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Aufgerissen wie eine Sardinen-Büchse

Sturm „Herwart“ öffnete in Obercunnersdorf das Dach der Kaufhalle. Dank vieler Helfer ist am Mittwoch wieder geöffnet.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Um 6.50 Uhr war für Birgit Zimmermann die Nacht- und Sonntagsruhe vorbei. Sie lag noch im Bett, als es an der Tür klingelte. Draußen stand Jürgen Jank, Feuerwehrkommandant von Obercunnersdorf. Sie möchte bitte mitkommen. An ihrem Arbeitsplatz, der Kaufhalle Gener, habe es einen Teil des Dachs weggerissen.

Gener-Chef Johannes Spantig vor einem Stück des abgerissenen Dachs.
Gener-Chef Johannes Spantig vor einem Stück des abgerissenen Dachs. © Markus van Appeldorn
Dachdecker dichten provisorisch ab, damit der Laden wieder öffnen kann.
Dachdecker dichten provisorisch ab, damit der Laden wieder öffnen kann. © Markus van Appeldorn

Als Birgit Zimmermann mit der Feuerwehr an der Kaufhalle ankam, sah sie das Drama. Ein 14 mal 8 Meter großes Loch klaffte im Dach. „Der Sturm hat das Dach aufgerollt, als wär’s eine Sardinenbüchse“ sagt Jürgen Jank der SZ. Ein gut 40 Quadratmeter großes Stück hat’s einfach auf die andere Seite geklappt, wo es auf dort angebrachten Photovoltaik-Paneelen zu liegen kam. „Photovoltaik-Anlagen sind immer gefährlich, weil die unablässig Strom erzeugen“, sagt Jank. Diesen Teil des Daches ließen die Wehrmänner unangetastet. Mit Gurten sicherten sie den anderen aufgerollten Teil des Dachs gegen weiteres Aufreißen. Der Gebäudeschaden war bereits erheblich. Weiteres Ungemach drohte, als gegen 7.30 Uhr Starkregen einsetzte.

„Mit Hilfe vieler Feuerwehrmänner haben wir das Lager unter dem Dach geräumt“, erzählt Birgit Zimmermann. Lebensmittel und andere Waren sind dort zwischengelagert. Die vielen Hände kamen rechtzeitig. „Von der Ware ist nichts zerstört worden. Wir können alles noch gebrauchen“, freut sich die Verkäuferin. Der eindringende Regen hatte innerhalb kürzester Zeit die Dämmschutzmatten unter dem Dach durchnässt. Ungehindert rann das Wasser auf die dünnen Deckenplatten. Einige sind durchgebrochen, andere zeigen große Wasserflecken und wölben sich bereits nach innen. Auch die große Fleischtheke im Verkaufsraum wurde teilweise geflutet. „Aber sie war leer geräumt, deshalb ist auch hier keine Ware vernichtet worden“, sagt Birgit Zimmermann.

Dass der Schaden so noch gering gehalten werden konnte, verdankt die Kaufhalle auch dem schnellen Einsatz eines Dachdecker-Teams. „Wir haben sofort den Dachdeckermeister Alexander Probst hier in Obercunnersdorf angerufen. Dass der gleich am Sonntagmorgen gekommen ist, ist auch keine Selbstverständlichkeit“, freut sich Birgit Zimmermann. Am Montagmorgen haben die Dachdecker bereits ein Gerüst aufgebaut und mit einer provisorischen Dachabsicherung begonnen. „Wir wollen ja, dass die schnell wieder öffnen können“, sagt ein Mitarbeiter zur SZ.

„Heute wegen Sturmschaden geschlossen“, verkündet ein Schild an der Eingangstür. Manche Obercunnersdorfer haben es noch nicht mitbekommen und müssen mit ihrem Einkaufskorb wieder umkehren. Auf dem Parkplatz koordiniert Johannes Spantig derweil die Arbeit eines Autokrans. Das schwere Gerät hebt den abgeklappten Teil des Dachs herunter und legt ihn am Boden ab. Spantig ist Geschäftsführer bei der Firma Gener, die die Kaufhalle betreibt. „Jetzt können wir anfangen, diesen Teil des Dachs auseinander zu bauen“, sagt Spantig. Mal schau’n, vielleicht lässt sich ja noch was gebrauchen. Die Schadenshöhe kann er noch nicht abschätzen. Weil keine Ware vernichtet wurde, ist alles noch mal relativ glimpflich abgegangen. „Am Mittwoch werden wir wieder öffnen“, sagt er.

Auch Feuerwehrkommandant Jürgen Jank und seine Mannschaft kamen am Sonntag nicht zur Ruhe. Der Sturm bereitete ihnen jede Menge Arbeit. Kaum waren sie bei der Kaufhalle eingetroffen, kam auch schon eine Alarmmeldung vom anderen Ende Obercunnersdorfs. „An der hinteren Dorfstraße hatte es das Blechdach einer Scheune aufgerissen“, erzählt er. Die meisten Wehrmänner konnten bei der Kaufhalle bleiben. Mit drei Kameraden und der Hilfe des Besitzers konnte die Feuerwehr die Scheune provisorisch sichern. Anschließend musste die Wehr noch einen auf die Eibauer Straße gestürzten Baum zerlegen. Und an der Ebersbacher Straße in Kottmarsdorf hatte die Kettensäge auch viel Arbeit. „Wir waren von 6.30 Uhr bis 15.30 Uhr im Einsatz“, sagt Jank, „Routine. Das ist halt so bei Großschadenslagen.“