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Auf Jagd für den Metzger

Die Land- und Wildfleischerei Schempp bekommt Rehe und Wildschweine von Carolin Reißig: am Sonntag auch direkt im Wald.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Tauscha/Frauendorf. Schon als Kind wollte Carolin Reißig mit auf Jagd gehen. Vater Rüdiger Grafe – Bruder von Betonwerkchefin Tamara Grafe – lebte die Jagdleidenschaft schließlich vor. 1998 hat die heute 38-Jährige dann selbst ihren Jagdschein gemacht. Ein Jahr vorher richtete die Diplom-Kauffrau in Stölpchen ihren Land- und Forstbetrieb ein. Heute sitzt der Forstservice Grafe mit sechs Mitarbeitern in Frauendorf bei Ortrand und liefert nicht nur Holz und Holzerzeugnisse.

Diese Wildprodukte werden in der Fleischerei Schempp in Tauscha hergestellt – aus dem Wildfleisch, geschossen von Carolin und Torsten Reißig.
Diese Wildprodukte werden in der Fleischerei Schempp in Tauscha hergestellt – aus dem Wildfleisch, geschossen von Carolin und Torsten Reißig. © Klaus-Dieter Brühl

Kein Adrenalin im Fleisch

Carolin Reißig und ihr Mann Torsten, früher bekannt durch die Laubacher Südfrucht, schießen als passionierte Jäger Wild, das in der Land- und Wildfleischerei Schempp in Tauscha verarbeitet wird. „Seit sieben Jahren beliefern wir Schempps mit Wildschweinen, Rehen und Rotwild“, sagt Carolin Reißig. Etwa 2000 Kilo pro Jahr werden geliefert. Nicht nur ihre Regionalität garantiert eine gute Qualität des Fleisches. Sondern auch, wie Reißigs die Jagd betreiben.

„Bei uns wird das Wild nicht unter Stress geschossen“, sagt die Jägerin. Drückjagden gibt es in den Wäldern des Forstbetriebes zwischen Lauchhammer und Ortrand nicht. Carolin Reißig: „Das Fleisch der von uns erlegten Tiere schmeckt zarter, denn da ist kein Adrenalin drin“. Die Jäger legen Wert darauf, die Tiere einzeln und mit Blattschuss zu erlegen, damit sie ausbluten können. Hasen werden gar nicht geschossen, weil es eh zu wenige von ihnen gibt. Rund 1200 Hektar Wald und Landwirtschaft hat der Forstservice Grafe im Eigenbesitz. Da lässt sich vieles machen. Selbst die Aussaaten der Felder werden auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmt. Wildwiesen und -ruhezonen sind eingerichtet. Carolin Reißig versichert auch, dass die Schonzeit für die Tiere von Februar bis Mai eingehalten wird. „Und wenn der Wolf Rehwild erlegt, können wir weniger schießen“, so die Jägerin. Für sie hängt Herzblut an diesem Hobby, da zählt nicht nur die Ökonomie. Da sucht man nach Kompromissen. Doch klar ist auch: weniger Rehwild – steigende Preise.

Wildsuppe und Shuttleverkehr

In der Tauschaer Fleischerei ist Familie Schempp dankbar für diese Lieferanten. „Das Wild vom Forstservice Grafe wird nach dem Schießen direkt zu uns gebracht“, sagt Fleischermeister Thomas Schempp. Genau wie das Fleisch anderer Jäger aus dem Sachsenforst. Für die Reißigs ist die Tauschaer Fleischerei allerdings der einzige Abnehmer. Manches schlachten die Jäger freilich auch selbst.

Die gute Zusammenarbeit kann man am Sonntag im Wald der Reißigs beim Weihnachtsbaumschlagen erleben. Zwischen Frauendorf und Bärhaus, drei Kilometer im Wald entlang eines Radweges, gibt es zum sechsten Mal diese vorweihnachtliche Aktion. Christoph Schempp bietet Wildsuppe, Wildschweinbraten und Wiener Würste an. Außerdem gibt es heiße Getränke. Schon die ganze Woche ging es im Forstservice Grafe und in der Land- und Wildfleischerei hoch her, um alles gut vorzubereiten. „Wir rechnen mit vielen Familien, die zu uns mitten in den Wald kommen“, sagt Carolin Reißig. Ein großes Festzelt und zwei kleinere Verkaufshütten sind aufgebaut. Ein besonderer Service ist der Shuttleverkehr, der die Einkäufe der Kundschaft direkt zum Parkplatz bringt.