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Aufräumen nach dem Sturm

In Bischofswerda und Geißmannsdorf brachen Bäume wie Streichhölzer. Arbeit auch noch für die nächsten Tage.

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© Rocci Klein

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Nur wenige Minuten dauerte der Sturm am Sonntagabend in Bischofswerda. Doch er sorgte dafür, dass mancher noch einige Tage mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen hat. So etwas habe sie noch nicht erlebt, sagte eine Pickauerin. „Ich hatte Mühe, die Fenster zu schließen, so kräftig war das Unwetter und so schnell war es da.“ Die Frau hatte Glück: Auf ihrem Grundstück blieb alles heil. Nur der Fernsehempfang, sagt sie am Montag, sei zeitweilig unterbrochen gewesen.

Geißmannsdorf: Steffen Samsa von der Freiwilligen Feuerwehr zersägt einen Baum, den der Sturm umgeworfen hatte.
Geißmannsdorf: Steffen Samsa von der Freiwilligen Feuerwehr zersägt einen Baum, den der Sturm umgeworfen hatte. © Rocci Klein
Geißmannsdorf: Mehrere Bäume wurden am Sonntagabend vom Sturm entwurzelt. Sie fielen auf den Anbau eines Wohnhauses.
Geißmannsdorf: Mehrere Bäume wurden am Sonntagabend vom Sturm entwurzelt. Sie fielen auf den Anbau eines Wohnhauses. © Rocci Klein
Puschwitz: Dieser Carport wiegt über eine Tonne. Der Sturm riss ihn aus der Verankerung und schleuderte ihn 20 Meter weit.
Puschwitz: Dieser Carport wiegt über eine Tonne. Der Sturm riss ihn aus der Verankerung und schleuderte ihn 20 Meter weit. © Manja Schmidt

Anderen in der gepflegten Wohnsiedlung nördlich von Bischofswerda erging es nicht so gut. In mehreren Gärten knickten Bäume wie Streichhölzer um. In mindestens einem Fall beschädigte in Pickau ein Baum ein Wohnhausdach. Auch im benachbarten Geißmannsdorf stürzte ein Baum um und demolierte ein Dach und eine Stromleitung. Dort half die Feuerwehr gleich noch am Sonntagabend.

Eine Windhose – Experten sprechen auch von einem kleinen Tornado – fegte Sonntag kurz vor Acht über Geißmannsdorf und Pickau quer übers Feld zur ehemaligen Solarfabrik Arise und weiter über die Straße Bischofswerda – Bautzen in den Stadtwald hinein. Verlässliche Angaben über Sturmschäden lagen am Montag noch nicht vor. Doch im Stadtwald sind sie offenbar nicht ganz so groß wie am Sonntagabend befürchtet. Von der ehemaligen B 6 (jetzt Staatsstraße 111) am Ortsausgang Bischofswerda in Richtung Bautzen wütete der Sturm etwa 20 Meter tief im Forst. Einzelne Bäume wurden beschädigt. Wie Bleistiftspitzen sehen die schroffen, halbhohen Stämme inmitten der anderen Bäume aus. „20, vielleicht auch 30 Bäume“ könnte es im Wald nahe der Staatsstraße getroffen haben, sagte Sebastian Pietsch, der für den Stadtwald zuständige Mitarbeiter der Stadtverwaltung, nach einer ersten Bestandsaufnahme mit dem Revierförster. Vor allem Laubbäume knickten um. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden für die Stadt ist, steht noch nicht fest.

Betreten auf eigene Gefahr

Zahlreiche Bäume und Äste blockierten am Sonntagabend die Straße in Richtung Bautzen. Feuerwehrleute sorgten noch am Sonntag für freie Fahrt. Mitarbeiter der Straßenmeisterei Bischofswerda fällten am Montag weitere Bäume am Straßenrand, die durch das Unwetter beschädigt worden sind und drohten, zur Gefahr zu werden. Außerdem beräumten sie den Radweg neben der Straße von herabgebrochenen Ästen, sodass der Weg jetzt wieder durchgehend bis Rothnaußlitz frei ist.

Ob der Sturm weitere Teile des Stadtwaldes beschädigt hat, stand Montag noch nicht fest. „Es gibt kein Verbot, den Wald zu betreten. Das erfolgt auf eigene Gefahr – nicht erst seit dem Sturm, sondern generell.“, sagt Sebastian Pietsch. Am heutigen Dienstag will er mit dem Revierförster die Hauptwege abfahren und mögliche Gefahren infolge des Sturmes prüfen.

Landkreisweit mussten die Feuerwehren am Sonntag zu rund 40 Einsätzen, die wetterbedingt waren, ausrücken.Das Szenario war überall dasselbe: umgestürzte Bäume, herabgebrochene Äste, blockierte Straßen. Einsatzschwerpunkte am Sonntagabend zwischen 19 und 21 Uhr waren laut Landratsamt neben Bischofswerda auch die Stadt Radeberg und die Gemeinde Malschwitz. In Radeberg stürzte ein Baum auf ein Auto. Menschen kamen zum Glück nirgendwo zu Schaden.

Wetter bleibt wechselhaft

Die Umstände, die zum Unwetter am Sonntagabend in Bischofswerda führten, lassen Experten von einem kleinen Tornado sprechen. Tornados entwickeln sich, wenn feuchte und warme Luft auf kalte, trockene trifft. Die Lebensdauer eines Tornados liegt bei wenigen Minuten. Die Zugbahn erstreckt sich meist auf einige Kilometer. Was nicht heißt, dass der Tornado am Sonntag erst in Geißmannsdorf entstanden ist. „Er könnte schon einige Kilometer vorher entstanden sein und sich unterwegs aufgeladen haben“, sagt der Goldbacher Hobby-Meteorologe Dietmar Pscheidt. „Eine Gewitterfront baut sich schnell auf und schnell wieder ab. Wenn dann der Boden heiß ist, können sich Wetterunbilden wie am Sonntag entwickeln.“

Die Prognose des Goldbachers: In den kommenden Tagen bleibt unser Wetter im Bereich eines leichten Tiefdruckgebietes. Damit ist es wechselhaft und es besteht die Gefahr für neue Gewitter, vor allem am Donnerstag. Freitag beginnen die Hundstage. Dann soll sich Hochdruckeinfluss durchsetzen. Das bedeutet Sonne, Beständigkeit und angenehme Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius. Meteorologisch Sommertage, aber ohne Extremwerte.