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Auf Materialsuche durch die DDR

Der Freitaler Klempnerbetrieb Querner wird in diesem Jahr 80. Der größte Einschnitt liegt noch nicht lang zurück.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. Gundula Querner füllt die letzten Sonnenblumenblüten in originelle Gefäße. „Es sind Fittingstücke, also Rohrverbindungen“, erklärt ihr Mann Heiner Querner lachend. Mit weißem Hemd steht der 45-jährige Installateur- und Klempnermeister in seiner festlich geschmückten Werkstatt im Freitaler Poisental. Wo er sonst mit den drei Monteuren arbeitet, ist jetzt alles für die Gäste vorbereitet.

Der Installations- und Klempnerbetrieb Gerhard Querner GmbH feiert sein 80-jähriges Bestehen. „Ich habe nach Erinnerungsstücken gesucht“, erzählt Heiner Querner, der seit 2007 Geschäftsführer ist. Auf einem Schwarz-Weiß-Bild steht Firmengründer Johannes Querner im Sommer 1936 mit seiner Frau Elisabeth vor der Haushaltwarenhandlung, die damals dazugehörte.

Das erste Kassenbuch in der gestochenen Schrift seiner Frau ist zum Jubiläum geöffnet. Daneben liegen Prospekte für Zinkwannen, Kupferwärmflaschen und sogar einen Eisschrank, der ohne Strom funktionierte. Auch typisches Klempnerwerkzeug wie eine Sickelmaschine zum Weiten und Verzieren von Blechrändern und ein Lötkolben, der noch im Feuer erhitzt wurde, sind ausgestellt.

In einer Fotoserie ist Gerhard Querner, der Meister in zweiter Generation, bei der Reparatur eines Gaskochers zu sehen. Ab Mitte der 1950er versorgte die Firma die dörfliche Region ringsum dort mit Propangas, wo noch kein Stadtgas anlag. Die eigene Gasabfüllstation wurde 1970 eröffnet.

Betrieb blieb in Privathand

Johannes Querner hat seinen Sohn Gerhard schon ab 1966 an der Firmenleitung beteiligt. „Mein Großvater wollte den Betrieb in Privathand lassen. Das hat er geschafft“, sagt Heiner Querner. Er erinnert sich noch an die Fahrten, auf denen sein Vater Material organisierte: „Er war in der ganzen DDR unterwegs. In Schleiz tauschte er Ersatzteile für Propangasgeräte gegen einen Kasten Radeberger Bier. In Halle an der Saale besorgte er Abflussrohre aus Kunststoff. So lief es ab. Mich nahm er oft mit.“

Der Freitaler Handwerksbetrieb fertigte auch Zulieferteile für große DDR-Industriebetriebe. „So wurden bei uns für die Robur-Werke in Zittau Ölkühler für Lkws hergestellt, die in Afrika zum Einsatz kamen. Dafür erhielten wir rares Kupfer.“ Mit der Wende kam ein starker Einschnitt. „Vorher konnten wir uns vor Aufträgen kaum retten. Jetzt mussten wir uns neu orientieren.“ Gerhard Querner, seit 1982 Chef, modernisierte die Firma grundlegend. Der Beruf wandelte sich. „Heute heißt er ‚Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik‘“, sagt Heiner Querner, der auch Innungsobermeister in Freital ist.

Rund 40 Lehrlinge wurden in der Firma ausgebildet, zurzeit gibt es keinen. „Wir würden uns wieder Interessenten wünschen. Sie könnten neue Entwicklungstrends, wie bei modernen Heiztechniken, miterleben. Auch die Heizungssteuerung per App vom Handy aus.“ Die Arbeit sei auch nicht mehr schmutzig wie in seiner Lehrzeit, sagt Querner.

Dann wünscht seine Mutter Heidemarie „allen an Deck“ alles Gute für die Zukunft. Auch sie hat mitgearbeitet und ist nun der erste Gast. Statt Geschenken hat sich Querner Geldspenden für den Freitaler Sozialverein „Mundwerk“ gewünscht. „Die Stadt ist unser Hauptgebiet, deshalb möchten wir hier einen Beitrag leisten“, sagt er. Rund 1 300 Euro kommen nun der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen an der Gutenbergstraße zugute.