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Aufatmen beim Kinderarzt

Eine Meißner Praxisinhaberin fand keinen Nachfolger. Das eröffnet nun einem Coswiger Kinderarzt neue Möglichkeiten.

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© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Meißen/Coswig. Der Grund für ihre Freude bringt sicher vielen Eltern Erleichterung. Denn der Coswiger Kinderarzt Dr. Bernhard Lüders und seine Kollegin Kristin Steglich arbeiten ab Juli in einer erweiterten Praxis und können dann auch mehr Kinder behandeln. Dahinter steckt keine räumliche Vergrößerung, sondern die Extrazulassung einer Kinderarztstelle in Coswig. Die übernimmt Kristin Steglich langfristig als angestellte Ärztin in der Praxis von Bernhard Lüders.

Hier ist die Fachärztin seit vier Jahren als Weiterbildungsassistentin für Kinderpneumologie und Allergologie beschäftigt. Doch die Weiterbildungszeit wäre schon bald beendet gewesen. Dass die 34-Jährige die Praxis verlässt, hätte auch ihr Chef bedauert. Dann hörte er, dass die Meißner Kollegin Martina Kolodziej aus Altersgründen aufhört und keinen Nachfolger findet. „Der Sitz wäre weggefallen“, ist sich Bernhard Lüders sicher. Denn laut einer veralteten Bedarfsplanung der Politik von 1990 gibt es noch immer zu viele Kinderärzte.

In der Realität sind sämtliche Kinderarztpraxen in der Region überbelegt und nehmen zum Teil gar keine Patienten mehr auf. „Für Coswig wird sich die Situation spätestens verschärfen, wenn Frau Dr. Rüdiger 2018 oder 2019 in Rente geht und ihre Praxis übergibt“, sagt Bernhard Lüders. Denn Christa Rüdiger hat eine Zulassung als Allgemeinmedizinerin und versorgt aus einer früheren Zeit, in der sie als Kinder- und Jugendärztin tätig war, noch mindestens 800 Kinder. Wie bereits absehbar ist, wird ihre Nachfolge den Großteil nicht weiter behandeln können. Schon seit zwei Jahren nimmt die Praxis Lüders darum zunehmend Patienten von ihr auf.

„Bis 1996 hatte Coswig zwei Kinderarztsitze“, sagt Bernhard Lüders. Seitdem hat die Stadt offiziell einen, wobei aber eben Christa Rüdiger die Versorgung zu einem beachtlichen Teil mit gewährleistet. Lüders‘ Ziel war es, in jedem Fall diese Situation mit zwei Kinderärzten langfristig zu sichern. Weshalb er sich auf den in Meißen frei werdenden Sitz bewarb. Martina Kolodziej stimmte zu. Bernhard Lüders‘ Plan war jedoch nicht, in Meißen eine zweite Praxis zu eröffnen, sondern diesen Sitz nach Coswig zu verlagern. Entsprechend beantragte der 52-Jährige auf seine Praxis eine zweite Zulassung für Kinder- und Jugendmedizin. Vom Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen gab es dafür grünes Licht.

Damit kann das Team Lüders & Steglich nun unter wesentlich besseren Bedingungen arbeiten. Bisher bekam die Praxis lediglich die Behandlung von bis zu 1 500 Kindern voll bezahlt. Versorgte sie aufgrund des großen Bedarfs darüber hinaus Kinder, was regelmäßig um die 300 waren, zahlte die KV nur noch mit Abzügen, berichtet Lüders. Zwei Kinderarztsitze gestatten künftig die Behandlung von mehr Kindern, ohne dass die Praxis draufzahlt.

In den farbenfrohen Räumlichkeiten an der Dresdner Straße 60 liegt der medizinische Schwerpunkt auf Allergien. Diese schlagen sich oft in Lungenkrankheiten nieder, wofür Bernhard Lüders ausgewiesener Spezialist und Kristin Steglich auf dem Weg dahin ist. „Man braucht deutlich länger für die Behandlung von Lungenpatienten“, erklärt der Fachmann. Doch die Nachfrage wächst ständig. Aus allen Teilen Sachsens und bis aus Brandenburg kommen Eltern mit ihren Kindern in die Praxis.

Darum wird sie auch nicht alle etwa 1 400 Patienten der geschlossenen Meißner Praxis behandeln können. Aber das sei auch gar nicht nötig, so Lüders. Er wisse, dass einige innerhalb Meißen wechseln, wo drei Kinderarztsitze verbleiben. „Wir übernehmen gern Patienten, die im Coswig zugewandten Gebiet wohnen und die keinen anderen Kinderarzt finden“, sagt er.

Dafür stockt Bernhard Lüders seinen ärztlichen Personalstamm auf. Zum 1. September besetzt er die Stelle der Weiterbildungsassistentin im Bereich Kinderpneumologie und Allergologie neu. Die Fachärztin kann langfristig in der Praxis arbeiten.

Zum Team gehören bereits neben Kristin Steglich zwei in Teilzeit tätige Weiterbildungsassistentinnen zur Kinderheilkunde und sechs Schwestern. Plus all die Helfer aus der Spielzeugwelt. Allen voran Puppe Jenny, die der Star aller Asthmaschulungen für Kinder ist. Mit Bernhard Lüders trällert sie Lieder von der Hausstaubmilbe Hilde und zeigt, wie Asthmaspray genutzt wird.