bautzen nach Einsatzmöglichkeiten, Rammenau war eine davon. Im September bewarb er sich in einem Gottesdienst, die Kirchenvorstände stimmten zu. Jetzt ist Leben eingezogen im Rammenauer Pfarrhaus.