Merken

Auf Herrchen-Suche

Ausgesetzte Katzen, falsch erzogene Hunde: Das Tierheim Bischdorf tut viel, vermisst aber oft echte Anerkennung.

Teilen
Folgen
© SZ Thomas Eichler

Constanze Junghanß

Die braun-weiße Berner-Sennenhündin schüttelt bedächtig ihren großen Kopf. Um sie herum hat Bellen eingesetzt. Sie beobachtet von ihrem Zwinger das Geschehen im Haupthaus. Zweibeiner schleppen bergeweise alte Handtücher durch die Gegend, rutschen auf Knien über den Belag, schwingen Bürsten über dem Fußboden: Frühjahrsputz. Und der hat seinen Grund: Blitzblank möchte sich das Tierheim Bischdorf zum Jubiläum den Besuchern präsentieren. Es ist der 25. Geburtstag, den der Tierschutzverein Löbau-Zittau am 1. Mai feiert. Dafür öffnet die Einrichtung ihre Pforten und hat ein buntes Programm auf die Beine gestellt – mit einer Hundefriseurin, Disko, und einer Kakadu-Show. Allerdings nicht mit Papageien aus dem Tierheim. Familie Lips aus Markkleeberg wird für die Show mit ihren Vögeln zu Gast sein. Für die musikalische Unterhaltung sorgt Erzistar-Finalist Andy Heinrich.

Top 2: Hase Susi haben die Tierheimhelfer den Hasen mit dem schneeweißen Fell, den gezeichneten Augen und dem Streifen auf dem Rücken getauft. Es ist tatsächlich eine Häsin.Zusammen mit sechs weiteren Hasen kam Susi im Februar ins Tierheim. Der Besitzer w
Top 2: Hase Susi haben die Tierheimhelfer den Hasen mit dem schneeweißen Fell, den gezeichneten Augen und dem Streifen auf dem Rücken getauft. Es ist tatsächlich eine Häsin.Zusammen mit sechs weiteren Hasen kam Susi im Februar ins Tierheim. Der Besitzer w © SZ Thomas Eichler
Flop 2: Boxermischling Maiki, der Boxermischling, ist zwar nicht besonders groß, dafür ein kompaktes Kraftbündel, das Bälle liebt. Er kam aus einer schlechten Haltung ins Tierheim. Sein drogenerkrankter Vorbesitzer versuchte, den Hund scharf abzurichten.
Flop 2: Boxermischling Maiki, der Boxermischling, ist zwar nicht besonders groß, dafür ein kompaktes Kraftbündel, das Bälle liebt. Er kam aus einer schlechten Haltung ins Tierheim. Sein drogenerkrankter Vorbesitzer versuchte, den Hund scharf abzurichten. © SZ Thomas Eichler
Flop 3: Pitbull-Stafford Nova, die Pitbull-Stafford-Dame, wird im Tierheim liebevoll „unser Schweinchen“ genannt. Ihr beinahe rosa-hellbraunes Kurzfell und die schwarze Nase inklusive des vor Freude wackelnden Schwanzes sind optisch ziemlich speziell. Die
Flop 3: Pitbull-Stafford Nova, die Pitbull-Stafford-Dame, wird im Tierheim liebevoll „unser Schweinchen“ genannt. Ihr beinahe rosa-hellbraunes Kurzfell und die schwarze Nase inklusive des vor Freude wackelnden Schwanzes sind optisch ziemlich speziell. Die © SZ Thomas Eichler
Top 1: Sittiche Vögel werden oft schnell vermittelt. Die Nymphensittiche Lori und Lora lernten sich erstEnde 2015 im Tierheim kennen. Loras Besitzer war verstorben. Lori musste aus einer Haltung in Ebersbach geholt werden. Zusammen mit einem Hund kam sie
Top 1: Sittiche Vögel werden oft schnell vermittelt. Die Nymphensittiche Lori und Lora lernten sich erstEnde 2015 im Tierheim kennen. Loras Besitzer war verstorben. Lori musste aus einer Haltung in Ebersbach geholt werden. Zusammen mit einem Hund kam sie © SZ Thomas Eichler
© SZ Thomas Eichler

Ob sich der Verein vor 25 Jahren schon vorstellen konnte, dass er einmal ein so großes Jubiläum feiern würde? So weit in die Zukunft dachte damals wohl noch niemand. Denn es gab auch schwierige Zeiten. Im Rosenbacher Ortsteil Bischdorf sind die Tierschützer erst seit fünf Jahren ansässig. Zuvor agierte der Verein bis 2011 von Lawalde aus. „Dort gab es damals Diskrepanzen mit dem Veterinäramt, weil die Haltungsbedingungen nicht ideal waren“, erinnert sich Vereinsvorsitzende Ramona Loske, eine resolute Frau mit großem Herz für Tiere. Ihr zur Seite stehen heute zwei weitere Mitarbeiter und Helfer, die über das Jobcenter sowie den Freiwilligendienst ins Tierheim gekommen sind. Das Heim Lawalde lag damals in Wohngebietsnähe, das war ungünstig. Als der ehemalige Vorsitzende aufgrund einer schweren Erkrankung sein Amt nicht mehr weiterführen konnte, wurde Ramona Loske gebeten, den Vorsitz zu übernehmen. „In Lawalde wäre der Pachtvertrag so oder so 2013 ausgelaufen“, erzählt sie. Der Verein hatte damals schon seine Fühler nach neuen Möglichkeiten ausgestreckt und kaufte das rund 5 000 Quadratmeter große Grundstück in Bischdorf – weitab von anderen Bebauungen.

Viel hat sich seitdem dort getan. Eine Hundezwingeranlage wurde ausgebaut. Es gibt ein Katzenhaus mit Außengelände. Kleintiere wie Hasen und Vögel haben großräumige Gehege. Das Wichtigste jedoch ist die hohe Vermittlungsrate der Tiere. Während der letzten fünf Jahre fanden rund 750 Hunde und 1 250 Katzen hier Unterschlupf. Fast alle von ihnen bekamen ein neues Zuhause oder wurden von den Besitzern wieder abgeholt. Denn auch stromernde Fundtiere landen nicht selten in der Einrichtung. Bei den Fund- oder bei den vernachlässigten Tieren erfolgt die Zuweisung vom Veterinär- oder Ordnungsamt. Einen solchen Fall hat es erst kürzlich im Landkreis-Norden gegeben. Bei Horka hatte eine Spaziergängerin in einem Wald neun Meerschweinchen entdeckt. Die Tiere waren offenbar ausgesetzt worden.

An solche Situationen, die nur schwer nachvollziehbar sind, erinnern sich auch die Mitarbeiter des Bischdorfer Tierheims: Zum Beispiel an den Fall der gerade mal einen Tag alten Norweger-Mix-Katzenbabys, die bei Friedersdorf mit der noch vorhandenen Nabelschnur am Bauch ausgesetzt wurden. Dank Handaufzucht überlebten sie. Oder der Yorki-Terrier, der kürzlich auf einem Schrottplatz in Ebersbach angebunden aufgefunden wurde. Oder die von einem Auto angefahrene Hündin in Seifhennersdorf, die niemand zu vermissen schien. Sie alle wurden versorgt und aufgepäppelt. Das Tierheim hat sich mit der Unterstützung und Pflege seiner Schützlinge einen guten Namen gemacht. „Manchmal“, so erzählt Frau Loske, „rufen die Leute sogar in der Nacht an.“

Für manche Bewohner ist das Tierheim das letzte Zuhause. Dass ein Tier hier stirbt, sei aber sehr selten, sagt Ramona Loske. Der älteste Vierbeiner war Schäferhund „Zorro“, der elf Jahre im Tierheim lebte und mit dem biblischen Hundealter von 17 Jahren das Zeitliche segnete. Stirbt ein Vierbeiner, wird er aber nicht auf einem Tierfriedhof beerdigt. Er muss von der Tierkörperbeseitigungsanstalt abgeholt werden.

Zukunftswunsch ist, dass die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen ernster genommen werde. Schließlich ist das Bischdorfer Tierheim das einzige seiner Art zwischen Löbau und Zittau und damit auch für alle angrenzen Orte zuständig. Einsatz im Tierheim bedeute nicht nur, Kuscheleinheiten zu verteilen, sondern viel Arbeit: Saubermachen, Füttern der Tiere, die Internetseite pflegen, Kontakte zu den Behörden und Institutionen halten und mehr. „Doch zu kurz kommen die Streicheleinheiten für unsere Tiere natürlich auch nicht“, schmunzelt die Vorsitzende.

25 Jahre Tierschutzverein: 1. Mai, 10 bis 18 Uhr, Bernstädter Straße 1 Rosenbach/OT Bischdorf

www.tierschutzverein-loebau-zittau.de