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Aus für Anschlussstelle Hermsdorf?

Verkehrsplaner haben ihre Ergebnisse zur Ortsumfahrung präsentiert. Begeistert ist davon in Ottendorf niemand.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Ottendorf. Einen dicken weißen Ordner, gefüllt mit Hunderten Seiten, hatte Verkehrsplaner Frank Rotscholl am Montagabend vor sich auf dem Tisch liegen. „Das sind die Unterlagen zur Untersuchung der Verkehrslage im Dresdner Norden“, erklärte der Mitarbeiter des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) den zahlreichen Zuhörern, die sich an diesem Abend zur Gemeinderatssitzung von Ottendorf im Speisesaal der Grundschule dicht aneinanderdrängten. Sie alle waren gekommen, um die Ergebnisse, die sich in dem dicken Ordner verbargen, zu erfahren. Denn bei den Untersuchungen, die das Lasuv in den vergangenen Jahren vorgenommen hat, spielt die Großgemeinde Ottendorf-Okrilla eine wichtige Rolle. Denn zum einen stehen dabei eine Ortsumfahrung der B 97 sowie die umstrittene Autobahnanschlussstelle Hermsdorf zur Debatte.

Welche Variante erhält den Vorzug?

Doch nicht nur diese beiden Themen haben die Verkehrsplaner beschäftigt. Denn die verworrene Verkehrslage im Dresdner Norden beinhaltet noch zahlreiche weitere Problemstellen. So mussten sich die Fachleute außerdem noch mit dem Wunsch der Stadt Dresden beschäftigen, eine bessere Anbindung des Weixdorfer Gewerbegebiets Promigberg an die A 4 zu realisieren.

Außerdem untersuchten die Planer die Anschlussstelle Marsdorf an der A 13 mit ihrer holprigen und viel zu unübersichtlichen Zuwegung durch die S 58. Das große Ziel, so Frank Rotscholl an diesem Abend, sei es aber in jedem Fall, den Verkehr aus den Ortschaften auf die Autobahnen umzulenken. Und das ist im Fall Ottendorf-Okrilla am ehesten mit einer Ortsumfahrung der B 97 möglich.

Doch dieser Fakt ist nicht neu. Die Anwohner von Ottendorf warteten eher fieberhaft darauf, welche Variante das Lasuv bevorzugt. Schließlich stehen bereits seit mehreren Monaten zwei verschiedene Trassen zur Auswahl: Die sehr umstrittene und durch die Einwohner heftig abgelehnte West-Variante, die ab dem Ortseingang im Ottendorfer Norden über den Wachberg und durch Medingen hindurch in Richtung Promigberg und dort zur A 4 führen würde.

Die zweite Möglichkeit sieht die Verlegung der B 97 im Osten der Gemeinde über den Farrenberg und hinterm Teichwiesenbad entlang vor. Und das Ergebnis? Es gibt noch keines! Die Verkehrsplaner halten beide Varianten für möglich, welche besser ist, muss eine genauere Untersuchung zeigen. Doch eines hat Frank Rotscholl an diesem Abend betont: Eine Ortsumfahrung für Ottendorf macht nur Sinn, wenn die Anschlussstelle Hermsdorf, die sich mitten im Ort befindet, verschwindet. „Wenn die Autobahnanschlussstelle bleibt, bleibt auch der Verkehr in Ottendorf“, versuchte der Verkehrsplaner den Zuhörern zu verdeutlichen.

Empörung im Saal

Doch dieser Satz sorgte bei allen Anwesenden erwartungsgemäß für Empörung. Denn niemand will auf die Anschlussstelle in Hermsdorf verzichten. Und die Gründe sind vielseitig, kamen am Montagabend alle erneut zur Sprache. So sehen einige Gemeinderäte in der Schließung der Auffahrt Hermsdorf nur das versteckte Ziel der Stadt Dresden, die Anschlussstelle nach Weixdorf und an das Gewerbegebiet Promigberg zu verlegen. Schließlich habe Frank Rotscholl deutlich gesagt, dass es in Weixdorf keine Anschlussstelle geben kann, solange die in Hermsdorf existiert. Außerdem seien die beiden Anschlussstellen in Hermsdorf und in Ottendorf-Okrilla wichtig für das riesige Gewerbegebiet der Gemeinde.

Und auch die Ottendorfer Feuerwehr, die zu vielen Einsätzen auf der Autobahn ausrückt, hat so bessere Möglichkeiten, ihre Pflicht zu erfüllen. Doch damit nicht genug. CDU-Gemeinderat Mirko Thomas brachte einen weiteren, wichtigen Punkt zur Sprache: Die Entwicklung des Betonwerkareals. Denn die Gemeinde plane auf dieser Fläche, die sich mitten in der Ortschaft befindet, unter anderem ein neues Wohngebiet zu entwickeln. „Langfristig rechnen wir mit 5 000 Einwohnern mehr“, so der Gemeinderat.

Doch was hat das mit Hermsdorf zu tun? Ganz einfach: Das Betonwerkareal liegt in unmittelbarer Nähe zur Autobahnauffahrt und wäre damit der kürzeste Weg von Ottendorf über die Autobahn in Richtung Dresden. „Wird die Auffahrt geschlossen, fahren all diese Einwohner mitten durch den Ort, um zur Anschlussstelle Ottendorf-Okrilla zu gelangen“, so Mirko Thomas. Sprich: Wieder mehr Verkehr.

Variantenüberprüfung geht weiter

Kurzum: Die Bürger von Ottendorf und der Gemeinderat wehren sich weiterhin vehement gegen die Schließung ihrer Anschlussstelle. Lasuv-Mitarbeiter Frank Rotscholl konnte diese Hinweise vorerst nur zur Kenntnis nehmen. Gleichzeitig betonte er, dass die Ergebnisse nur eine Willenserklärung seien. Die Verkehrsplaner müssten nun die verschiedenen Varianten genau überprüfen. Auch die sogenannte Null-Variante, die gar keine Veränderungen an der B 97 für Ottendorf bedeuten würde. „So schnell werden Sie keine Bagger sehen, denn bis zu einem Bau kann es noch über ein Jahrzehnt dauern“, so der Fachmann.