SZ +
Merken

Aus Kleingärten werden Wochenendgrundstücke

Swimmingpool statt Kartoffeln: In der Sparte am Schafberg zeigen die Laubenpieper dem Kleingartengesetz die Rote Karte.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Der Kleingartenverein Am Schafsberg in Rödern dürfte bald Geschichte sein. Ein neuer Verein, die Freunde der Gartenanlage Rödern, hatte sich gegründet, damit Pächter ihre Parzelle auch als reines Erholungsland nutzen können (SZ berichtete). Will heißen: Die allermeisten Mitglieder werden sie in diesem Jahr von der Gemeinde, der das Land gehört, kaufen. Die Einnahmen hat Ebersbach bereits in den Haushalt eingestellt. Zum Ende des Monats soll der Unterpachtvertrag mit dem Verband der Gartenfreunde Großenhain aufgehoben werden. Ein seltener Weg. Damit lösen sich die bisherigen Kleingärtner vom Bundeskleingartengesetz. Vorschriften wie ein gärtnerischer Anbau und bauliche Begrenzungen gelten für sie dann nicht mehr. Allerdings auch nicht die günstige Pacht.

Lauben sind Wochenendhäuser

Dass es mal so kommt, lag vielleicht schon in der Luft. Denn die Entwicklung der Sparte Am Schafsberg war besonders. Viele Dresdner sind hier Inhaber der rund 130 Gärten. Sie übernachten am Wochenende in Rödern, haben viel Rasenfläche, bauen längst nicht mehr alle Kartoffeln und Tomaten an. Zudem gibt es in der Anlage bereits Privatparzellen.

Im vorigen Jahr verdichtete sich der Wunsch, eine neue Nutzung für die Anlage anzustreben, die Grundstücke zu kaufen, eine freie Erholungsanlage zu werden. Bezahlen die Kleingärtner bisher vier Cent pro Quadratmeter Pacht, so will die Gemeinde das Erholungsland für zehn Cent verpachten bzw. für 3,50 Euro pro Quadratmeter veräußern. „90 bis 95 Prozent der Mitglieder wollen kaufen“, weiß Rene Strobach, der stellvertretende Vorsitzende des neuen Vereins. Auch er ist Dresdner.

Mit der Gemeinde und dem Kreisverband der Gartenfreunde Großenhain wurde deshalb eine vorfristige Aufhebung des Pachtvertrages für Ende März vereinbart. Denn bisher ist der Kreisverband Vertragspartner der Gemeinde als Flächenbesitzer. „Künftig wird es unser neuer Verein sein“, sagt Rene Strobach. Trinkwasser und Strom sollen weiter abgesichert werden. Für die öffentlichen Wege und Leitungen wollen die Freunde der Gartenanlage e.V. die Pacht übernehmen, mit Vorkaufsrecht. „Nachteile müssen Sie nicht befürchten, da über alle Folgeverträge bereits mündliches Einvernehmen besteht“, so der Verein auf seiner Internetseite. Doch gerade um diese Folgeverträge macht sich Hans-Jürgen Kriegler vom Kreisverein Sorgen. Er möchte zum mündlichen Einvernehmen mit der Gemeinde gern ein schriftliches dazu und will vorerst den Verbandsanwalt konsultieren. Kriegler befürchtet Schadenersatzforderungen, wenn Vorstellungen der Kleingärtner nicht aufgehen. Doch davon hat ihn der neue Verein bereits freistellt.

Mitgliederversammlung verschoben

Rene Strobach sieht diese Bedenken als Verzögerungstaktik. Dass die schon bezahlte Verbandsversicherung ab April blitzartig wegfällt, sei den Mitgliedern bekannt. Neue Verträge müssten abgeschlossen werden. „Die Leute wollen aber endlich wissen, woran sie sind, sie haben die Nase voll von diesem Schwebezustand“, meint Strobach. Mit der Gemeinde ist man sich einig. Eine für den 22. März geplante Mitgliederversammlung musste aber vorerst verschoben werden.

www.gartenfreunde-rödern.de