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Aufräumen nach dem Probestau

Die Schäden nach dem Test des Rennersdorfer Rückhaltebeckens werden repariert. Die Endabrechnung fehlt aber noch.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Die weißen Damen und Herren stehen wieder auf dem Trockenen. Die mystische Aura, die vor einigen Wochen die Skulpturengruppe umgab, als sie beim Probestau des Hochwasserrückhaltebeckens Rennersdorf knapp über der Wasseroberfläche zu schweben schienen – ist passé. „Wir haben sie, so wie andere Skulpturen, gereinigt. Hier und da fehlt noch ein neuer Anstrich“, sagt Matthias Clemens. Der Förster der Evangelischen Brüder-Unität hat schon etliche Runden durch die Wald- und Wiesengebiete gedreht, die bei dem Abschluss-Stau des Rückhaltebeckens von Ende Januar bis Ende März überschwemmt waren. Auch mit einem Gutachter der Landestalsperrenverwaltung (LTV) war er bereits unterwegs, um Schäden aufzunehmen, die dann erstattet werden sollen.

Auf etwa 10 000 Euro schätzt Clemens derzeit die Schadenssumme. Neben Reparaturen und einem Komplettschaden an der Buch-Plastik auf dem Skulpturenpfad geht es dabei auch um entwurzelte Bäume, eine weggeschwommene Brücke, Bänke und Wanderschilder sowie die neuen Fische für den Forellenteich. Bislang, so bilanziert der Förster, ließe sich die Zusammenarbeit mit der LTV gut an, es gebe kein Feilschen, sondern ein sachorientiertes Miteinander. „Die Schäden liegen insgesamt schon im Rahmen dessen, was wir erwartet haben“, schätzt Matthias Clemens ein. So ähnlich sieht das auch Joachim Häntsch von der Berthelsdorfer Agrargenossenschaft. Größere Überraschungen habe es nicht gegeben – auch wenn ihn der viele Schlamm, der nach dem Abfließen des Wassers vor allem auf den Wiesen liegt, überrascht hat. Der Landwirtschaftsbetrieb wird im ersten Halbjahr definitiv auf einigen Wiesen kein Grünfutter ernten können. Auch die Flächen direkt am Damm des Rückhaltebeckens seien lange im Wasser gewesen und durchgeweicht. Und an der Eulmühle werde der Raps auch nicht wie erwartet sprießen. Alles in allem waren 20 Hektar mehr oder weniger vom Probestau betroffen. Häntsch ist optimistisch, dass sich alles rasch wieder einpegelt: „Da wird die Wiese eingeschleppt und hier und da ein bisschen Gras nachgesät, dann wird das wieder“, erklärt er.

Erst noch fertig werden müssen die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft auch mit dem Erneuern der Weidezäune. Die hat das Wasser fortgespült. „Manche hängen samt Draht jetzt noch in den Baumkronen, da kommen wir nicht hin“, sagt Häntsch. Auch er ist optimistisch, dass die LTV die Schäden – wie vertraglich vorab geregelt – bezahlen werde. „Bislang lässt sich alles gut an“, sagt er. Mit einigen Tausend Euro Schaden rechnet auch er derzeit.

Wie viel der Freistaat für die Schäden durch den Abschlusstest des Schutzbauwerkes bezahlen muss, ist allerdings noch nicht endgültig klar. Derzeit laufe die Auswertung der Daten aus dem Probestau, teilt die Landestalsperrenverwaltung mit. Abschließende Daten und Zahlen lägen noch nicht vor. Fest stehe allerdings, dass das Becken gut funktioniere und beim nächsten Hochwasser die Anwohner an Pließnitz und weiter flussabwärts schützen werde.

Für Gottfried Leutsch geht damit ebenfalls eine lange Geschichte zu Ende, die ihn viele Jahrzehnte seines Lebens begleitet hat. Der Euldorfer ist tatsächlich ein Opfer des Projektes, denn bei einem echten Vollstau steht sein Haus am Tannengut unter Wasser. „Seit 1958 begleitet mich die Geschichte, damals gab es zu einem solchen Bauvorhaben schon Einwohnerversammlungen“, erinnert er sich. Letztlich hat die Sache für ihn doch ein irgendwie versöhnliches Ende: Das überflutete alte Sägewerk, das er nutzt, hat das Wasser gut überstanden, auch die Maschinen. Und an einem Wochenende Mitte März, als es Hunderte Neugierige aus nah und fern an den neu entstandenen Stausee gezogen hatte, traf er unter den Schaulustigen so viele alte Bekannte, dass ihm dieser Tag noch lange in Erinnerung bleiben wird. „Und ich bin sogar auf dem Stausee Boot gefahren, obwohl ich das erst gar nicht wollte“, sagt Leutsch. Dennoch hofft er nun – wie auch die anderen Betroffenen – dass ein neuer Einstau so schnell nicht kommen wird.