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Aus Alt mach Neu

Mit großem Aufwand wurde ein Ruinenhaus an der Dresdner Straße in Freital saniert. Die neue Farbe der Fassade ist kein Zufall.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Aus Braun mach Weiß, aus einem Gerippe mach ein bewohnbares Haus oder einfach aus Alt mach Neu. Die Sanierung des Hauses an der Dresdner Straße 46 lässt sich auf viele Formeln verkürzen. Fest steht: Es grenzt an ein Wunder, dass das Gebäude noch gerettet werden konnte. Nach einem Dreivierteljahr Bauzeit sind die Gerüste an der Fassade nun gefallen. Auch innen sind die Arbeiten schon fast abgeschlossen. Im Laufe dieses Monats sollen die Mieter einziehen.

Das ehemalige Ruinenhaus

Weil die Balken der Zwischendecken mit dem Hausschwamm befallen waren, mussten sie Stück für Stück komplett ausgetauscht werden.
Weil die Balken der Zwischendecken mit dem Hausschwamm befallen waren, mussten sie Stück für Stück komplett ausgetauscht werden.
Der Dachstuhl musste abgerissen und neu aufgebaut werden.
Der Dachstuhl musste abgerissen und neu aufgebaut werden.
„Das absolute Highlight ist die Fassade von der Dresdner Straße aus“, sagt Architekt Martin Schreiner.
„Das absolute Highlight ist die Fassade von der Dresdner Straße aus“, sagt Architekt Martin Schreiner.
Die stark in Mitleidenschaft gezogene Eingangstür wurde wieder aufgearbeitet.
Die stark in Mitleidenschaft gezogene Eingangstür wurde wieder aufgearbeitet.
Die neue Farbe der Eingangstür ist dem Originalzustand nachempfunden.
Die neue Farbe der Eingangstür ist dem Originalzustand nachempfunden.

„Das absolute Highlight ist die Fassade von der Dresdner Straße aus“, sagt Martin Schreiner. Schreiner ist der Architekt des Eigentümers Milan Vorhand, der in Freital bereits Immobilien wie den Goldenen Löwen, das Storchenbrunnen-Quartier, den Glasmaschinenbau, das Ex-NKD-Kaufhaus und die Seifenfabrik schräg gegenüber saniert hat. Der Umbau des denkmalgeschützten Hauses Dresdner Straße 46 gehörte sicherlich zu den anspruchsvolleren Aufgaben. Rund eine Million Euro hat die Sanierung gekostet.

An der Fassade wurden die alten Sandsteinelemente rund um die Fenster abgeschliffen und teilweise ausgebessert, die große Eingangstür wieder aufgearbeitet. Um die Farbgebung zu klären, war extra ein Restaurator einbezogen worden.

Er fand unter der oberen, sichtbaren Farbschicht noch zwei weitere. Das sehr helle Grau, mit dem das Haus schließlich gestrichen wurde, entspricht der Farbe, die das Haus nach der Fertigstellung um 1900 bekam. Auch die roten Holzfenster sind dem Originalzustand nachempfunden – ebenso wie die braune Eingangstür. „Das kommt dem Original ziemlich nahe“, sagt Architekt Schreiner.

Der 52-Jährige erinnert sich noch an den Baustart vor etwa sieben Monaten. Wegen eines starken Befalls mit Hausschwamm mussten alle Balken der Zwischendecken entfernt werden. Auf die Spitze des Hauses wurde ein komplett neuer Dachstuhl gesetzt. „Bis auf die Außenwände und das Treppenhaus mussten wir alles erneuern“, sagt Schreiner. Wer damals im Erdgeschoss stand, konnte frei nach oben durch das ganze Haus blicken.

Fahrstuhl kommt Anfang Januar

Das hat sich wesentlich geändert. Auf insgesamt vier Etagen sind modern ausgebaute Räume entstanden. Der Pflegedienst Rietzschel zieht mit seiner Verwaltung in die ersten beiden Etagen. Im Keller sind Umkleiden und das Lager vorgesehen. Im zweiten Obergeschoss richtet Hausarzt Tobias Klinger, der bislang schräg gegenüber an der Dresdner Straße ansässig war, eine neue Praxis ein. Im Dachgeschoss entsteht eine Senioren-Wohngemeinschaft. Der Aufzug, mit dem künftig alle Etagen zu erreichen sind, wird Anfang Januar eingebaut. Da die Mieter bereits vor dem Sanierungsstart feststanden, konnte Schreiner auf ihre Wünsche eingehen.

An der Rückseite des Hauses, wo der Denkmalschutz weniger streng ist, wurden Balkone angebaut. Außerdem dämmten die Bauarbeiter die Fassade. „Damit erreichen wir gute Energiewerte für einen Altbau“, so Schreiner. Überraschungen habe es während der Bauarbeiten nicht gegeben. Nur das Naturstein-Mauerwerk des Kellers war instabiler als gedacht. Für die Fernwärme-Leitungen mussten dort große Löcher gebohrt werden. Weil das Mauerwerk nachgab, musste es zusätzlich gestützt und verstärkt werden.

Weit weniger aufwendig waren die Arbeiten am benachbarten, ebenfalls denkmalgeschützten Gebäude mit der Hausnummer 44. Es ist zwar älter als die 46, war aber noch lange Zeit bewohnt. Eigentümer Vorhand ließ dort die Technik und Leitungen komplett erneuern und neue Fenster einbauen. An der Rückseite wurden Balkone angebaut und die Fassade hat ihren ursprünglichen Glanz zurück. Nun sind dort vier Zwei-Raum-Wohnungen und eine Vier-Raum-Wohnung im Dachgeschoss entstanden. 300 000 Euro hat die Sanierung gekostet. Mieter werden noch gesucht.

Auch wenn die Bauarbeiten in den beiden Häusern nun fast abgeschlossen sind, gehen sie im Hinterhof noch ein paar Monate weiter. Die Technischen Werke Freital wollen dort ein Blockheizkraftwerk bauen, um das gesamte Karree künftig mit Energie zu versorgen.