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Auf die Löcher, fertig, los ...

Der Winter hat seine Spuren auf den Straßen hinterlassen. Die SZ hat Riesas Straßenflicker begleitet.

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© Eric Weser

Von Britta Veltzke

Riesa. Mit Schwung befördert David Affeldt eine Schaufelladung der schwarzen Masse in das Schlagloch. Das zähe Gemisch aus Splitt und Teer breitet sich langsam darin aus. Eine Schaufelspitze legt er noch nach, dann kommt Patrick Erth und drückt die Füllung mit einem Stampfer fest in den Boden. Zum Schluss landet noch eine dünne Schicht hellgrauer Splitt obendrauf – fertig. Die Oberfläche ist sofort hart und kann gleich belastet werden. Auch am Schuh bleibt nichts kleben.

Das Loch, das die beiden Mitarbeiter von Opti-Bau gerade verschlossen haben, ist nur eins von etwa 50, die die „schnelle Eingreiftruppe“ am Mittwoch behandelt hat. Angefangen hatte die Tour am Morgen am Poppitzer Platz. Über die Felgenhauerstraße ging es weiter zur Mehring-Straße und von dort aus zur Schillerstraße. Allein auf dem Abschnitt zwischen August-Bebel-Straße und Goethestraße wartete eine Handvoll Schlaglöcher auf die Truppe um Vorarbeiter Harald Affeldt, dem Vater seines Kollegen David Affeldt.

Affeldt-Senior ist der Herr über die Listen der Stadtverwaltung, auf denen die Schlaglöcher dokumentiert sind – manchmal punktgenau mit Foto, manchmal sind auch nur Straßenabschnitte benannt. Der 61-Jährige entscheidet vor Ort, welche Löcher gestopft werden müssen – und welche nicht. Ausreichend Erfahrungen hat er. Seit knapp zwei Jahrzehnten macht Affeldt diesen Job für Opti-Bau. „Wir schließen nur die tiefen Löcher. Die, die eine Unfallgefahr darstellen“, erklärt er und zeigt auf ein Loch, in dem eine Hand mit ausgestreckten Fingern Platz hätte – etwa so tief wie ein kleiner Finger. „Da möchte man nicht mit dem Fahrrad durch fahren.“

Regen ist der größte Feind

Also: weg mit dem Loch. Doch von Dauer ist das Flickwerk nicht. „Nach vier Wochen kann das schon wieder kaputt sein. Länger hält das leider nicht. Das größte Problem ist dabei nicht die Belastung der Fahrzeuge, sondern der Regen“, erklärt Harald Affeldt. „Länger hält es mit Heißgemisch.“ Doch das stehe derzeit nicht zur Verfügung. „Wir holen das mit Thermobehältern aus den Mischanlagen in Röderau-Bobersen oder dem Baustoffwerk am Wetterberg. Aber im Winter, wenn im Straßenbau nicht so viel passiert, lohnt es sich für die Firmen nicht, das Gemisch bereitzuhalten.“ Handeln muss Opti-Bau im Auftrag der Stadt aber dennoch, sobald die Verwaltung größere Schlaglöcher an die Firma übermittelt. Noch bis 2018 läuft der Vertrag zwischen dem Rathaus und der Riesaer Firma. Danach gibt es eine neue Ausschreibung.

Die Stadt hat die Verkehrssicherungspflicht auf Riesas kommunalen Straßen. Mit denen ist Harald Affeldt recht zufrieden. „Viele Leute schimpfen auf die Straßen, dabei tut die Stadt viel, um Schlaglöcher gleich auszumerzen.“ Das sehe in anderen Städten viel schlechter aus.

Doch zu schätzen wissen die Bürger das offensichtlich nicht immer. Mehrmals mussten die Straßenbauer schon erleben, wie Autofahrer hinter ihnen unruhig hupen oder schimpfen. Schlimmer sei aber die Arbeit im Hochsommer. „Wenn Sie bei 36 Grad im Schatten mit dem Heißmischgut arbeiten, dann ist das keine Freude“, sagt der Vorarbeiter.

An der Schillerstraße setzt langsam Regen ein. „Wenn das schlimmer wird, müssen wir aufhören, dann hat das keinen Zweck mehr“, erklärt Harald Affeldt. Aber noch hält das Wetter. Also packt die schnelle Eingreiftruppe Schaufel, Mischgut und Stampfer zurück auf die Ladefläche des gelben Opti-Bau-Transporters – und weiter geht’s. Die Route führt die drei Straßenbauer an diesem Tag noch an die Bahnhofstraße, dann weiter nach Gröba an die Paul-Greifzu-Straße und zur Canitzer Straße.

Sobald die provisorische Füllung der Schlaglöcher zerbröselt ist, werden Affeldt und seine Kollegen noch einmal anrücken müssen. Dann allerdings mit dem heißen Mischgut – vorausgesetzt, die „heiße Ware“ steht gerade wieder zur Verfügung. „Das hält dann ewig“, sagt Harald Affeldt.