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Auf den Großbaustellen zu Hause

Eine Riesaer Spezialfirma baut an der Elbphilharmonie genauso wie am Berliner Schloss.

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© Sebastian Schultz

Von Dörthe Gromes

Riesa. Die Elbphilharmonie in Hamburg, das Berliner Schloss, die Europäische Zentralbank in Frankfurt, der Flughafen München, die Domumgebung in Köln – es gibt kaum eine Großbaustelle der Republik, auf der das Riesaer Unternehmen HNT noch nicht im Einsatz war. Gleichzeitig ist die Firma in ihrer Heimatstadt nahezu unbekannt. Eigentümer und Geschäftsführer Volker Wittig erklärt: „Man merkt uns nicht in Riesa. Hier erwirtschaften wir gerade mal ein Prozent unseres Umsatzes.“

Das Spezialgebiet der 1992 gegründeten Firma ist das Sägen und Bohren von Beton. Dabei profitieren die Riesaer davon, dass in Deutschland zwischen der Bauplanung und dem tatsächlichen Baubeginn von Großprojekten in der Regel mehrere Jahre vergehen. In dieser Zeit ändern sich viele Vorgaben, zum Beispiel bei der Größe von Kabel- oder Heizungsschächten. „Es ist viel günstiger solche Schächte nachträglich in der exakten Größe in den Beton zu sägen, als sie von vornherein auszusparen“, sagt der 50-Jährige. Das gilt auch für Türen, Fenster und sonstige Öffnungen. „Wir sind die Chirurgen auf dem Bau, nur arbeiten wir nicht mit dem Skalpell, sondern mit der Säge“, fügt Volker Wittig hinzu, der das damals noch kleine Unternehmen 1994 übernahm und Stück für Stück entwickelte.

120 Angestellte, 30 Zeitarbeiter

In diesem Segment ist die Firma so erfolgreich, dass sie mittlerweile die größte ihrer Art in Deutschland ist. Vertragspartner der Riesaer sind große Bauunternehmen wie Hochtief und Züblin, für die HNT als Subunternehmer aktiv wird. Derzeit beschäftigt der Betrieb 120 eigene Mitarbeiter und circa 30 Zeitarbeiter. Der Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich. „Es gibt etwa 2 000 Betonbohr- und -sägefirmen in Deutschland, aber die meisten haben höchstens 20 Leute“, schätzt der HNT-Geschäftsführer. Die könnten die Großbaustellen aufgrund ihrer geringen Mitarbeiterzahl nicht bewältigen, deshalb würde man sich auch nicht in die Quere kommen.

Glückliche Umstände halfen dabei, dass HNT groß werden konnte. Die erste überregionale Großbaustelle der Firma war der Potsdamer Platz Ende der 1990er Jahre. „Von dort wurden wir von unserem Rahmenvertragspartner mitgenommen auf andere Großbaustellen.“ Trotzdem achtet Volker Wittig darauf, dass sein Unternehmen nur auf einer soliden wirtschaftlichen Grundlage wächst.

So war es auch kein Problem, das neue zweistöckige Bürogebäude am Stammsitz des Unternehmens in der Gutenbergstraße zu finanzieren. Vergangene Woche wurde es bezugsfertig. Es beherbergt zehn Mitarbeiter, die im Handelsbereich von HNT tätig sind sowie einen kleinen Ausstellungs- und Verkaufsraum im Erdgeschoss. Der Verkauf und Verleih von Diamantwerkzeugen und Gartentechnik ist das zweite, wenn auch deutlich kleinere, Standbein der Firma. „In den vergangenen Jahren ist unser Handelsbereich stark gewachsen“, erzählt der Riesaer. „Das neue Gebäude ist vor allem ein Dank an unsere Mitarbeiter.“

Vorher saßen diese in der benachbarten Baracke, die nun zum Lager umgebaut wird. Der gelernte Kfz-Meister, der auch einen Abschluss als Betriebswirt hat, weiß eines ganz genau: Nur mit zufriedenen Mitarbeitern kann sich ein Unternehmen langfristig gut entwickeln.