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Aufwärtstrend am Pannen-Bahnhof

Die Fahrgäste profitieren von der neuen Station am Bischofsplatz. Allerdings gibt es noch drei große Probleme.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Martin Arnold zählt zu den Gewinnern. Der Psychologe wohnt im Hechtviertel und muss zur Arbeit ins Klinikum nach Trachau fahren. Seit knapp zehn Monaten ist das durch den neuen S-Bahn-Haltepunkt Bischofsplatz viel einfacher. „Ich bin froh, dass sie ihn gebaut haben“, sagt der 36-Jährige, der kein Auto hat. „Für mich ist es ein großer Gewinn.“ Für rund 1 600 Fahrgäste täglich ebenfalls, die hier ein- oder aussteigen. Nach wie vor gibt es aber nicht nur Vorteile, sondern auch Probleme.

Problem 1: Zehn Monate nach der Eröffnung gibt es noch immer keinen Abstellplatz für Fahrräder. Also werden sie wild abgestellt, wo gerade Platz ist.
Problem 1: Zehn Monate nach der Eröffnung gibt es noch immer keinen Abstellplatz für Fahrräder. Also werden sie wild abgestellt, wo gerade Platz ist. © Sven Ellger
Problem 2: Beim Ausbau des Bischofsplatzes sollte unter der neuen Brücke genügend Platz für eine breite Fahrbahn oder eine Haltestelle sein. Doch die Brücke ist zu klein.
Problem 2: Beim Ausbau des Bischofsplatzes sollte unter der neuen Brücke genügend Platz für eine breite Fahrbahn oder eine Haltestelle sein. Doch die Brücke ist zu klein. © Sven Ellger
Problem 3: Schwer ist es für Eltern mit Kinderwagen oder für Kleinkinder, den großen Spalt an der Bahnsteigkante zu überwinden. Eine Lösung kommt nicht.
Problem 3: Schwer ist es für Eltern mit Kinderwagen oder für Kleinkinder, den großen Spalt an der Bahnsteigkante zu überwinden. Eine Lösung kommt nicht. © Sven Ellger

Vorteil 1: Durch neuen Anschluss wird S-Bahn zur richtigen Stadtbahn

Seit 2009 hatte die Deutsche Bahn die S-Bahn-Strecke zwischen dem Neustädter Bahnhof und Meißen viergleisig ausgebaut. Für den gesamten S-Bahn-Ausbau in Dresden investierte sie über eine Milliarde Euro. Seit 18. März 2016 rollt die S-Bahn auf separaten Gleisen und hält am Bischofsplatz. „Ich bin ganz begeistert, weil die S-Bahn für mich zum innerstädtischen Verkehrsmittel geworden ist“, sagt Anwohner Arnold. Ist er mit der S 1 früher nur bei Ausflügen nach Meißen oder in die Sächsische Schweiz gefahren, nutzt er sie jetzt auch für die Einkaufsfahrt in die Stadt. Nach Angaben des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) nutzen täglich fast 14 500 Menschen die S 1 zwischen Hauptbahnhof und Meißen, 20 Prozent mehr als beim Baubeginn.

Vorteil 2: In wenigen Minuten zur Arbeit ins Klinikum nach Trachau

Würde Arnold mit der 13 und der 4 zur Arbeit fahren, müsste er umsteigen und bräuchte 20 Minuten. „Mit der S-Bahn brauche ich vom Bischofsplatz bis Trachau hingegen nur vier Minuten“, rechnet er vor. Da der neue Haltepunkt für viele solche Vorteile bringt, war er gebaut worden.

Lösung 1: Ab April kommt endlich Viertelstundentakt in Spitzenzeiten

Großen Krach hatte es gegeben, da nach dem Ausbau die S-Bahnen im Viertelstundentakt rollen sollten. Doch das Geld für die zusätzlichen Züge fehlte. Jetzt sind im VVO-Haushalt dafür jährlich 4,3 Millionen Euro eingeplant, teilt VVO-Sprecher Christian Schlemper mit. Ab 3. April werden die S-Bahnen in den Spitzenzeiten zwischen Hauptbahnhof und Meißen-Triebischtal alle 15 Minuten rollen – montags bis freitags von 5 bis 8.30 Uhr sowie von 14 bis 19 Uhr. „Bisher musste ich erst gucken, wenn der nächste Zug fährt. Dann finde ich immer eine S-Bahn“, freut sich Arnold auf den Viertelstundentakt. Der VVO erwartet, dass sich dann die Zahl der Ein- und Aussteiger am Bischofsplatz auf 3 000 verdoppelt.

Lösung 2: Höheres Geländer am Bahnsteig schützt vor Absturz

Der Haltepunkt ist solide gebaut. Ausnahmen gab es dennoch, so beim Geländer am Bahnsteigzugang. Die müssen eine Mindesthöhe von einem Meter haben. Sie ragten auf ihrem Betonsockel zwar 1,10 Meter empor. Das Stahlgeländer war aber mit 80 Zentimeter nicht hoch genug. Bei der Bauabnahme war das Risiko entdeckt worden. So könnten Kinder auf den Sockel steigen. Deshalb hatte die Bahn die Gefahrenstelle erst mit höheren Holzgeländern gesichert und sie dann durch stählerne ersetzt.

Problem 1: Fahrräder müssen noch immer wild abgestellt werden

Ein dicker Punkt auf der Mängelliste ist noch nicht beseitigt: Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlen. Die Bügel auf der anderen Seite des Bischofsplatzes sind zu weit weg. Deshalb bietet sich am Zugang ein wildes Bild. „Gerade im Hechtviertel und in der Neustadt wohnen viele Radfahrer. Sie wissen nicht, wo sie hier ihr Rad abstellen sollen“, berichtet Anwohner Arnold. Eigentlich hatte sich die Bahn verpflichtet, Möglichkeiten zu schaffen. Doch jetzt hat die Stadt das Heft des Handelns übernommen. Der Bischofsplatz soll ausgebaut werden, teilt Baubürgermeister-Referentin Doris Oser mit. Die Planungen erfordern aber noch Zeit. „Unsere Verkehrsplaner ziehen daher die Fahrradabstellanlage vor“, erklärt Oser. Sie wird vorab geplant und noch dieses Jahr gebaut. Am Eingang Hechtstraße werden Fahrradständer aufgestellt. Später kommen dann weitere hinzu.

Problem 2: Bahnbrücke zu klein gebaut, kein Platz für Haltestelle

Martin Arnold und andere Fahrgäste haben ein weiteres Problem. Wollen sie von der S-Bahn-Station zur Straßenbahn Richtung Neustadt, müssen sie sich durch die Autos schlängeln. „Da kommt man schwer auf die andere Straßenseite“, sagt Arnold. Erst an der Rudolf-Leonhard-Straße gibt es eine Fußgängerampel, an der sie sicher über die Straße kommen. Mit dem Ausbau des Bischofsplatzes soll eine barrierefreie Haltestelle mit Fußgängerampel direkt am Haltepunkt entstehen, teilt die Stadt mit. Ganz komfortabel wäre es geworden, wenn der ursprüngliche Plan aufgegangen wäre. Denn die Straße sollte so breit werden, dass sie Platz für Straßenbahn, Autos, Rad- und Fußwege bietet. Doch das ist nicht möglich, weil die Stützen der Bahnbrücke im Wege sind und die lichte Weite zu gering ist. Ihre Vergrößerung war ursprünglich eine Option, räumt ein Bahnsprecher ein. „Aufgrund der Bogenlage der Gleise auf der Brücke war dies jedoch technisch problematisch“, erklärt er. Gegebenenfalls hätte eine völlig andere Konstruktion gewählt werden müssen. Also steht die Stadt vor vollendeten Tatsachen. Die Straße muss beim Ausbau so schmal bleiben, wie sie ist.

Problem 3: Keine Lösung für breiten Spalt an Bahnsteigkante

Aufgrund des Bahnbogens gibt es ein weiteres Problem, das in den nächsten Jahren bleibt. Beim Einsteigen klafft an der Bahnsteigkante ein Spalt von bis zu 40 Zentimetern. Doch Wagen mit ausfahrbaren Trittstufen sind nicht geplant. Bis 2027 rollen die jetzigen S-Bahnen.