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Auf nach Südamerika

Deborah Engel aus Königswartha beginnt nach dem Abitur ein Freiwilligenjahr in einem SOS-Kinderdorf. Dafür braucht sie Hilfe.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Königswartha. In der Natur sein, den Tieren zusehen oder einfach mal auf der Schaukel sitzen – dazu hat Deborah Engel momentan ein bisschen Zeit. Aber eben nur ein bisschen. Denn sie ist auf dem Bauernhof Helm in Eutrich beim Kindercamp des Mehrgenerationenhauses Bautzen-Gesundbrunnen dabei. Und das schon zum fünften Mal. „Ich bin ja praktisch damit groß geworden, da ich meine Mutter bei Rüstzeiten begleitet habe. Nun kann ich ihr bei der Betreuung helfen“, sagt die 19-Jährige. Ihre Mutter Aurele Engel ist Gemeindepädagogin.

Mit vollem Namen heißt die junge Frau Deborah Kim Phuong Engel. Ihr Vater war Vietnamese. Und auch, als sich ihre Eltern getrennt haben, hat sie den Kontakt zu ihm nie verloren. So unterbrach sie ihre Schulzeit am christlichen Gymnasium Johanneum in Hoyerswerda für ein Jahr, um ihren Vater zurück in seine Heimat zu begleiten. „Er war schwer krank, und ich wollte noch einmal viel Zeit mit ihm verbringen“, sagt sie. Und möchte diese Zeit nicht missen. Sie hat viel über das asiatische Land, seine Kultur und Lebensweise kennengelernt. Mit der Familie ihres Vaters hat sie sich gut verstanden. Sogar in die Schule ist sie gegangen. „Aber die Sprache ist schon schwer. Ich verstehe vieles, aber beim Sprechen bin ich eher zurückhaltend“, erzählt die Königswarthaerin.

Mehr von der Welt sehen

Ihr Vater kam zu Wendezeiten als Gastarbeiter nach Deutschland. Er hatte Mathematik und Physik studiert, doch gearbeitet hat er in Deutschland als Gleisarbeiter. Als ihr Vater starb, blieb sie weitere zwei Monate in Vietnam. „Die Sterbekultur ist dort eine ganz andere“, sagt sie und erzählt von einem Altar, an den täglich Essen gebracht wurde oder von Lesungen und Feiern für die Seele des Verstorbenen. In Vietnam wurde ihr auch klar, dass sie mehr von der Welt sehen wollte.

Denn wie ihre Zukunft aussehen kann, das weiß sie noch nicht. „Ich habe überlegt, was ich möchte und was ich gut kann. Und ich weiß auch, was ich nicht will“, lacht sie. Mit Menschen arbeiten, auch mit Behinderten, das kann sie sich gut vorstellen. Aber auch das Organisieren, Entwickeln, Strukturieren liegt ihr. Das merkt sie unter anderem in diesem Feriencamp. „Ich finde es schön zu sehen, wenn Kinder sich entfalten und entwickeln. Wenn sie sich an kleinen Dingen freuen, staunend um einen Maulwurfshügel stehen oder die Kälbchen streicheln. Dann werden die starken Jungs zu ganz lieben Naturfreunden“, sagt Deborah Engel.

Neue Herausforderung

Doch am 7. August wird ihr Leben eine neue Herausforderung meistern. Bei einem Vortrag in der Schule, die sie gewählt hat, weil sie dort Altgriechisch lernen konnte und es einen Religions-Leistungskurs gab, erfuhr sie vom Gustaf-Adolf-Werk Württemberg, dem bundesweit ältesten evangelischen Hilfswerk in Deutschland. Darüber werden Kontakte zu evangelischen Gemeinden in Lateinamerika, Russland und Europa geknüpft. Bei Freiwilligendiensten werden diese Gemeinden dann unterstützt. Unter anderem auch ein SOS-Kinderdorf in Paraguay. Dorthin wird Deborah Engel ab dem 7. August gehen. Zunächst fliegen die Teilnehmer nach Argentinien, wo sie in einem zweiwöchigen Seminar viele organisatorische Dinge bis hin zu Benimmregeln mitbekommen.

Ihren ersten Spanisch-Kurs hat die sympathische Abiturientin auch schon absolviert. „Der Rest wird sich vor Ort ergeben“, lacht sie. Vorstellungen, was sie dort machen wird, hat sie noch nicht. „Ich muss doch sehen, wo ich gebraucht werde und wo ich mich am besten einbringen kann“, sagt Deborah Engel. Sie freut sich auf das nächste Jahr. Mittlerweile ist sie auch schon ein bisschen aufgeregt. Während die Organisation die meisten Kosten übernimmt, muss jeder Teilnehmer auch Spenden sammeln, um dadurch auch über das Vorhaben zu informieren. Das sind 150 Euro im Monat, für ein Jahr 1 800 Euro. „Die kommen dann dem Programm zugute“, weiß Deborah Engel. Sie freut sich schon auf die Zeit, auf das Leben dort, das Essen, die Musik, die Kleidung. Doch jetzt muss sie sich von der Schaukel losreißen. Die Kinder wollen im Wald Stöcke für das Lagerfeuer sammeln.

Spenden an die Landesbank Baden Württemberg, IBAN DE98600501010001026492, Verwendungszweck: 0-728-8026, Engel