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Auf Fichtenholz die Elbe runter

Mit einem traditionellen Gefährt ist eine Truppe auf dem Strom unterwegs. Das soll gegen Holzwürmer helfen.

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© Peter Gruhle

Von Eric Weser

Strehla/Lorenzkirch. Nanu, was ist das denn? Vom Elbeschwimmen sind die Strehlaer den Anblick ungewöhnlicher Wasserfahrzeuge eigentlich gewohnt. Aber dieses seltene Gefährt sorgt selbst in der Nixenstadt für Aufsehen. Die Rede ist von dem gigantischen Floß, das jetzt mit rund 30 Passagieren an Bord auf dem Fluss vorbeigeschippert kam.

Mitglieder der Baumstamm-Besatzung war auch Frank Struppe. Der Tischler aus Weinböhla gehört zum festen Kern der Flößermannschaft Meißen. Einer Gruppe, die sich seit dem Jahr 2000 dem traditionellen Elbflößen verschrieben hat. Seither schippern Struppe und seine Truppe einmal im Jahr mit Freunden die Elbe runter. Dafür bauen zehn bis zwölf der Flößerfreunde jedes Jahr in der Nähe von Bad Schandau ein neues Gefährt, erzählt Struppe.

Das Fichtenholz dafür kam auch diesmal wieder aus der Sächsischen Schweiz, wo es Anfang des Jahres von Waldarbeitern geschlagen worden war. Jeder x-beliebige Baum kann laut Frank Struppe nicht für das 15 mal sieben Meter große Floß eingesetzt werden: „Das sind ausgesuchte Stämme mit einem gewissen Durchmesser.“ Etwa 40 bis 50 Zentimeter misst der jeweils. „Das muss schon ordentlich sein, damit wir nicht untergehen.“

Vor Anker in Meißen

In See gestochen sind die Flößer mit ihrem Wasserfahrzeug am Pfingstwochenende im Hafen Prossen bei Bad Schandau. Allerdings waren Struppe und die anderen Flößer von Mai bis jetzt auf der Elbe unterwegs: Nach der ersten Etappe von Prossen bis Meißen an Pfingsten hatte das Fichtenholz-Floß den Sommer über in Meißen vor Anker gelegen. Und das aus gutem Grund, wie Tischler Struppe erklärt: „Es heißt, je länger das Holz im Wasser war, desto resistenter ist es gegen Holzwürmer.“ – Am vergangenen Wochenende ging’s auf die zweite und finale Etappe: Von Meißen aus wurde weiter elbabwärts gen Mühlberg geflößt. Dabei geht es gemächlich zu. Abgesehen von der Elbströmung hat das Floß keinen Antrieb. Zwar gebe es Motoren ab Bord, so Frank Struppe, um Gefahrensituationen begegnen zu können. Aber die seien bisher bei den Floßfahrten zum Glück ausgeblieben. Und wenn doch Verkehr auf der Elbe ist, sei der vorgewarnt. „Wir geben stündlich unsere Position per Funk zur Schifffahrtsbehörde durch, die warnt dann die anderen Schiffe, dass wir kommen.“

Ohnehin müsse die gesamte Floßfahrt im Vorhinein dort angemeldet werden. „Wir bewegen uns ja auf einer öffentlichen Wasserstraße, da gelten Regeln und an die müssen wir uns halten“, sagt Frank Struppe. Neben kühlen Getränken und schmackhaftem Essen gehören deshalb auch Schwimmwesten und Rettungsringe zur Ausstattung des Floßes.

Offenbar hat die Abstimmung mit den Behörden und den anderen Elbe-Nutzern auch diesmal wieder reibungslos funktioniert. Nach dem Übernachtungs-Zwischenstopp in Riesa sind die Flößer wie geplant am Sonntag im Mühlberger Hafen angekommen. Von dort aus treten die 35 Festmeter Fichtenholz, aus denen das Floß bestand, nun die Weiterreise in die Röderaue an – ins Sägewerk Raden, wo sie verarbeitet werden. Wo das Floßholz am Ende mal landet? Vielleicht bekommt es Tischler Struppe irgendwann beruflich in die Hände.