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Auf Spendenjagd für den Eiskunstlauf

Robin Szolkowy will den deutschen Paarlauf retten. Und seinen Heimatverein, der Olympiasieger und Weltmeister hervorbrachte. Dem fehlt heute das Geld, Szolkowy einzustellen.

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© dpa

Von Skadi Hofmann

Chemnitz. Mit einem weißen Gips-Schlittschuh in den Händen war Robin Szolkowy am Sonntag auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt umringt von Fans. Der Eiskunstlauf-Weltmeister war extra aus Moskau angereist, um zwei Stunden lang Autogramme zu schreiben und mit Fans zu sprechen. Als Gegenleistung sammelte er Geld für den Chemnitzer Eislauf-Club (CEC) ein. Über Jahrzehnte hatte der CEC den gebürtigen Greifswalder unterstützt auf dem Weg zu fünf WM-Titeln und zweimal Olympia-Bronze im Paarlauf mit Aljona Savchenko. Jetzt ist Szolkowy Trainer, Savchenko hat den CEC Richtung Oberstdorf verlassen und Erfolgscoach Ingo Steuer verdient sein Geld in den USA. Der Traditionsclub, der Olympiasieger wie Kati Witt und Anett Pötzsch hervorbrachte, hat seine sportlichen Aushängeschilder verloren. „Ich möchte, dass der CEC nicht von der Bildfläche verschwindet, sondern die Möglichkeit bekommt, neue Talente in die internationale Spitze zu bringen“, sagt Szolkowy.

Der CEC würde dafür am liebsten Szolkowy selbst als Trainer einstellen, sagt Vereinsvorstand Klaus Steffan: „Es gab einige Gespräche und Versuche, gemeinsam mit dem Landessportbund die Idee in die Tat umzusetzen, aber uns fehlen momentan die Mittel.“ Szolkowy will nach 19 Jahren beim CEC etwas zurückgeben und den deutschen Paarlauf aus dem Winterschlaf holen.

Mit der Deutschen Eislauf-Union (DEU) hat er sich nach langen Verhandlungen auf ein Engagement als Paarlauf-Nachwuchskoordinator einigen können. 2015 startet das Projekt. „Alles, was zum Thema Paarlauf im Nachwuchsbereich passiert, soll bei mir in Abstimmung mit der DEU zusammenlaufen. Mein Wunsch ist es, dass alle an einem Strang ziehen und nicht jeder seine eigene Suppe kocht, damit Deutschland auch in den kommenden Jahren im Paarlauf vertreten ist.“

In Chemnitz ist derzeit kein Paar in Sicht, das in die übergroßen Fußstapfen von Szolkowy und Savchenko treten könnte. An eine Rückkehr von Savchenko und ihrem neuen Partner Bruno Massot (Frankreich) aus Oberstdorf glaubt Steffan nicht ernsthaft. „Sie hätten hier keinen geeigneten Trainer, der vom Verband bezahlt wird.“ Bei den Deutschen Meisterschaften Mitte des Monats war vom CEC kein Paar am Start, ohnehin gab es nur zwei teilnehmende Duos. Einzig auf der 15-jährigen Lutricia Bock, Meisterschafts-Dritte, ruhen derzeit die Hoffnungen in Chemnitz.

Derweil ist Szolkowy als Trainer und Berater überaus gefragt. Das russische Spitzenteam um Coach Nina Mozer hat am Wochenende seinen Trainervertrag bis Ende April 2015 verlängert. Zudem wurde der 35-Jährige diesen Monat zum persönlichen Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gewählt. Mit seiner Frau Romy kurbelt er die gemeinsame Sportmarketing-Firma an, die 2015 ein erstes Eislaufcamp ähnlich dem IceDome in Oberstdorf organisieren wird - ein Herzenswunsch von Szolkowy. „Das neue Jahr wird mindestens genauso spannend wie das alte und ich habe noch mehr Projekte in meinem Kopf“, sagt der Weltmeister. Zwischen seinen Traineraufenthalten in Moskau und seinem Leben in Chemnitz pendelt er noch in die Schweiz zu seiner neuen Eispartnerin Myriam Leuenberger. Gemeinsam bereiten sie neue Showauftritte vor. (dpa)