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Aufgeräumt wird später

Die Polizei hat den Brandort in der Lackfabrik auf der Industriestraße in Coswig nochmals untersucht.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Tag zwei nach dem Großbrand auf dem Gelände des Lackherstellers Herlac GmbH auf der Industriestraße in Coswig. An das Flammenmeer des Vortrages erinnern nur die beiden ausgebrannten Leichtbauhallen in der Nähe der Bahngleise. Und ein brenzliger Geruch, der am Brandtag selbst nicht zu spüren war. Dieser Geruch sei ihr auch gleich aufgefallen, sagt eine Frau, die in einem der Kleingärten gegenüber dem Betrieb zu tun hat.

Wo es noch brannte

10. August 2016, Gewerbehalle: Auf dem einstigen EWS-Gelände an der Straße Zur Alten Elektrowärme brennt eine Halle aus, wo Baumaterial , Reifen und Autos lagern. Das Gebäude wird von drei Firmen genutzt. Brandursache: fahrlässige Brandstiftung.
10. August 2016, Gewerbehalle: Auf dem einstigen EWS-Gelände an der Straße Zur Alten Elektrowärme brennt eine Halle aus, wo Baumaterial , Reifen und Autos lagern. Das Gebäude wird von drei Firmen genutzt. Brandursache: fahrlässige Brandstiftung.
15. November 2016, Rohbau Einfamilienhaus:  Durch ein Feuer völlig zerstört wird der in Holzständerbauweise errichtete Rohbau eines Einfamilienhauses in der Sörnewitzer Nassausiedlung. Als Brandursache ermittelt die Polizei auch hier Brandstiftung.
15. November 2016, Rohbau Einfamilienhaus: Durch ein Feuer völlig zerstört wird der in Holzständerbauweise errichtete Rohbau eines Einfamilienhauses in der Sörnewitzer Nassausiedlung. Als Brandursache ermittelt die Polizei auch hier Brandstiftung.
18. Dezember 2016, Gewerbehalle: Auf der Cliebener Straße bricht Feuer im Container eines Fischhändlers aus, greift auf zwei Verkaufswagen über und schließlich auf die Halle des Getränkegroßhandels Hiller und Becker, die etwa zur Hälfte ausbrennt. Ursache: Brandstiftung.
18. Dezember 2016, Gewerbehalle: Auf der Cliebener Straße bricht Feuer im Container eines Fischhändlers aus, greift auf zwei Verkaufswagen über und schließlich auf die Halle des Getränkegroßhandels Hiller und Becker, die etwa zur Hälfte ausbrennt. Ursache: Brandstiftung.
24. Februar 2917, Sportlerheim:  Das am Kahlhügelweg befindliche Vereinshaus des SV Motor Sörnewitz samt Kegelbahn verschwindet bis auf einen kleinen Teil im Feuer. Vereinsräume werden zerstört, ebenso Trikots und Bälle. Die Ursache: Brandstiftung.
24. Februar 2917, Sportlerheim: Das am Kahlhügelweg befindliche Vereinshaus des SV Motor Sörnewitz samt Kegelbahn verschwindet bis auf einen kleinen Teil im Feuer. Vereinsräume werden zerstört, ebenso Trikots und Bälle. Die Ursache: Brandstiftung.

An den Hallen gibt es offensichtlich auch einiges zu tun. Dort bewegen sich Menschen in Arbeitsanzug oder Zivil. Bei dem Brand wurde ein Fertigwarenlager komplett zerstört. Zwei Hallen mit Fässern und anderen Behältern, die dem Feuer zum Opfer fielen. Von einer nach ersten Schätzungen niedrigen sechsstelligen Schadenssumme spricht das Unternehmen.

Produktionsschwerpunkt des mittelständischen Lackherstellers mit knapp 65 Mitarbeitern und fast 200-jähriger Tradition sind nach eigenen Angaben moderne Holzlacke, -beizen und Industrielacke. Sie gehen an professionelle Verarbeiter im In- und Ausland.

Ob jetzt an den Hallen schon aufgeräumt wird, wollte die SZ wissen. Nein, sagt eine Herlac-Mitarbeiterin. Die Brandstelle wird noch untersucht, die Polizei hat noch zu tun. Erst nach der Freigabe kann mit dem Aufräumen begonnen werden.

Marko Laske von der Pressestelle der Polizeidirektion Dresden bestätigt, dass die Brandursachenermittlerin auch am Freitag in Coswig beschäftigt war. Aus seiner Sicht keine Besonderheit bei solch einem großen Brand. Ob der Brandort nun noch weiter überprüft werden muss, konnte er nicht sagen. Die Ermittlerin, schon wieder in einem anderen Landkreis im Einsatz, sei am Freitagnachmittag nicht zu erreichen gewesen.

Auf jeden Fall werde wegen des Verdachts auf Brandstiftung ermittelt, so Marko Laske. Spekulieren möchte er über die Brandursache aber nicht. Auch nicht darüber, ob ein Feuerteufel in diesem Gebiet der Stadt unterwegs ist. Schließlich gab es seit vergangenem August vier große Brände mit Schwerpunkt im Ortsteil Sörnewitz gleich nebenan. Wenn Brände örtlich nahe beieinander liegen, werde immer geprüft, ob es Zusammenhänge gibt. Ob es sich dabei aber um eine Brandserie handelt oder nicht, sei ebenfalls noch offen, könne noch nicht bewertet werden.

Für die beiden Männer, die sich am Freitagvormittag auf dem schmalen Pfad neben den Bahngleisen in Sichtweite des Brandortes unterhalten, ist es schon denkbar, dass da einer unterwegs ist, der immer wieder mal was ansteckt. Die Rede kommt schnell auf die vergangenen Brände in Sörnewitz. Ja, das Vereinsheim. Und der Fischhändler. Und natürlich das jüngste Feuer hier gleich gegenüber. Das ist schon erschreckend, sind sich beide einig.

Tatsächlich waren die Explosionen aus der Lackfabrik kilometerweit zu hören, die Flammen weithin zu sehen. Bis zu 140 Feuerwehrleute waren Donnerstag früh im Einsatz. Auch das haben die beiden gehört und gelesen und sind beeindruckt. Und wieder kommt da am Bahndamm eine Erinnerung zur Sprache, die schon am Vortag die Runde macht. Vor etwa 30 Jahren soll es gewesen sein, da habe es in der Lackfabrik schon mal einen großen Brand gegeben. Sogenannte Schießbaumwolle sei da explodiert, die Fässer seien direkt durchs Dach geflogen, weiß einer der Männer.

Ein solcher Brand ist im seit 2006 bestehenden Coswiger Feuerwehrmuseum dokumentiert. Allerdings für Anfang der 1970er-Jahre. Da musste sogar die Bahnstrecke zwischen Meißen und Coswig gesperrt werden. Beim Brand am Donnerstag zum Glück nicht.