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„Auf Ein-Cent-Münzen können wir verzichten“

Im Einzelhandel enden Preise oft auf 99 Cent. Manch Riesaer Händler käme aber gern ganz ohne Kleingeld aus.

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© Sebastian Schultz

Von Sarah Protze

Riesa. Das T-Shirt kostet 4,99 Euro, der Pullover 9,99 Euro und der Rock 14,99 Euro. „Wenn man dem Kunden passend rausgeben möchte, braucht man unzählige Ein-Cent-Münzen am Tag“, so Nicole Rosinsky, Verkäuferin in der Ernsting’s-family-Filiale auf der Riesaer Hauptstraße. Immer genug kleine Münzen in der Kasse zu haben, sei ein verzichtbarer Aufwand – eigentlich um Nichts.

Rückblick: Ein Bericht aus der niederrheinischen Stadt Kleve hatte vor wenigen Tagen für Diskussionen gesorgt: Dort kann man seit Anfang des Monats bei Metzger, Käseladen und Co. nicht mehr mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen bezahlen – es wird jetzt auf Null- und Fünf-Cent-Beträge am Ende gerundet. Die Händler dort kamen auf diese Idee, weil seit letztem Jahr die Banken für die Bereitstellung und Annahme von Kleingeld Gebühren erheben.

Was Händler sagen

Wie sehen das nun Riesaer Händler? Die SZ hat verschiedene Verkäufer auf der Hauptstraße dazu befragt, was sie von dieser Idee halten.

Der Laden Vedes Spiel+Freizeit Strehle hält die Aktion in Kleve nur für einen Marketing-Gag, der mehr Kunden anziehen solle. „Als Händler kann man sowieso nichts am Preis machen, weil diesen der Hersteller vorgibt“, so die Verkäuferin.

Bärbel Krake vom Blumeneck ist da ganz ähnlicher Meinung. „Wir haben sowieso schon runde Preise. Das bisschen Kleingeld fällt da nicht zur Last.“ Eine einzelne Rose kostet zum Beispiel 1,30 Euro, Narzissen im Topf 1,60 Euro und für eine Primel zahlt man einen Euro. Krumme Preise seien sinnvoll, wenn das Rückgeld gespendet würde: So handhaben es bei der Aktion „Deutschland rundet auf“ in Riesa etwa Kaufland, Netto und Penny.

Beate Kummich von der Confiserie Präsentkörbchen dagegen findet die Idee gut. „Das Kleingeld nimmt nur Platz weg und für Münzrollen muss man seit Neuestem auch noch Gebühren bei der Bank zahlen.“

Den Verkäuferinnen bei Bäcker Steinecke ist es dagegen egal, ihre Preise sind bereits gerundet: Für ein Vollkornbrötchen zahlt man 60 Cent, das Stück Bienenstich kostet 3,10 Euro und ein ganzes Roggenbrot drei Euro.

80 Prozent nutzen Kleingeld

Bei Schneider-Moden gibt es zwar krumme Preise, damit haben die Verkäuferinnen aber kein Problem: Kleingeld gehöre eben einfach dazu. Außerdem wollen viele Kunden kleine Münzen haben, um es ihren Kindern für die Sparbüchse zu geben.

Die Apothekerinnen der Domos-Apotheke finden die Idee, kleine Münzen abzuschaffen, dagegen ebenfalls klasse: Man müsse immer bei den Kunden anfragen, ob sie nicht ein wenig Kleingeld haben – was auf Dauer ziemlich nervig sei. Wenn die Kunden doch mal das Ein-Cent-Stück als Trinkgeld geben, wandert dieses sofort in eine der Spendenboxen, die in der Apotheke vor jeder Kasse zu finden sind. Das Geld landet unter anderem bei einem Verein, der sich um krebskranke Kinder kümmert.

Die Bundesbank denkt nicht, dass man die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen wird. Laut einer Studie benutzen weiterhin 80 Prozent der Befragten Kleingeld ganz normal zum Bezahlen.

Ob es zur Abschaffung kommt, steht in den Sternen. Selbst die Verkäuferinnen der Riesaer Ernsting’s-family-Filiale sind skeptisch: Die Textil-Kette hatte bereits vor einem Jahr einmal ausprobiert, alle Produkte zu runden Preisen anzubieten. Das ersparte dem Personal zwar einige Mühe mit dem Wechselgeld – kam aber offenbar bei den Kunden nicht gut an. „Psychologisch funktionieren Preise mit 99 Cent am Ende eben doch viel besser beim Verkauf als runde Preise“, sagt Verkäuferin Nicole Rosinsky.