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Bunte Heide auf Gräbern

Sonntag gedenken viele ihrer toten Angehörigen. Das Grab ist ein wichtiger Ort für Trauer, sagt Friedhofsgärtner Jörg Händler.

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© Regina Berger

Von Carolin Menz

Jörg Händlers Kunden sind zumeist traurig. Sie kommen zu ihm nach dem Tod eines Angehörigen, sind in schweren Stunden dankbar für seinen Rat, seine Unterstützung. Jörg Händler, Chef der Gärtnerei Milius, ist Friedhofsgärtner. Einer, der trotz der vielen Trauer um ihn herum, eine wunderschöne Arbeit habe, wie er sagt. Er hilft bei der Gestaltung und Pflege der Gräber, seit 1992 ist er darauf spezialisiert, seit 1996 Friedhofsgärtnermeister.

Ein Friedhof sei für ihn der wichtigste Ort der Trauer überhaupt. „Und wenn er schön sein will, muss er fröhlich sein“, sagt der 46-jährige Neukircher. Wenn hier nicht meterhohe Hecken dominieren, wenn bunte Blumen blühen und freundliche Stauden, wenn viel Licht und Luft hier sein darf, statt Dunkelheit und Schwere – dann sei ein Friedhof fröhlich. „Ich bin ein großer Verfechter des Friedhofs“, sagt Jörg Händler. „Die Leute müssen trauern können. Sie brauchen nach dem Tod eines geliebten Menschen einen konkreten Ort, an den sie gehen können.“ Anonyme Bestattungen auf der grünen Wiese oder gar Friedwälder, die vielerorts diskutiert werden, lehnt er kategorisch ab. „Nach dem Totensonntag werden trotzdem auf den grünen Wiesen wieder überall Blumen liegen.“ Wo persönliche Grüße und Blumen eigentlich verboten sind. Jörg Händler ist nahezu täglich auf Friedhöfen im Süden des Landkreises unterwegs. In Kirschau ist er der bestellte Friedhofsmeister. Mit drei Mitarbeiterinnen pflegt er Urnengemeinschaftsanlagen oder kümmert sich für Privatkunden ums individuelle Gestalten, richtige Bepflanzen und ständige Pflegen der Gräber. Ihn beauftragen Angehörige, die nicht in der Lage sind, Gräber zu pflegen. Weil sie zu alt sind oder weggezogen. Oder weil die Zeit fehlt.

„Es gibt bei der Gestaltung von Gräbern prinzipiell zwei Varianten. Erstens ein immergrünes Grab das ganze Jahr über“, so Jörg Händler. Efeu, Kriechgehölze und Koniferen sind dafür die Klassiker. Sie kommen wegen ihrer unkomplizierten Pflege nie aus der Mode. Meist wird es für die Gemeinschaftsanlagen genutzt. Die Pflege der dauergrünen Gräber sei weniger aufwendig, weitaus praktischer und kostengünstiger als die Variante der blühenden Gräber, sagt Jörg Händler. „Sie gilt es mit den Jahreszeiten immer wieder neu und passend zu bepflanzen.“

Er greift dabei gern auf bewährte Pflanzen und Blumen zurück, aber auch auf die neuen Trends, die es selbstverständlich auch für die Gestaltung von Gräbern gibt. „Im Frühling sind inzwischen die Hornveilchen, die kleinen Stiefmütterchen, unverzichtbar. Da gibt es tolle Züchtungen, in den letzten 15 Jahren hat sich da beim Farbspektrum sehr viel getan. Es ist ja nicht so, dass Blumen auf Friedhöfen nur weiß sein müssen. Ich finde, es sollte bunt zugehen auf Gräbern“ sagt Jörg Händler.

Kleine und größere Stiefmütterchen blühen bis in den Mai hinein, seien deshalb eine schöne Alternative zu Primeln oder Vergissmeinnicht, die lange dominierten auf Friedhöfen im Frühling. Der Klassiker im Sommer sei nach wie vor die Begonie in ihren vielen Spielarten - sie blüht lange in vielen Farben. „Ein neuer Trend ist das gelbe Husarenköpfchen mit seinen vielen, kleinen Blüten. Aber auch das weiße Schneeflöckchen blühe neuerdings oft auf Gräbern. Die „Neuen“ ersetzen allmählich die Studentenblume, die zu oft Opfer von gefräßigen Schnecken sei.

Bevor um den Totensonntag die Gräber mit Reisig abgedeckt werden, blüht derweil die Besenheide. Jörg Händler mag die typische Herbstpflanze sehr, wie er sagt. Vor allem die noch recht jungen gelblaubigen Züchtungen. Das Besondere an dieser Besenheide: Sie hält länger und es gibt sie in Rot, Rosa, Lila, Gelblaubig und Weiß. „Fröhlich geht auch im tristen Herbst“, sagt Jörg Händler. Die meisten Angehörigen wählen einen Mix beider Varianten – Dauergrün und Blühendes schön arrangiert. Akkurate, symmetrische Anordnungen müssen dabei nicht unbedingt sein, sagt Jörg Händler. Er ordnet Pflanzen – ausgerichtet am Stein – oft in Bewegung an, in Schwüngen, in Wellen. Und macht die Friedhöfe damit lebendig.