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Auf Erdöl-Suche in Brandenburg

Im Süden Brandenburgs wird tief in die Erde gebohrt. Erdöl wird im Raum Märkische Heide vermutet - eine frühere Bohrung hatte aber keinen Erfolg gebracht. Jetzt gibt es den zweiten Versuch.

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© dpa

Anna Ringle

Märkische Heide. Erst gibt es an dem Sammelplatz in dem kleinen brandenburgischen Ort Krugau jede Menge Sicherheitshinweise. Immer in der Gruppe bleiben und Handys ausschalten. Ein Bus fährt am Samstag die ersten Interessierten zum nahegelegenen Bohrplatz, wo seit kurzem mit Probebohrungen die Suche nach Erdöl läuft. Sicherheitshelme und Schutzbrillen werden ausgeteilt - dann geht es mit der Führung los. Die Firma CEP Central European Petroleum will mit einem Infotag für Transparenz für die Anwohner sorgen.

Das Unternehmen mit Sitz in Berlin hat schon seit Jahren das Gebiet südlich der Hauptstadt auf dem Schirm. Hier im Raum Märkische Heide hatte es bereits Ende 2015 Probebohrungen gegeben. Die waren aber erfolglos, wie Travis Wetzlaugk von der CEP-Geschäftsführung sagt. Jetzt wolle man vom Bohrplatz aus in eine andere Richtung bohren - seismische Messungen hätten signalisiert, dass die Ingenieure fündig werden könnten. Seit Ende Februar liefen die Bohrungen zunächst für rund sechs Wochen, ergänzt Wetzlaugk.

Erfolgreicher liefen für die Firma bereits Probebohrungen etwas weiter östlich in der Nähe des Schwielochsees. CEP konnte dort Erdöl nachweisen und stellte deshalb im vergangenen Dezember einen Bewilligungsantrag beim zuständigen Landesbergamt in Cottbus für das Feld „Guhlen“. Heißt: CEP will sich die alleinigen Rechte zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen für ein rund 330 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Gröditsch und Lieberose sichern.

Ende Februar ging es einen Schritt voran. Die Behörde in Cottbus startete ein Beteiligungsverfahren, bei dem Ämter, Gemeinden und Fachbehörden um Stellungnahmen bis zum 2. Mai gebeten werden, wie das Landesbergamt mitteilt. Sollte CEP die Gewinnungsrechte bekommen, heißt das aber noch nicht, dass mit der Erdölförderung losgelegt werden kann, wie Landesbergamt-Präsident Hans-Georg Thiem erläutert. Dann wären weitere Verfahren nötig, zum Beispiel das Erarbeiten von Betriebsplänen, die dann wieder in eine Beteiligung gehen würden. Das Ganze würde sich also noch Jahre hinziehen.

Die Besuchergruppe steht vor dem riesigen Bohrturm und hört Ingenieur Andre Beck zu. Er erläutert die einzelnen Teile - Elektromotor, Bohrgestänge, Bohrkopf. Im Hintergrund ist das Brummen der Probebohrungen zu hören. „Geht noch“, sagt ein älterer Mann und berichtet von seiner früheren Arbeit in der Branche zu DDR-Zeiten. „Da hat man Panzermotoren benutzt.“

Einige Anwohner sind gekommen, aber auch Dauercamper aus Berlin, die in der Nähe ihren Stellplatz haben. Eine Frau mit zwei jungen Mädchen berichtet, dass sie nachts das Brummen vom Bohrplatz höre. Ein anderer Herr ergänzt, dass er zwar auch Geräusche höre, alles aber in einem erträglichen Rahmen sei. Der Bohrplatz steht laut Beck auf einem ehemaligen Acker, er ist umgeben von Wäldern.

In Brandenburg wird derzeit an nur einer Stelle Erdöl gefördert - im Raum Küstrin-Kietz im Oderbruch. Die Lagerstätte stammt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Potsdam noch aus DDR-Zeiten, betrieben wird sie heute von der Firma Engie E&P Deutschland. Wie dem jüngsten Statistischen Jahresbericht des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geonenergie (BVEG) zu entnehmen ist, wurden an dem Standort im vergangenen Jahr 9910 Tonnen Erdöl gefördert. Das ist ein Anteil an der heimischen Förderung in Deutschland von gerade einmal 0,42 Prozent. Die Gesamtmenge in Brandenburg stieg aber im Vergleich zu 2015 (9422 Tonnen).

Die Bundesländer, in denen das meiste heimische Erdöl gefördert wird, sind dem Verband zufolge Schleswig-Holstein (rund 55 Prozent), gefolgt von Niedersachsen (rund 34 Prozent).

Vorhaben wie Probebohrungen sind nicht immer willkommen, wie ein Beispiel aus dem Norden Brandenburgs zeigt. Es gibt Pläne einer in den Niederlanden registrierten dänischen Firma, den Boden zwischen Zehdenick und Templin nach Erdgas zu erkunden. Das gefällt dem Kurort Templin in der Uckermark überhaupt nicht. Er befürchtet den Verlust seiner touristisch erschlossenen Thermalwasser-Quelle und kündigte unlängst gar juristische Schritte an. (dpa)