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Auf Hochglanz poliert

Schmucke Oldtimer treffen sich am Sonnabend in Görlitz und fahren dann durchs Umland. Zwei junge Männer sind dabei.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Der eine Christian steuert das Fahrzeug, der andere Christian hat die Route im Blick. Beide sind Freunde und nehmen als solche am Sonnabend bei der Niederschlesischen Oldtimer-Rallye teil. Natürlich nicht ohne den schicken Roten. Der Skoda 1000 MB, Baujahr 1965, gehört dem Markersdorfer Christian Kliemt. Vom Großvater hat er ihn gewissermaßen geerbt. Er stand viele Jahre nur so in der Garage, der Vater interessierte sich nicht so für das alte Gefährt. Der Sohn schon.

Der 30-Jährige hat ihn vor ein paar Jahren wieder flott gemacht. Ersatzteile gibt’s vor allem bei tschechischen Händlern. KFZ-Vorkenntnisse hatte Christian Kliemt nicht, er ist Bauleiter. Aber wie das so ist bei einem Hobby, da eignet man sich solche Fähigkeiten an. Und so kompliziert wie heute ist das auch nicht, wenn man bei einem 1965er Skoda die Motorhaube öffnet. Obwohl: Bei diesem Modell wird man da keinen Motor finden, der befindet sich nämlich im Heck, also quasi im Kofferraum.

Dieser Motor macht noch ganz schön was her. 120 geht schon, aber so angenehm sei das schon nicht mehr, sagt Kliemt und schmunzelt. Zumal das Auto noch nicht mal über Kopfstützen oder Sicherheitsgurte verfügt. Braucht es auch nicht, was Oldtimer ist, bleibt Oldtimer und muss sich nach modernen Vorgaben nachgerüstet werden. Bei der Rallye am Sonnabend kommt es ohnehin nicht auf Geschwindigkeit an. Eher auf Geschicklichkeit und allem voran natürlich sehen und gesehen werden. 129 Oldies begeben sich vom Hof der Landskron Brauerei aus mit den beiden Christians auf die Rundtour. Im Abstand von einer Minute werden alle Fahrzeuge ab 9 Uhr ins Rennen geschickt. Über Girbigsdorf, Liebstein und Wiesa geht es weiter Richtung Prachenau, Weißenberg und am Ende wieder über Reichenbach, Liebstein zurück zur Brauerei. Immer schön gemütlich die Landstraßen entlang. Schließlich sind schon sehr alte Autos dabei, für die sind Bundesstraßen nichts. Ein Ford T aus dem Jahr 1911 hält in diesem Jahr den Altersrekord. Wie mehrere Teilnehmer kommen seine Besitzer aus Tschechien. Neben den Oldie-Autos gibt’s auch jede Menge Oldie-Motorräder zu bestaunen. Dafür und für Fachgespräche bleibt zwischen und nach den beiden Wertungsläufen genug Zeit, versichert Falko Herbig vom Motorsportclub Görlitz, der die Rallye organisiert. Warum in der Brauerei? Weil historische Fahrzeuge umgeben von denkmalgeschützten Gebäuden eine vollkommene Kulisse abgeben. Auch für Zuschauer. „So ist das gedacht: Die Leute können kommen und die Oldtimer aus nächster Nähe bestaunen“, sagt Herbig. „Hier gibt’s Technik, die lebt.“ Auch entlang der Strecke sind Zuschauer natürlich gern gesehen.

Übrigens: Ein kleines Rennen gibt es nebenbei doch. Einige Fahrzeuge fahren mit um die Sachsenmeisterschaft im Kfz-Veteranensport. Die Rallye am Sonnabend ist ein Wertungslauf.

Christian und Christian berührt das aber nicht. Christian Kliemt wird seinen Roten noch auf Hochglanz bringen, denn ein schmutziger Oldtimer kommt ihm nicht auf die Straße. Ehrensache. Auch der andere Christian, Mühle mit Nachnamen, hat mit Oldies zu tun. Sogar beruflich. Als Sattler kümmert er sich zum Beispiel um Motorradsitzbänke oder die Lederausstattung von Autos – auch Oldtimern, na klar.

Die glänzenden Augen von Oldtimer-Fans kann der 32-Jährige deshalb natürlich bestens nachvollziehen. Und wie sein Kumpel Christian Kliemt hört er gern die Geschichten der älteren Leute, die sich an ihre Jugend erinnern, wenn sie den roten Skoda sehen. „So einen hatte ich auch mal“, haben Christian und Christian schon oft gehört. Aber wahrscheinlich haben sie alle mehr Kilometer gemacht als Christian Kliemt, der mit dem Roten in neun Jahren gerade mal 5 000 Kilometer gefahren ist. Es ist eben ein Oldie, der nur bei schönstem Wetter und mal rausgeholt wird. Für normale Tage gibt es ja noch den Vierer Golf.

15. Oldtimer-Rallye

Günstige Zuschauerpunkte

9 Uhr Landskron-Brau-Manufaktur

ab 9.15 Uhr Girbigsdorfer Str. bei Schweißtechnik Werner

ab 9.45 Uhr Weißenberg, Marktplatz

ab 11 Uhr Brauerei

13 Uhr Start zu Runde 2

ab 13.20 Uhr Ebersbach, Wasserschloss (Kaffeepause)

ab 16 Uhr Brauerei

16.30 Uhr Siegerehrung

Fahrstrecke

Brauerei-Girbigsdorf-Liebstein-Wiesa-Prachenau-Weißenberg-Nostitz-Kleinradmeritz-Zoblitz-Friedersdorf-Kunnerwitz-Brauerei

Ab 13 Uhr: Brauerei-Schlauroth-Pfaffendorf-Gersdorf-Reichenbach-Mengelsdorf-Königshain-Liebstein-Ebersbach-Brauerei.