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Aufklärung hilft nicht

Das legen die neuen Zahlen zu Geschlechtskrankheiten in Dresden nah. Und die bisherige Allzweckwaffe schwächelt.

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© dpa

Von Sandro Rahrisch

Dresden. Kondome schützen – wenn man sie denn nimmt. Dresdens Ärzte haben im vergangenen Jahr über 1 000 Menschen wegen Geschlechtskrankheiten behandelt. Das geht aus Zahlen der sächsischen Landesuntersuchungsanstalt (LUA) hervor.

Am stärksten grassierten Chlamydien. Über 800 Dresdner infizierten sich nachweislich mit den Bakterien. Bei Frauen können sich die Eileiter entzünden, was eine Eileiterschwangerschaft begünstigt. Im schlimmsten Fall droht die Unfruchtbarkeit. Bei Männern kann sich die Harnröhre entzünden. Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sind mögliche Symptome. Die Prostata kann ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Zwischen Infektion und ersten Anzeichen können bis zu drei Wochen vergehen. Bis Mitte Juli gab es laut LUA deutlich mehr Fälle als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Positiv werden vor allem Frauen getestet, was laut Robert-Koch-Institut auch daran liegen kann, dass 80 Prozent der infizierten Frauen Symptome verspüren. Dagegen würde nur etwa die Hälfte der betroffenen Männer etwas merken.

Stärker hat sich bisher auch Tripper verbreitet. 2016 diagnostizierten die Mediziner die Krankheit 173 Mal. Dieses Jahr sind bereits 109 Fälle gezählt worden. Eine Häufung beobachtet auch Petra Spornraft-Ragaller, Oberärztin in der Klinik für Dermatologie am Dresdner Universitätsklinikum. Sorgen bereitet ihr, dass das Antibiotikum Azithromycin, mit dem Tripper behandelt wird, zunehmend wirkungslos zu werden scheint. Es liegt nahe, dass die Bakterien eine Resistenz entwickeln. „Woran das genau liegt, wissen wir aber nicht“, sagt die Ärztin. Möglich wäre es, dass das Medikament zu häufig gegen andere Krankheiten eingesetzt wird, etwa Bronchitis.

Leicht rückläufig sind die Fälle von Syphilis. Meldeten die Ärzte 2015 noch 87 Erkrankungen, waren es im vergangenen Jahr nur noch 74, wie aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Die Krankheit wird mit Antibiotika bekämpft, kann unbehandelt aber zu Nervenschäden führen. Betroffen waren vor allem homosexuelle Männer im Alter von 30 bis 34 Jahren.

Auch bei den HIV-Infektionen sieht es nach einem Rückgang der Fallzahlen aus, wenngleich sich die Zahl der Neuinfizierten auf einem vergleichsweise hohen Niveau befindet. Insgesamt 35 Menschen wurden im letzten Jahr positiv auf das Virus getestet – 13 weniger als 2015. In 67 Prozent der Fälle erkrankten homosexuelle Männer, in zehn Prozent heterosexuelle. In der Beratungsstelle für Aids und sexuell übertragbare Krankheiten lassen sich jedes Jahr mehr als 2 000 Personen auf eine Infektion testen. Dort kann man sich nicht nur auf HIV, Hepatitis und Syphilis untersuchen lassen. Angeboten werden auch Tests auf Chlamydien und Tripper. Diese richten sich in erster Linie an Männer, die Sex mit Männern haben, heißt es.