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Aus der Turnhalle in eine neue Kirche

Vor 100 Jahren hat sich die katholische Kirchgemeinde ein Gotteshaus gebaut. Zum Jubiläum kommen zwei Bischöfe.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Kirche bauen, das ging vor 100 Jahren fix. 1913 hatte die katholische Kirchgemeinde den Grundstein für ihre Kirche St. Johannes gelegt. Ein Jahr später konnte schon der erste Gottesdienst gehalten werden. Bis zur Weihe des Gotteshauses dauerte es aber noch bis Oktober 1916, weil der Bischof schwer erkrankt war. Und so feiert die katholische Kirchgemeinde erst jetzt das Jubiläum.

Die Reformation hatte in Döbeln katholisches Gemeindeleben gründlich beendet. 1852 war wieder der erste katholische Gottesdienst gefeiert worden. 1906 bildete sich ein Kirchenbaukomitee, das schon im ersten Jahr 12 000 Mark einsammelte. Im August 1914 wurde dann der letzte Gottesdienst außerhalb der Kirche in der Turnhalle der Körnerplatzschule abgehalten.

Von den drei neuen Glocken musste die Gemeinde ein Jahr nach der Weihe schon wieder zwei für Kriegszwecke abtreten – die beiden kleinsten wurden gleich auf dem Turm zerschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Flüchtlinge katholischen Glaubens nach Döbeln. Die Gemeinde wuchs. Wegen des großen Andrangs in der Kirche wurden drei Gottesdienste abgehalten.

Kirchgemeinde schrumpft

Heute hat die Gemeinde knapp 1000 Mitglieder in einem ziemlich großen Gebiet rund um Döbeln und Roßwein. Die Zahl geht zurück, sagte Pfarrer Klaus Orland. „Viele junge Leute wandern ab.“ Zusammen mit Waldheim, Leisnig und Colditz bilden Döbeln und Roßwein eine sogenannte Zukunftsgemeinde, für die irgendwann nur noch ein Pfarrer zuständig sein wird, sagte Orland. Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch bei der evangelischen Kirche. Am 6. Oktober ist ein Abend der Ökumene geplant, bei dem der evangelische Pfarrer Stephan Siegmund über die Strukturen seine Gemeinde berichten will, sagte Orland.

Mit der Vorbereitung für die Jubiläumswoche hatte die katholische Gemeinde schon vor einem Jahr begonnen. Es waren eine Menge Ideen zusammengetragen worden, sagte Rüdiger Piechaczek, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Der Auftakt ist für alle interessant, die gute Musik mögen.

Die Gemeinde hat nämlich für Freitag die Praetorianer aus Leipzig eingeladen. „Das sind junge Leute von 12 bis 18 Jahren, die Musik aus allen Epochen vortragen und zum Teil auf historischen Instrumenten spielen“, so Piechaczek. „Die wären an diesem Tag eigentlich auf dem Weg nach Krakau und haben ihre Abreise extra verschoben.“ Nach dem Konzert können die Besucher ins Gespräch kommen, die Mitglieder der Kirchgemeinde kümmern sich um einen Imbiss.

Gäste hat sich die Kirchgemeinde zum Gemeindefest am kommenden Sonntag eingeladen. Unter anderem kommen Joachim Reinelt, Bischof im Ruhestand, und Geistliche, die in Döbeln tätig waren oder hier geboren wurden. Am Sonntagnachmittag ist ein Bildervortrag zur Geschichte der Kirche vorgesehen, anschließend ein geselliger Abend. „Es haben sich schon 100 Leute angemeldet. Es sind auch ein Sketch und einige Überraschungen geplant“, sagte Pfarrer Klaus Orland.

Neuer Pfarrer kommt

Als eine der ersten Gemeinden in seiner Amtszeit will der neue Bischof Heinrich Timmerevers am 9. Oktober Döbeln besuchen. An diesem Tag ist um 14 Uhr ein Festgottesdienst als Höhepunkt der Festwoche geplant. An diesem Tag ist auch Andreas Jaster dabei. Er wird die Nachfolge von Klaus Orland antreten, der in den Ruhestand geht. Am 23. Oktober wird Orland verabschiedet und Jaster feierlich eingeführt. In die Dienstzeit des neuen Pfarrers fällt dann auch die Auffrischung der über 100 Jahre alten Kirche. Der Außenputz muss erneuert werden. Vor der Festwoche habe man das nicht mehr geschafft, sagte Orland.

Musikalische Andacht mit den Praetorianern aus Leipzig, Freitag, 19 Uhr, St.-Johannes-Kirche, der Eintritt ist frei