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Aus für Oybins letzten Einkaufsmarkt

Der Laden an der Straße der Jugend ist geschlossen. Damit gibt es im Urlauberort nun keine Lebensmittel mehr zu kaufen.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Oybin. Es war das wichtigste Thema bei der jüngsten Sitzung der Gemeinderäte, obwohl es gar nicht auf der Tagesordnung stand: Der WM-Markt an der Straße der Jugend in Oybin ist geschlossen. Seit dem 26. Februar – dem Tag, an dem sich abends die Gemeinderäte trafen – ist die Tür des kleinen Einkaufsmarktes zu, nach fast 20 Jahren. Im Rund der Gemeinderäte stieß die Nachricht auf großes Bedauern – schließlich verliert Oybin damit den letzten Einkaufsladen für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs. Ein Bäcker und ein Fleischer, die es früher auch einmal in dem Urlauberort gab, haben schon vor Jahren ihre Türen geschlossen. Einwohner und Touristen der Gebirgsgemeinde finden die nächstgelegenen Einkaufsmärkte nun entweder in Olbersdorf oder Jonsdorf.

Inhaber und Betreiber des kleinen Oybiner Einkaufsmarktes war der Zittauer Geschäftsmann Wolfgang Märkisch. Er betreibt in der Region, unter den Bezeichnungen WM Getränke- und Lebensmittelmärkte, sowie „Nah & Frisch“-Lebensmittelmärkte mehrere Verkaufseinrichtungen, darunter in Zittau, Olbersdorf, Mittelherwigsdorf und Oderwitz. Den WM-Markt in Oybin hat er im August 1998 eröffnet. Das jetzige Aus des Einkaufsmarktes in Oybin hat sich für ihn schon länger abgezeichnet. „In den letzten fünf Jahren hab ich in dem Laden nur noch Miese gemacht, weil kaum einer was gekauft hat“, erzählt der Zittauer Geschäftsmann. Dabei habe er sich stets bemüht, ein komplettes, wenn auch kleines Sortiment an Lebensmitteln in seinem Markt anzubieten, so Märkisch. Doch letztlich fehlte es an kauffreudiger Kundschaft. Kamen Kunden aus dem Ort, hätten die meist nur Kleinigkeiten gekauft, zum Beispiel ein Stück Butter oder Milch. Andererseits wären ältere Oybiner, die den Einkaufsmarkt einst genutzt haben, gestorben. Jüngere Oybiner würden dagegen ihre Einkäufe eher in den großen Supermärkten tätigen, sagt Wolfgang Märkisch.

Zwar seien immer wieder auch Urlauber in den Oybiner Einkaufsmarkt gekommen, doch die hätten auch keine großen Einkäufe getätigt, so Märkisch. „Damit kann man mit einem solchen Laden natürlich nicht überleben“, sagt der Geschäftsmann. Er macht den gängigen Sparwahn in der Gesellschaft mit verantwortlich für das Sterben kleiner Einkaufsmärkte auf dem Land: „Das Denken der Leute muss sich ändern. Geiz ist nicht immer geil“, sagt Wolfgang Märkisch. Viele Menschen hätten dafür aber kein Verständnis, findet er.

Doch auch Personalnot hat das Aus des Einkaufsmarktes beschleunigt. Der Laden, der an den Wochentagen und Sonnabendvormittag geöffnet war, wurde von einer Mitarbeiterin am Laufen gehalten. Als eine langjährige Angestellte aufgehört hatte, sei es ihm nicht mehr gelungen, eine Nachfolgerin nach Oybin zu bekommen. „Ich habe zum Schluss niemanden mehr gefunden, der dort arbeiten will“, sagt Wolfgang Märkisch. Und auch von der Gemeinde fühlt sich Märkisch etwas im Stich gelassen: „Ich habe vor Jahren mal den Bürgermeister gefragt, ob man mit einem Schild auf den Laden aufmerksam machen kann. Passiert ist aber nichts.“ Darum zieht er nun einen Schlussstrich: „Ich habe lange durchgehalten“, sagt Wolfgang Märkisch.

Oybins Bürgermeister Hans-Jürgen Goth (Die Linke) sieht den Hauptgrund für die Schließung des Einkaufsmarktes ebenfalls in der fehlenden Kundenresonanz. „Der Laden hatte über Jahre hinweg schon zu wenig Kundschaft“, sagt Goth, und stellt einen Zusammenhang zum Gesellschaftssystem her. „Unternehmertum lohnt sich nicht mehr“, sagt der Bürgermeister. Seiner Meinung nach werde es kaum klappen, einen Nachfolger für den Einkaufsmarkt in Oybin zu finden. „Wenn der bisherige Laden sich nicht getragen hat, ist es schwer, jemanden Neues zu finden.“ Zumal Märkisch ein Händler aus der Region war. „Wer sollte es besser machen“, fragt Goth.