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Auf der Suche nach den Millionen

Die 40 besten jungen Hochtechnologie-Gründer präsentieren ihre Geschäftsideen vor internationalen Investoren in Dresden

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© Ronald Bonß

Von Nora Miethke

Sie haben unsere Produkte jeden Tag in der Hand – Verpackungen“, steigt Markus Stein in die Präsentation seiner Geschäftsidee ein. Der Geschäftsführer der Watttron GmbH aus Freital hat mit seinen drei Mitgründern ein pixelbasiertes Heizsystem entwickelt, mit dem Joghurtbecher und andere Kunststoffverpackungen mit 30 Prozent weniger Material hergestellt werden können. „Die großen Konsumgüterkonzerne lechzen nach unserer Technologie, weil sie damit Kosten sparen können“, sagt der 27-jährige Gründer selbstbewusst. Das Start-up wurde erst im Februar gegründet. Wenn die Industrie so interessiert ist, warum bemüht sich Stein dann auf den Hightech-Venture-Days in Dresden um rund 300 000 Euro von Risikokapitalgebern? „Strategische Partner aus der Industrie fordern Exklusivität. Aber ich will nicht unsere Firma an einen Großkunden binden, sondern suche Geld aus neutralen Quellen“, betont Stein.

Bereits zum vierten Mal konnten die vierzig besten Hochtechnologie-Start-ups aus Europa sich vor 80 internationalen Kapitalgebern vorstellen. Beworben hatten sich 140 Unternehmen von Südkorea bis Schweden, um auf dem europäischen Investorenkongress mit dabei zu sein. Allein der Finanzierungsbedarf der ausgewählten 40 Firmen liegt bei insgesamt 194 Millionen Euro. Zum Vergleich: In Berlin, der Start-up-Hauptstadt in Deutschland, wurden nur in diesem Jahr rund 520 Millionen Euro Risikokapital investiert. Dort wird die Szene von Internetfirmen dominiert, wo es oft vor allem auf eine clevere Marketingidee ankommt, damit Investorengeld fließt. Dagegen brauchen die Geldgeber für Hochtechnologiefirmen mehr Expertise, etwa wie der Gesundheitsmarkt funktioniert oder wie Verfahrensprozesse in der Industrie ablaufen. Und sie benötigen einen langen Atem, bis die Startups wirklich ihre Produkte auf den Markt bringen können.

Für Ostdeutschland beträgt das angestrebte Investitionsvolumen 61 Millionen Euro für 16 Start-ups, darunter acht Hightech-Gründer aus Sachsen. Sie sind vor allem stark auf den Technologiefeldern Life Sciences und Medizintechnik sowie Materialwissenschaften unterwegs.

„Der hohe Finanzierungsbedarf zeigt, wie schwierig es ist, Wagniskapital für technologieorientierte Jungunternehmen aus den neuen Bundesländern zu bekommen“, sagt Bettina Voßberg, Chefin des Investorenkongresses. Das „Ökosystem“, also die Vernetzung aus Forschung und Firmen wird in Sachsen immer besser, aber es fehlen wie in ganz Ostdeutschland Konzernzentralen, große Mittelständler oder reiche Firmenerben, die in Start-ups investieren. Auch die internationalen Venture Capital-Fonds sitzen nicht in Sachsen. „Doch ich hoffe, dass sie hier bald Büros eröffnen“, so Voßberg. Mit 14 erfolgreichen Finanzierungen in den vergangenen drei Jahren erreichen die Hightech-Venture-Days derzeit eine Erfolgsquote von zehn Prozent. Das ist im Vergleich mit ähnlichen Formaten ein gutes Ergebnis. Die Investoren schätzen am Dresdner Kongress die Konzentration auf das Wesentliche – die Präsentation von innovativen Geschäftsideen.

Rafael Salzberger, Chef des Leipziger Life Science-Start-up Sonovum, will in Dresden drei Millionen Euro Risikokapital einwerben und sucht einen strategischen Partner. Der Spezialist für die Überwachung des Gehirns mithilfe von Ultraschall steht kurz vor der Produkteinführung auf dem Markt. Seine Erfahrungen mit Investorenkongressen sind nicht nur positiv. „Es dauert zu lange, bis man ein Feedback bekommt, wenn überhaupt. Jede Antwort ist eine gute Antwort“, so Salzberger. Vielleicht läuft es da in Dresden besser.