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Aufregung um Eschebach-Abriss

Dass sich auf dem Areal an der Bahnhofstraße Bagger drehen, sorgt für reichlich Getuschel in Radeberg.

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© Thorsten Eckert

Jens Fritzsche

Radeberg. Endlich. Es tut sich was auf dem Areal des einstigen Küchenherstellers Eschebach direkt am Radeberger Bahnhof. Doch die Vorfreude dürfte schnell einen Dämpfer erhalten – es wird nämlich lediglich abgerissen. „Bauen dürfen wir ja nichts“, sagt Eigentümer Josef Saller. Der Weimarer Immobilienunternehmer hatte die Fläche bekanntlich vor Jahren gekauft, um hier großflächigen Handel anzusiedeln. Das allerdings stieß und stößt auf massiven Widerstand bei der Stadt Radeberg, die dadurch ein Ausbluten des Innenstadt-Handels befürchtet. Radeberg sieht das Areal eher als Fläche für Gewerbeansiedlungen. Allerdings gab es bisher kein wirklich großes Interesse ansiedlungswilliger Firmen, macht Josef Saller regelmäßig deutlich.

Traurige Spuren von schlimmen Brandstiftungen im einst schmucken Gebäude an der Bahnhofstraße. Der Giebel musste schon abgetragen werden.
Traurige Spuren von schlimmen Brandstiftungen im einst schmucken Gebäude an der Bahnhofstraße. Der Giebel musste schon abgetragen werden. © Thorsten Eckert
Letzte Zeichen einer einst stolzen Industrie-Architektur.
Letzte Zeichen einer einst stolzen Industrie-Architektur. © Thorsten Eckert

Und so sorgten in den vergangenen Jahren lediglich mehrere Brandstiftungen auf dem Areal für Schlagzeilen. Im März 2011 brannten dabei gleich zwei Dachgeschosse nieder – seither ist das graue Gebäude nicht nur ein hässlicher, sondern auch ein gefährlicher Anblick. Ein Wiederaufbau würde mehrere Millionen Euro kosten. Geld, das Saller aber nicht ausgeben will, weil es „im Moment keine Anfragen von möglichen Nutzern, zum Beispiel für Büroflächen, gibt“.

Hauptgebäude ein Kulturdenkmal

Doch zunächst hatte sich der Denkmalschutz des Landkreises gegen einen Abriss gesperrt. Zumindest gegen einen kompletten Abriss. Denn für die Denkmalschützer war klar, dass es sich beim Eschebach-Hauptgebäude um ein Kulturdenkmal handelt, wie Landratsamts-Sprecherin Sabine Rötschke im Sommer 2014 auf SZ-Nachfrage erklärt hatte. Vor allem, weil der Bau auch wesentlich zum Bild des historischen Areals am Bahnhofsvorplatz gehöre, eine Art „Visitenkarte“ für Radeberg sei. Würde das Eschebach-Gebäude abgerissen, „hätte der Bahnhof keinen Vorplatz mehr, sondern der Raum würde konturenlos verschwimmen“, beschrieb Sabine Rötschke.

Und so wurden in den vergangenen Monaten an der Fassade lediglich immer wieder absturzgefährdete Ziegel und Fensterteile beseitigt. Da aber immer weitere Gebäudeteile abzustürzen drohten, wurden sich Josef Saller und der Denkmalschutz letztlich doch einig –  der am schlimmsten betroffene Gebäudeteil entlang der Bahnhofstraße darf abgerissen werden. „Und so sorgen wir nun für Sicherheit, reißen ab und räumen auf – damit sich auch optisch hier dann ein besserer Eindruck von der Stadt bietet“, beschreibt Josef Saller, was sich nun seit einigen Tagen tut.

Es wird sich nicht viel bewegen

Der Thüringer ist dabei nach wie vor überzeugt, dass seine Einkaufs-Idee der Innenstadt Radebergs nicht schaden würde. „Im Gegenteil, die Innenstadt würde quasi durchspült mit Besuchern, die zwischen dem Edeka-Markt auf der einen und den Läden auf dem Eschebach-Areal auf der anderen Seite der Innenstadt pendeln würden“, findet er. Und verweist auf entsprechende Erfahrungen aus seinen zahlreichen Projekten in vielen deutschen Städten.

Aber im Moment will Josef Saller keine große Kraft mehr in Kämpfe mit der Stadt Radeberg investieren, fügt er an. „Wir haben in anderen Städten derzeit sehr gut zu tun, in Dresden zum Beispiel bauen wir jetzt ein Projekt, das eine Ei-Form hat – architektonisch sehr anspruchsvoll“, nennt der Thüringer ein Beispiel. In Radeberg, ist er jedenfalls überzeugt, werde sich in den kommenden Jahren mit Blick auf das Eschebach-Areal nicht viel bewegen. „Da kommt erst wieder Bewegung rein, wenn es mal einen neuen Oberbürgermeister gibt“, schießt er einen verbalen Pfeil in Richtung Rathaus.

Denn Radebergs OB Gerhard Lemm gehört bekanntlich zu den größten Kritikern der Handels-Pläne Sallers fürs Eschebach-Gelände. Lemm favorisiert einen Kauf durch die Stadt, um hier Gewerbe anzusiedeln. Doch der Preis, den Saller aufgerufen hatte, sei viel zu hoch, hatte der OB in einer Stadtratsdebatte erklärt. Von 2,6 Millionen Euro für die 4,2 Hektar war die Rede gewesen.

Man darf also gespannt sein, ob nach den Abrissbaggern irgendwann vielleicht doch mal Bauleute kommen, die auf dem Eschebach-Areal etwas Neues aufbauen …