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Aufbruchstimmung am Schillerplatz

Es gibt wieder Neueröffnungen. Doch viele Händler haben weiterhin zu kämpfen.

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© Sven Ellger

Sophie Arlet

Wer bei Michael Malz ein Zimmer bucht, verbringt die Nacht auf historischen Dachbalken. Denn aus denen hat der Gastronom die Betten für sein Bed and Breakfast zimmern lassen. Die Pension befindet sich in einem denkmalgeschützten Häuschen direkt am Schillerplatz – der Blick aufs Blaue Wunder ist bei einigen der Zimmer inklusive. „In einem Raum haben wir extra den Fernseher weggelassen“, so Malz. Der würde nur den Blick auf die Postkarten-Aussicht verstellen.

Der 44-Jährige ist seit über 25 Jahren in der Dresdner Gastronomie tätig. Mit der eigenen Pension hat er sich einen großen Wunsch erfüllt. „Ich wollte weg vom Abendgeschäft“, so Malz. Jetzt bleibt mehr Zeit für die Familie. In dem Haus, das zum historischen Ortskern von Blasewitz gehört, wurde 1802 der Maler Woldemar Hottenroth geboren. In den vergangenen zehn Jahren befand sich dort die Pension „Nebenan“ mit Weincafé. Zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Caroline Lampe-Skriba hat Malz einen Großteil der Renovierungsarbeiten selbst erledigt. Lampe-Skriba betreibt bereits das Restaurant „Hierschönessen“ und das Hofcafé in der Neustadt. Seit Ostern kommen Fahrradtouristen, Geschäftsleute und Kurzurlauber in das B&B am Blauen Wunder. Vor einem Monat konnten Malz und Lampe-Skriba dann noch eine Eröffnung feiern. Im Erdgeschoss betreiben sie die Suppenwirtschaft, mit der sie zur Belebung des Platzes beitragen wollen. Jetzt können sich die Marktbesucher und Mitarbeiter der umliegenden Büros mittags mit Suppen, Eintöpfen und Currys versorgen. Die werden vor Ort jeden Tag frisch gekocht.

Pasta Lucia verlässt Dresden

Auf frische Nudeln und feines Pesto hingegen müssen die Blasewitzer neuerdings verzichten. Die Nudelmanufaktur am Schillerplatz mit Bistro hat seit Anfang Juni geschlossen. Es sei immer schwieriger gewesen, gutes Personal zu finden, sagt Geschäftsführer Mario Lucia. Auch der Mindestlohn habe eine Rolle gespielt. Das Hauptproblem war aber der für eine Produktionsstätte ungünstige Standort an der Tolkewitzer Straße. „Wir sind dort logistisch an unsere Grenzen gestoßen“, so Lucia. Denn für die Lieferanten gibt es direkt am Geschäft keinen Parkplatz. Momentan werden die Nudeln in Wehlen produziert, dort betreibt Lucia ein Hotel. Das ist aber auch kein optimaler Ort für die Nudel-Herstellung und soll nur eine Übergangslösung sein. Im kommenden Jahr wird deshalb in Pirna eine neue Produktionsstätte mit Schauwerkstatt entstehen. Auf frische Nudeln müssen die Dresdner nicht verzichten. Voraussichtlich ab September werden die Teigwaren aus Wehlen in den Frida-Märkten von Konsum verkauft. Mario Lucia kann sich auch vorstellen, irgendwann wieder nach Räumen in Dresden zu suchen. Konkret sei aber noch nichts geplant.

Nachmieter fürs Fass gesucht

Auch bei anderen Schillerplatz-Händlern stehen Veränderungen an. So zum Beispiel bei Angela Grewing vom „Fass“. Sie verkauft seit 13 Jahren feine Öle, Essig und Whisky an der Tolkewitzer Straße. Statt Balsamico-Werbung liegen im Schaufenster jetzt Grundrisse aus. Denn die Unternehmerin sucht einen Nachmieter für ihre Räume, auch die nebenstehende Fromagerie kann übernommen werden. „Bis zum 31. August können sich die Leute noch bevorraten“, so Grewing. Zum Brückenschlagfest am 2. September will sie noch mal eine Whisky-Verkostung veranstalten. Dann sollen auch die allerletzten Tropfen den Besitzer wechseln. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Wie es mit den bereits leer stehenden Ladenflächen am Schillerplatz weitergeht, ist indes offen. Bei der ehemaligen Straussfiliale in der Hüblerstraße wurde gerade die Lüftung ausgebaut. Seit der Kinderladen Bambini Anfang April in die Neustadt gezogen ist, steht das Geschäft an der Ecke Brucknerstraße leer. Gleich nebenan befand sich die Nudelmanufaktur. Auch dort ist noch kein Nachmieter gefunden.

Michael Malz möchte mit seinem B&B gerne dauerhaft am Schillerplatz bleiben. „Ich will hier etwas mitgestalten“, sagt der Gastronom. Deshalb ist er auch schon dem Gewerbeverein beigetreten. Die Mitglieder arbeiten gerade an einem neuen Internetauftritt. So wollen die Händler neue Kunden anlocken. Ein wichtiges Thema für viele Geschäftsinhaber sind immer noch die Parkplätze an der Brücke. „Es wäre in Ordnung, wenn man dort bezahlen müsste, aber ganz wegfallen dürfen sie nicht“, sagt Malz mit Blick auf seine Gäste. Für die Radreisenden unter ihnen hat er Stellplätze im Erdgeschoss der Pension eingerichtet.