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Auf gepackten Kisten

Die Bretniger Grundschule zieht zweimal in einem Jahr um. Nun aber dauerhaft – in ihren Neubau.

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© Reiner Hanke

Von Reiner Hanke

Bretnig. Die Schüler sind aus dem Haus. Für die Lehrerinnen und Lehrer der Bretniger Grundschule beginnt die zweite Schicht. Schränke sind geöffnet und Umzugskartons stehen herum. Im Werkraum packt Schulleiterin Simone Kolata gemeinsam mit ihren Kolleginnen Carina Riffel und Iris Gnauck. Mit dickem grünem Filzstift schreibt die Chefin „Werken“ auf einen Karton, während Carina Riffel schon den nächsten mit Baukästen füllt. Leisten und Stäbe, Bücher ... – alle Unterrichtsmittel werden verpackt für den Umzug ins neue Schulgebäude.

Der Neubau wächst.
Der Neubau wächst. © Matthias Schumann

Es ist der zweite Umzug innerhalb kurzer Zeit. Im Vorjahr mussten Lehrer und Schüler den Altbau räumen, damit der Abriss beginnen konnte. Nun endet bald die Zeit im Übergangsdomizil. Der Umzug jetzt sei aber nicht mehr so kompliziert, wie im Vorjahr. Denn damals sortierten die Lehrer zugleich aus, was nicht mehr an Material gebraucht wird. Diesmal ist nur zu packen. Die Möbel ziehen nicht mit um bis auf Ausnahmen. Auf den Werkbänken zum Beispiel haben Generationen von Schülern Spuren hinterlassen, die hier gesägt, geschraubt und geklebt oder die Wirkung des Stroms erforscht haben. Das ist noch die Grundausstattung von der Eröffnung der Schule zu DDR-Zeiten, über 30 Jahre alt, schätzt die Schulleiterin ein. Aus der Zeit stammen auch fast alle Schränke. Tische und Stühle wurden mal zwischendurch erneuert. Aber auch „sie haben ihren Zweck erfüllt.“ Nur die Möbel aus dem Lehrer- und Schulleiterzimmer wechseln noch einmal den Standort. Die sind neueren Datums.

Ein paar Türen weiter packen Anke Fauck und Helge Rühle Musikbücher und Instrumente ein. Keyboards, Xylofone, Triangeln und Klanghölzer. Die kennen die meisten wohl noch aus ihrer Schulzeit. Neuer sind Boomwhackers. Das sind bunte Kunststoffröhren, mit denen die Kinder Töne erzeugen können. Kiste auf Kiste stapeln die Lehrer. Sie haben rechtzeitig damit begonnen, erklärt Simone Kolata. Denn ab dieser Woche ist das Zeugnisschreiben angesagt. Dann soll es kurz vor den Ferien auch noch einen Ausflug zur Waldbühne in Bischofswerda geben. Und der Unterricht muss ja auch weitergehen.

Ferien enden eher

Die Ferien enden in diesem Jahr für alle Lehrer zwei Wochen vor dem Schulbeginn. Dann geht es mit dem Einräumen weiter, damit der Unterricht im neuen Haus pünktlich starten kann. Das sei doch auch ein schönes Ziel, sagt Simone Kolata und auch die Schüler können es kaum erwarten. Die Lehrer haben sich schon einmal umgeschaut. Simone Kolata schwärmt von den großen Fenstern, es werde hell und schön. Nur die aktuellen Viertklässler seien ein wenig traurig, weil sie das nicht mehr als Schüler erleben. Weit über 100 Kisten werden am Ende zusammenkommen. Die Technischen Dienste der Stadt Großröhrsdorf übernehmen dann den Transport zur neuen Schule, nur einen Steinwurf entfernt.

Dort geht der Bau in die heiße Phase. Draußen hatten die Bauleute in dieser Woche noch mit der Wärmedämmung zu tun. Andere Bereiche sind außen bereits verputzt und in einem zartgelben Ton gestrichen. Drinnen arbeitete sich der Elektriker durch ein für den Außenstehenden heilloses Gewirr an Kabeln unterschiedlicher Farben in der künftigen Schaltzentrale der Schule mit Sicherheitsbeleuchtung, Lautsprechersteuerung und Amok-Alarm. Auch die ganzen Steckdosen und Lampen seien zum Beispiel noch zu installieren. Parallel dazu wird schon gemalert.

Nächste Bauaufträge vergeben

Stadtrat und Technischer Ausschuss haben inzwischen die nächsten drei Bau-Aufträge vergeben. Mit insgesamt 3,2 Millionen Euro hatte die Stadt geplant. Das wird längst nicht mehr reichen. Bereits im März rechnete die Stadt mit etwa 172 000 Euro an Mehrkosten. Das ist noch nicht das Ende. Ein großer Brocken sind die Außenanlagen. Die sehen noch etwas wüst aus. 212 000 Euro hatte die Stadt dafür veranschlagt. 240 000 Euro müssen nach der Vergabe des Auftrags nun eingeplant werden.

Immerhin hatte es fünf Bieter gegeben. Nur zwei für die Fliesenarbeiten und damit eine geringe Auswahl. 60 000 Euro stehen jetzt hier zu Buche – 20 000 Euro mehr als von den Planern geschätzt. Es sei generell derzeit schwierig, Bau-Firmen zu bekommen. Viele Firmen würden gleich gar keine Angebote abgeben: „Wir können die Schule aber nicht ohne Fliesen bauen“, sagt Bauamtsleiterin Kathleen Liebschner sarkastisch. Es gebe sogar Planungsbüros, die keine Kostenvoranschläge mehr machen würden. Auch die Einfriedung wird mit 42 500 Euro rund 4 000 Euro teurer. Die Mehrausgaben habe die Stadt bei der Sächsischen Aufbaubank angezeigt und hoffen nun, dass der Freistaat seinen Zuschuss aufstockt. Vizebürgermeister Dietrich Krause schätzte ein: „Es ist ja ein gutes Zeichen für die Lage in der Bauwirtschaft, aber eher nicht für den städtischen Haushalt.

Es werde wohl ausgetestet, was die öffentliche Hand leisten kann, so Stadtrat Günter Hutschalik. Nur mit den Tarifsteigerungen im Baugewerbe sei diese Preisexplosion nicht zu erklären. Erst jüngst hatte ein Bauplaner vor dem Pulsnitzer Stadtrat die Situation analysiert und festgestellt, dass manche Kommunen ihre Bauprojekte sogar auf Eis legen, weil die Teuerung nicht zu stemmen sei. Das kann sich Großröhrsdorf natürlich nicht leisten. Der Bau muss weitergehen, denn am ersten Schultag im August stehen 80 Schüler vor der Tür.