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Aufbau nach dem Brand

Das neue Haus der Kottmarsdorfer Familie Heinrich nimmt Konturen an, aber die Tischlerwerkstatt muss warten.

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© SZ Thomas Eichler

Von Patrick Richter

Es wird fleißig gearbeitet auf der Dorfstraße in Kottmarsdorf. Arbeiter werkeln und auch Tischler Matthias Heinrich ist natürlich emsig dabei, ein neues Haus für seine Familie zu bauen. Denn Anfang April war die gesamte Existenz der sechsköpfigen Familie in Flammen aufgegangen. Das Wohnhaus und die Werkstatt seiner Firma fielen mit allem Hab und Gut den Flammen zum Opfer. Die Anteilnahme in der Region war riesig. Durch die Hilfe der Mitmenschen kann er mittlerweile wieder in eine bessere Zukunft blicken. Das Wohnhaus nimmt bereits Konturen an, vieles ist getan. Nur die Arbeiten an einer neuen Werkstatt müssen noch warten.

Das Haus und die Tischlerei von Familie Heinrich wurden Anfang April durch einen Brand komplett zerstört.
Das Haus und die Tischlerei von Familie Heinrich wurden Anfang April durch einen Brand komplett zerstört. © Rafael Sampedro

„Der Rohbau ist so weit fertig“, sagt Matthias Heinrich zum Stand der Aufbauarbeiten am Wohnhaus. Die Fenster sind eingebaut, das Dach ist dicht. Im Augenblick wird die Elektrik im Haus verlegt. Wichtige Fortschritte für den Tischler, nach den schweren letzten Monaten für ihn und seine Familie. Ein Ziel hatte er sich mit seiner Frau gesetzt: „Zu Weihnachten wieder am Christbaum im Haus zu sein.“ Das Ziel sei aber vermutlich nicht zu schaffen, meint Heinrich.

Küche und ein Bad im Arbeitscontainer

Bis dahin wohnt die Familie dann noch in Arbeits-Containern. „Da haben wir die wichtigsten Sachen drin. Es gibt eine Küche und ein Bad“, beschreibt der Familienvater. Da diese aber nicht gedämmt sind, blickt er einem kalten Winter entgegen. Im März allerdings, soll das Haus dann fertig sein, damit die Heinrichs wieder einziehen können. Dankbar sind sie, dass es durch die vielen Helfer und alle Beteiligten so schnell gehen konnte. „Angefangen bei den vielen Spendern und der Hilfe der Gemeinde Kottmar, bis hin zu den Baufirmen die jetzt und in der vergangenen Zeit tolle Arbeit leisten, war das einfach enorm.“

Die Anteilnahme am Schicksal der Familie Heinrich in Kottmarsdorf war nach dem Brand riesig. Davon sind sie noch immer überwältigt. Viele Sachspenden gingen ein, bis die Gemeinde Kottmar mit einem extra eingerichteten Spendenkonto aushalf, wodurch das benötigte Geld gesammelt werden konnte. Viele Verwandte, Bekannte, Nachbarn, Kunden, regionale Firmen und sogar komplett Fremde boten der Familie damals tatkräftig ihre Hilfe an.

Eine eindeutige Brandursache ist derweil noch immer nicht ermittelt. Wie die Polizeidirektion Görlitz bekannt gibt, laufen noch immer die Ermittlungen. Wasserstandsmeldungen gibt es ebenfalls keine.

Der letzte Schritt auf dem Weg zurück zum normalen Alltag der Familie wird der Wiederaufbau der Tischlereifirma von Matthias Heinrich sein. Beginnen kann der allerdings noch nicht. Und das hat bürokratische Gründe: Seine alte Werkstatt fiel unter Bestandsschutz, welcher durch den Brand nun entfallen ist. Ein kompletter Neubau wird fällig.

Das Errichten des Betriebes im Wohngebiet kann jedoch nicht ohne Weiteres vonstattengehen. Verschiedene Bestimmungen stehen dem noch entgegen. So ist für den Bau zunächst die Genehmigung der Bauaufsicht notwendig, damit hier ein handwerklicher Betrieb entstehen kann. Eine Umwidmung auf dem Grundstück der Familie Heinrich wird vonnöten sein. Das bedeutet, dass eine Zustimmung für das Ausüben von Handwerk auf dem Grundstück wieder gegeben werden muss.

Laut Baugesetz fällt der Grund und Boden auf dem die Werkstatt entstehen soll, außerdem nicht in den sogenannten Innenbereich der Gemeinde Kottmar. Zum Innenbereich gehören die Gebiete, an denen in großer Zahl und zusammenhängend Häuser gebaut sind. Das Grundstück ist liegt somit im Außenbereich. Dort wiederum muss jedes Bauvorhaben grundsätzlich mit einem Vorhabensplan von der Bauaufsicht genehmigt werden.

„... solange damit keine finanziellen Belastungen für uns entstehen“

Matthias Heinrich ist allerdings optimistisch, was die Zustimmung der Bauaufsicht für seine neue Werkstatt betrifft: „Die Handwerkskammer und die Gemeinde Kottmar unterstützen mich in der Sache, was sehr wichtig für das Vorhaben ist“, sagt er dankbar. Wenn es nach der Gemeinde Kottmar ginge, sollen dem dreifachen Vater bei seinem Vorhaben keine Steine in den Weg gelegt werden. „Die Gemeinde wird Herrn Heinrich bei seinem Projekt unterstützen, solange damit keine finanziellen Belastungen für uns entstehen“, heißt es in der Gemeindeverwaltung.

Bis der Bau des neuen Firmensitzes dann beginnen kann, dürfte es noch einiges an Zeit dauern, denn kurzfristig wird es keine Baugenehmigung geben können. Die einzige Alternative wäre der Umzug in ein Gewerbegebiet. Dieser kommt für Heinrich aber nicht infrage.

Wegen der Grenzkriminalität sei der Schutz für die kleine Firma weit entfernt von Wohnhäusern kaum möglich. Im Idealfall möchte der gelernte Tischler aber Anfang nächsten Jahres mit dem Bau der Arbeitsstätte beginnen. Damit seine dreiköpfige Firma wieder die Arbeit aufnehmen und er seine Familie versorgen kann. „Die Behörden arbeiten da bislang sehr schnell und reibungslos“, meint Matthias Heinrich optimistisch.