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Aufruhr im Löbauer Kinderhaus

Die Stadt hat dem bisherigen Träger gekündigt. Merkliche Veränderungen soll es laut Stadt nicht geben. Eltern sind dennoch skeptisch und verärgert.

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© R. Sampedro

Von Romy Kühr

Löbau. Die Kinder lassen sich vom trüben und kühlen Wetter nicht abschrecken. Auch bei niedrigen Temperaturen geht es für die Mädchen und Jungen vom Johanniter-Kinderhaus an der Löbauer August-Bebel-Straße raus. Sie spielen vergnügt im Freien. Vom Ärger ihrer Eltern bekommen sie nichts mit. Für die Kleinen soll sich auch nichts ändern, betont Guido Storch, Haupt- und Ordnungsamtsleiter im Löbauer Rathaus. Große Veränderungen stehen dennoch an im Kinderhaus: Ab dem nächsten Jahr wird die Johanniter-Unfallhilfe nicht mehr Träger der Einrichtung sein, sondern die Stadt selbst. Während viele Gemeinden in den vergangenen Jahren ihre Kindertagesstätten an freie Träger abgegeben haben – auch vor dem Hintergrund, Kosten einzusparen und effektiver zu arbeiten – hat Löbau den Johannitern gekündigt und will ab Februar 2018 die Kindertagesstätte selbst betreiben.

Warum wechselt die Trägerschaft des Löbauer Kinderhauses?

Das habe nichts damit zu tun, dass man mit dem bisherigen Träger, der Johanniter-Unfallhilfe, unzufrieden sei, betonte Guido Storch von der Stadtverwaltung, als das Thema jetzt im Stadtrat auf der Tagesordnung stand. Man wolle keinesfalls, dass ein schlechtes Licht auf den bisherigen Träger fällt. Vielmehr sei es so, dass die Vertragslaufzeit mit den Johannitern von 25 Jahren nun um sei. Um die Auslastung der Kitas besser koordinieren zu können, wolle die Stadt die Einrichtung nun in eigener Regie führen. Außerdem hat Löbau noch die Kita in Löbau-Ost in eigener Trägerschaft sowie den Grundschul-Hort in Kittlitz. Die Stadt verspricht sich von der Kündigung an den Träger auch Einsparungen. So würde zum Beispiel die Geschäftsstelle der Johanniter auch Leistungen erbringen im Zusammenhang mit der Kita, wie zum Beispiel Verwaltungsaufgaben. Dieses Geld könne die Stadt künftig sparen, so Guido Storch. Formell sei die Kündigung durchaus richtig gelaufen, bestätigt Kerstin Rokitta, Geschäftsführerin des Kreisverbands der Johanniter-Unfallhilfe. Traurig über den Verlust der Löbauer Kita sei sie aber. „Wir haben in Löbau vieles mit begleitet und aufgebaut“, sagt sie rückblickend.

Was bedeutet der Wechsel für Kinder, Eltern und Erzieher?

Bestenfalls soll sich außer dem Schild an der Tür nichts merklich ändern, sagt Hauptamtsleiter Guido Storch. Das sei jedenfalls das Ziel. Vor allem die Kinder sollten so wenig wie möglich von den Veränderungen merken. Auch die Arbeitsplätze bleiben bestehen, bestätigt Storch. Die Erzieher bekämen die Möglichkeit des sogenannten Betriebsübergangs. Das bedeutet, die Stadt übernimmt sie von der Johanniter-Unfallhilfe, sie sind dann bei der Stadt angestellt. Für ein Jahr erhalten sie das gleiche Gehalt wie bisher. Dann gibt es neue Verhandlungen. Storch betont: „Die Stadt Löbau ist Mitglied im Arbeitgeberverband und zahlt nach dem Tarif im öffentlichen Dienst.“ Auch daran, dass das Kinderhaus Bestand hat, gebe es indes keinerlei Zweifel, sagt Guido Storch. „Die Einrichtung wird dauerhaft gebraucht“, so der Hauptamtsleiter. Die Geburtenzahlen in Löbau seien stabil, die Kitas in der Stadt ausgelastet. Das werde sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Was sagen die Eltern zum geplanten Wechsel?

Obwohl die Stadtverwaltung beteuert, dass sich für die Kinder und deren Eltern so wenig wie möglich spürbar ändern soll, sind die Mütter und Väter skeptisch. Etliche hatten sich jetzt auch zur Löbauer Stadtratssitzung eingefunden, als über die Zukunft des Kinderhauses entschieden wurde. „Wir sind überrascht, dass es jetzt solche Veränderungen geben soll“, sagt eine Mutter. „Die Gruppen sind voll, wir sehen gar keinen Anlass dafür.“ Die Eltern seien auch noch gar nicht offiziell informiert oder in die Entscheidung einbezogen worden. Sie fürchten, dass sich das Konzept nach einem Trägerwechsel ändert. Gerade wegen des Konzepts haben sie sich für das Johanniter-Kinderhaus entschieden. Die Johanniter sind ein kirchlich ausgerichteter Träger, der auch christliche Werte vermittelt.

Wie geht es jetzt weiter mit dem Kinderhaus?

Die Mitarbeiter bekommen den Betriebsübergang angeboten und können entscheiden, ob sie im Kinderhaus bleiben und künftig bei der Stadt angestellt sein wollen oder nicht. Für Kollegen, die dem Betriebsübergang widersprechen, muss die Johanniter-Unfallhilfe prüfen, ob sie dem Mitarbeiter eine andere Stelle anbieten kann. Dafür gibt es gesetzliche Regelungen. Dass die Johanniter das Kinderhaus ab Anfang 2018 nicht weiter betreiben, ist derweil beschlossene Sache. Der Stadtrat hat zugestimmt, dass Löbau die Kita übernimmt.