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Aus Manchester nach Bautzen

Juliane Naumann ist die neue Baubürgermeisterin. Von ihrer Aufgabe hat sie klare Vorstellungen.

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© Carmen Schumann

Von Marleen Hollenbach

Die Tasche hat sie locker über ihre Schulter gehängt. Lässig lehnt sie an ihr Fahrrad. Ihr Blick ist fest nach vorn gerichtet. Juliane Naumann ist keine Frau, die sich schnell einschüchtern lässt. Das hat sie gerade erst bewiesen. Die 39-Jährige sprach vor den Bautzener Stadträten. Sie stellte sich vor, machte Werbung in eigener Sache. Ohne zu haspeln, ohne einen Versprecher. Und sie überzeugte. 25 von 31 Bautzener Stadträten wählten sie zur neuen Baubürgermeisterin. „Das ist schon ein wirklich gutes Gefühl“, sagt sie.

Trotzdem ist da auch ein wenig Aufregung und jede Menge Respekt mit dabei. Die Architektin wird ihren Job als Referentin im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft aufgeben und sich ab Dezember in Bautzen um das Bauverwaltungsamt, das Hoch- und Tiefbauamt sowie den Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung kümmern. Sieben Jahre lang wird sie in Bautzen mitentscheiden, die Stadt entwickeln, sie bestenfalls voranbringen. „Ein leichtes Spiel wird es nicht“, sagt sie. Dabei kennt Juliane Naumann die Stadt Bautzen erst seit zwei Jahren. Ursprünglich kommt sie aus Sachsen-Anhalt, studierte Architektur und Europäische Urbanistik in Wismar und Weimar. Zum Studium gehörte auch ein Aufenthalt im Ausland. Naumann entschied sich für Manchester. „Mich hat diese Stadt fasziniert, weil hier die Narben der postindustriellen Vergangenheit sichtbar sind und es gleichzeitig eine einzigartige Dynamik gibt“, sagt sie.

Eine Veränderung gebraucht

Juliane Naumann blieb dort, schrieb ihre Masterarbeit. Sie lernte immer mehr Menschen kennen und fasste schließlich den Entschluss nach dem Studium mit ihrem Mann nach Manchester zu ziehen. „Wir wollten maximal fünf Jahre bleiben. Daraus sind zehn Jahre geworden“, erklärt sie. Die 39-Jährige ließ Industriebrachen neu entstehen. Sie leitete Projekte und entwickelte in der 500 000-Einwohner-Stadt komplette Quartiere, in denen so viele Menschen leben wie in ganz Bautzen. „Es ging bei meiner Arbeit in England vor allem darum, zu erforschen, was die Stadt mitbringt und wie man sie zukunftsfähig gestalten kann“, erklärt die Architektin.

Doch nach zehn Jahren brauchte sie eine Veränderung. Juliane Naumann zog mit ihrem Mann und den zwei Töchtern zurück nach Deutschland. „Bautzen war zunächst Neuland für uns. Aber wir haben uns die Stadt angesehen und waren sofort begeistert. Wir kamen von der Insel, da gefiel uns die Vorstellung, im Herzen Europas zu wohnen“, sagt sie. Als dann auch noch die Stelle des Baubürgermeisters frei wurde, erkannte die 39-Jährige ihre Chance.

Zuerst Mitarbeiter und Abläufe kennenlernen

Ihre Erfahrungen und ihr Wissen will sie nun in Bautzen einbringen. Dabei geht es ihr aber nicht darum, aus der Stadt an der Spree ein zweites Manchester zu machen. Sie möchte vielmehr die historische Bausubstanz pflegen und zeitgenössische Architektur fördern. Konkreter kann Juliane Naumann noch nicht werden. „Ich werde jetzt erst einmal die Mitarbeiter und Abläufe kennenlernen. Dann erst kann man Schwerpunkte erarbeiten“, sagt sie. Eine Sache ist der Architektin aber schon jetzt sehr wichtig – die Bürgerbeteiligung. Sie will mit den Anwohnern ins Gespräch kommen, ihre Meinung wissen. Einerseits, um die Erfahrung der Bautzener zu nutzen und ihre Bedürfnisse kennenzulernen. „Es geht aber auch um Akzeptanz. Wenn die Bewohner mitreden können, haben sie mehr Verständnis für das, was geplant ist. Und sie werden das auch mehr wertschätzen und pflegen“, erklärt Naumann.

Furcht vor Auseinandersetzungen mit Anwohnern hat sie nicht. Dass auch mal Wünsche geäußert werden, die unrealistisch sind, gehöre einfach mit dazu. Und wenn ihr doch einmal alles zu stressig werden sollte, dann will die neue Baubürgermeisterin die Wanderschuhe auspacken. In der Natur entspannt sie am liebsten.