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Aus BuS wird Neways

Riesas größter Arbeitgeber hat einen neuen Chef – und ändert nicht nur seinen Namen.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Noch prangt er weit sichtbar auf dem Dach des Hochhauses an der Pausitzer Straße – der Schriftzug BuS, kurz für „Bayern und Sachsen“. Doch seine Tage sind gezählt: Voraussichtlich Anfang April sollen die drei Buchstaben demontiert werden, sagt Oliver Seifert. Der 47-Jährige ist seit September neuer Geschäftsführer der BuS Holding und der Firma BuS-Elektronik. „Aus dem Namen wird in Kürze ‚Neways Elektronik Riesa‘“, kündigt der studierte Maschinenbauingenieur an.

Für solche Platinen ist das Riesaer Unternehmen BuS-Elektronik bekannt. Pro Stunde werden in der Produktion an der Pausitzer Straße bis zu 80000Bauelemente montiert. Sie finden sich etwa in Pkw-Außenspiegeln wieder.
Für solche Platinen ist das Riesaer Unternehmen BuS-Elektronik bekannt. Pro Stunde werden in der Produktion an der Pausitzer Straße bis zu 80000Bauelemente montiert. Sie finden sich etwa in Pkw-Außenspiegeln wieder. © Sebastian Schultz
Oliver Seifert ist neuer Geschäftsführer bei BuS Elektronik. Er hat zuvor bei Motorola, in der Medizin- und Klimatechnik gearbeitet.
Oliver Seifert ist neuer Geschäftsführer bei BuS Elektronik. Er hat zuvor bei Motorola, in der Medizin- und Klimatechnik gearbeitet. © Sebastian Schultz

Das hat sich abgezeichnet: Seit 2014 gehört der einstige Familienbetrieb zum niederländischen Konzern Neways. Das soll nun auch nach außen deutlich werden. Der Name BuS wird lediglich in untergeordneter Rolle erhalten bleiben – damit potenzielle Kunden beim googeln im Internet noch das richtige Unternehmen finden.

Für die Mitarbeiter werde sich durch die Umfirmierung aber nichts ändern, versichert Seifert. „Das ist eine rein kosmetische Änderung, die wir schon seit Langem planen.“ Die Übernahme durch Neways habe sich jedenfalls positiv ausgewirkt. „Das vergangene Jahr war ein sehr, sehr erfolgreiches“, sagte der Bochumer jetzt beim Neujahrsempfang des Unternehmens.

Mit einem Umsatz von an die 140 Millionen Euro habe man einen Rekordwert erreicht – im Jahr davor wurden noch 125 Millionen verkündet. Zudem habe das Geschäftsergebnis die Erwartungen übertroffen, sagt Oliver Seifert, ohne jedoch schon konkrete Zahlen zu nennen. Auch 2017 wolle man in Riesa wachsen. Allerdings werde das Geschäft nicht leichter, eher im Gegenteil. „Die Konkurrenz schläft nicht.“ Aktuell sei man in der sogenannten EMS-Branche (das Kürzel steht für Electronic Manufacturing Services) die Nummer zwei unter 400 Unternehmen in Deutschland. Man dürfe nicht lockerlassen, um auch 2018 und darüber hinaus erfolgreich zu sein. „Wir glauben an den Standort Riesa, wollen uns aber international noch besser positionieren“, sagt Seifert.

Weil die Kunden über die Kontinente verteilt sind, werde auch die Produktion in Asien und Nordamerika wichtiger. Das sichere letztlich aber auch die Produktion in Riesa. „Dafür ist auch unser Standort im tschechischen Decin enorm wichtig“, sagt der Bochumer. Den wolle man jetzt ausbauen. Diese Entwicklung sehen Arbeitnehmer in Riesa allerdings kritisch. Laut Seifert sei die Frage aber nicht, ob man ein Bauteil in Decin herstelle oder in Riesa – sondern überhaupt. „Was wir nicht in Decin produzieren, produziert der Wettbewerber in Bulgarien.“ Das Gehaltsniveau sei ein wesentlicher Standortfaktor – auch für Riesa, wo die Bezahlung nicht gerade überdurchschnittlich ist.

Womöglich auch deshalb fällt es BuS nicht leicht, ausreichend Nachwuchs in der Region zu finden. Aktuell sind am Standort 780 Mitarbeiter beschäftigt, die elektronische Baugruppen entwickeln und produzieren. „Es ist eine Herausforderung, das Gehaltsniveau anzupassen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Seifert. Dabei müsse man nicht nur auf die aktuellen Zahlen schauen, sondern über die nächsten drei, vier Jahre hinweg.

Positiv sei, dass man nicht nur von einem Großkunden abhängig sei – sondern sich der Umsatz auf viele Kunden verteile. Etwa die Hälfte mache die Automobilindustrie aus: Leiterplatten aus Riesa finden sich etwa als Steuerelement in Außenspiegeln oder Wasserpumpen zahlreicher Pkw wieder. Die andere Hälfte der Kunden verteilt sich auf die Industrie, den Maschinenbau, die Medizintechnik, zunehmend auch auf die Luft- und Raumfahrttechnik.