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Aufräumen nach Deponie-Brand

Kilometerweit war die Rauchsäule am Montag über Lockwitz zu sehen. Auslöser kann eine Unachtsamkeit gewesen sein.

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© Roland Halkasch

Von Annechristin Bonß

Eigentlich war das gute Wetter schuld. Die Luft warm und klar, die Sicht weit, der blaue Himmel wie gemacht für den pechschwarzen Kontrast am Horizont. Kilometerweit war die Rauchsäule am Dresdner Stadtrand am Dienstag zu sehen. Auch von der Innenstadt aus konnten die Menschen die Folgen des Brandes in Lockwitz gut sehen. Vielleicht ein Grund, warum für viele das Feuer weit schlimmer ausgesehen haben mag, als es tatsächlich war, sagt Rainer Dietze, Geschäftsführer von Amand.

Brand bei Recyclingfirma

Am Tag dem Großeinsatz ist auf dem Betriebsgelände wieder Normalität eingezogen. Der verbrannte Unrat soll geborgen, gesichtet und entsorgt werden. Einiges kann sogar eventuell noch verarbeitet werden. Die Produktion lief ohne große Verzögerung weiter. Seit 13 Jahren ist das Unternehmen im Südosten Dresdens tätig. Hier werden Brennstoffe aus Müll hergestellt. In einem aufwendigen Prozess trennen, sortieren und zerkleinern die Arbeiter den Unrat. Große Maschinen helfen dabei.

Das fertige Produkt ist in der Wirtschaft gefragt. Eine Tonne dieser Brennstoffe entwickelt eine Heizkraft, wie sie 2,5 Tonnen Braunkohle bringen würden. Zementwerke in Tschechien und Polen, aber auch Firmen in Sachsen sind Kunden von Amand. Bis zu 60 Prozent der dort verwendeten Brennstoffe sind solche, wie sie in Lockwitz produziert werden.

Dabei weiß der Geschäftsführer, dass die Produktion nicht ohne Risiken verläuft. „Eine latente Brandgefahr ist permanent da“, sagt er. Darauf seien die Arbeiter vorbereitet. Ein Brandmeldesystem meldet schnell, sollte es zu einem Feuer kommen. In der Regel schaffen die Mitarbeiter das Löschen kleinerer Glutnester allein, sagt er. Genügend Sand zum Abdecken der Brandstelle lagert ebenfalls auf dem Firmengelände. Das hat auch am Dienstag geholfen. In den vergangenen 13 Jahren rückte die Feuerwehr das dritte Mal an – auch 2010 und 2012 hatte es bei Amand gebrannt. Den Grund für das Feuer kann der Unternehmer noch nicht nennen.

Dafür kennt er den Hergang. Bevor der Müll in den Anlagen zerkleinert werden kann, müssen große, sperrige Stücke entfernt werden. Das können zum Beispiel Matratzen sein. Die sind so groß, dass sie nicht in der Maschine zerkleinert werden können. Dieser Abfall wird gesondert gelagert und behandelt, bis auch daraus Brennstoffe entstehen. Die Halde, die nun gebrannt hat, war 20 Meter lang, zweieinhalb Meter breit und einen Meter hoch. Dietze spricht von einer kleineren Halde.

Der Müll wird in großen Containern angeliefert. Die stehen als Sammelstellen in Wohnsiedlungen meist tagelang. Wer darin unachtsam eine Zigarettenkippe entsorgt, weiß nicht, was die anrichten kann. Denn meist fängt der Abfall nicht sofort an zu brennen, sondern erst, wenn der Container auf dem Hof von Amand zum Sortieren und Sichten ausgeschüttet wird. Aber auch Scherben können das Feuer ausgelöst haben. Am Montag hatte die Sonne den ganzen Tag geschienen. Eine gefährliche Kombination. Rainer Dietze schließt aus, dass sich der Müll selbst entzündet hat. Wahrscheinlicher sei ein Fremdeinwirken, allerdings ohne Absicht.

Langfristige Folgen für die Anwohner wird der Brand nicht haben. Giftige Gase hätten sich bei dem Brand nicht gebildet, sagt der Geschäftsführer. Das bestätigt die Feuerwehr. An mehreren Messpunkten in der Umgebung haben die Experten die Luft untersucht. „Zu keinem Zeitpunkt bestand eine Gefährdung durch Schadstoffe in der Luft“, sagte der Einsatzleiter. Das günstige Wetter habe zudem dazu beigetragen, dass sich der Rauch nicht in der Umgebung ausgebreitet hat. Nach zwei Stunden vor Ort rückten die Helfer am Dienstag gegen 14 Uhr wieder ab. Bei den beiden früheren Einsätzen in Lockwitz hatte die Feuerwehr ebenfalls keine Schadstoffe durch das Feuer festgestellt.