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Auf Zeitreise in Goppeln

In dem alten Schulhaus wird bald Geschichte lebendig.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Wozu braucht es einen Abrichthobel? Und warum sind diese alten Badewannen aus Holz so klein? Darüber könnte ein Böttcher aufklären. Wissenswertes über die Handwerke in der Umgebung erfahren Besucher künftig aber auch in der ehemaligen Schule in Goppeln. Engagierte Einwohner des Bannewitzer Ortsteiles richtet im ersten Obergeschoss des 1890 erbauten Denkmals derzeit eine Heimatstube ein. Was etwas verstaubt anmuten mag, hat entgegen mancher Befürchtung einen recht modernen Gedanken, nämlich das Heimatbewusstsein zu stärken und ganz nebenbei einen Treffpunkt oder Veranstaltungsort für jedermann zu schaffen.

Ein Foto älteren Jahrgangs. Wann genau die Aufnahme entstand, ist unklar. Das Denkmal an der Golberoder Straße war Schule. Heute sind in dem Haus, das der Gemeinde gehört, die örtliche Feuerwehr, Wohnungen und die Heimatstube.
Ein Foto älteren Jahrgangs. Wann genau die Aufnahme entstand, ist unklar. Das Denkmal an der Golberoder Straße war Schule. Heute sind in dem Haus, das der Gemeinde gehört, die örtliche Feuerwehr, Wohnungen und die Heimatstube. © privat

Die Idee dazu kursiert schon länger in den Köpfen der Goppelner Ortschaftsräte. Allen voran sind das Ortsvorsteherin Elke Schleife, ihr Mann Holger und Walter Kaiser. Nun sind sie mittendrin, den großen Raum auszugestalten. Wandtafeln, Regale und Tische mit Werkzeugen und anderen Exponaten erzählen bereits von der Geschichte der verschiedenen Handwerke in Goppeln, Gaustritz und Golberode, vom Stellmacher über den Schmied bis hin zur Hopfenwirtschaft. Ja, die Goppelner haben auf ihren Feldern den Rohstoff fürs Bier gewonnen. Selbst gebraut hätten sie aber nicht. „Sie haben lieber auf Wein gesetzt“, sagt Walter Kaiser und lacht.

Der Genuss scheint am Rand des Dresdner Südens nicht zu kurz gekommen zu sein. Insgesamt sechs Gaststätten gab es einst in Goppeln, Gaustritz und Golberode. Das haben die Heimatfreunde nicht nur herausgefunden, sondern auch anschaulich in den neuen Räumen dokumentiert, mit historischen Fotos und erklärenden Zeilen dazu. In der einstige Wirtschaft Bielaks Weinberg, die bereits abgerissen worden ist, hatten sogar viele Maler aus der Region ihr sommerliches Domizil, auch weil die Malerschule hier ansässig war.

Nachdem die Gemeinde Bannewitz das Gebäude bereits für rund 450 000 Euro sanieren ließ, haben nun die Anwohner mit weiterer Unterstützung etliche Arbeitsstunden in die Gestaltung der neuen Räume in der ersten Etage gesteckt, auch viel Geld. Um die etwa 30 Quadratmeter großen Heimatstube entsprechend zu gestalten, haben unter anderem viele Einwohner gespendet und der Ortschaftsrat sein Budget zusammengelegt. „Unser Ziel ist es, den Raum im Sommer mit einem kleinen Fest einzuweihen“, sagt Ortsvorsteherin Elke Schleife. Von da an steht die Heimatstube nicht nur allen Interessierten offen, die in die Geschichte der Orte eintauchen wollen. Auch Lesungen und Vorträge von Vereinen und Akteuren sind geplant, auch der Regionalgruppe Goldene Höhe. „Wir freuen uns darauf“, sagt Walter Kaiser.

Der gebürtige Gaustritzer hat zu dem Raum, in dem die Heimatstube entsteht, eine ganz besondere Verbindung. „Genau dort habe ich als kleiner Schuljunge gesessen“, sagt er und zeigt auf das hintere Fenster. In der letzten Reihe saß der kleine Walter einst zusammen mit sieben weiteren Kindern und drückte in der Klassenstufe drei und vier hier die Schulbank. „Dort drüben stand mal ein Kachelofen“, erinnert er sich noch. An kalten Wintertagen hätten sich die Schüler um die Feuerstelle versammelt und den Erzählungen ihres Lehrers gelauscht. Nie hätte er gedacht, dass sein altes Klassenzimmer einmal ein Platz wird, an dem die verschiedensten Erinnerungen aus den Orten wieder einen Platz finden.