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Auf der Suche nach dem richtigen Beruf

Bischofswerdas Oberschule erlebte jetzt eine Premiere: Vertreter von 26 Firmen kamen dafür ins Haus.

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© Rocci Klein

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Ayleen Purschke weiß schon ziemlich genau, was sie werden möchte: Sie will auf den Bau. Am liebsten würde sie einen Lkw fahren oder große Maschinen bedienen. „Auf jeden Fall möchte ich etwas machen, was nicht alle Mädchen tun“, sagt die 15-Jährige. Anna-Marie Hüttig schwankt dagegen noch zwischen „der sozialen Richtung“ – zum Beispiel Erzieherin – oder Naturwissenschaften. Chemie interessiert die 14-Jährige besonders. Da käme vielleicht auch ein Beruf in einem Labor infrage.

Ausgestattet mit Stift, Schreibblock und einem Fragebogen machen sich die beiden Neuntklässlerinnen der Oberschule Bischofswerda in dieser Woche auf den Weg, um mehr über Berufschancen in der Stadt und der Region zu erfahren. Weit laufen müssen sie dafür nicht. Zur ersten Berufsorienierungsmesse an der Schule kommen die potenziellen Arbeitgeber ins Haus. 26 Vertreter von Firmen und anderen Einrichtungen haben dafür im Obergeschoss ihre Stände aufgebaut. Schüler der siebenten bis zehnten Klasse besuchen nacheinander die Messe. Eine Stunde ist für jede Jahrgangsstufe vorgesehen, sagt Olaf Streit, der stellvertretende Schulleiter. Eine halbe Stunde ist Zeit für Vorträge, die andere halbe Stunde, um die Standbetreuer mit Fragen zu löchern. Die bestätigen auf Nachfrage ein reges Interesse der Schüler.

Perspektiven in der Region zeigen

Mit dem Zeugnis der neunten Klasse werden sich Anna-Marie und Ayleen im nächsten Jahr um eine Lehrstelle bewerben. So wie ihre Mitschüler bekamen sie im Vorfeld der Messe einen Elternbrief mit nach Hause. Auch im Fach Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft wurden sie auf die Messe vorbereitet. Jeder Schüler erhielt einen Fragebogen, den er an den ihn interessierenden Ständen „abarbeiten“ soll. Später werden sie im Unterricht darüber sprechen, berichten die beiden Mädchen.

Organisiert wird die Berufsorientierungsmesse vom Dresdner Unternehmen Onkel-Sax. Bischofswerdas Wirtschaftsförderer Matthias Hoyer und der Wirtschaftsförderverein der Stadt vermittelten den Kontakt. Firmen und Einrichtungen, die zwischen Elbe und Spree beheimatet sind, stellen sich an diesem Tag in Bischofswerda vor. Das Angebot gibt es seit sieben Jahren. „Wir wollen Schülern zeigen, welche Ausbildungsberufe und Berufschancen es in unserer Region gibt, auch um sie hier zu halten und ihnen Perspektiven aufzuzeigen“, sagt Jana Simmat, Geschäftsführerin von Onkel-Sax. Das Unternehmen hat Erfolg. Im vergangenen Jahr wurde es als beste Ausbildungskampagne Deutschlands ausgezeichnet.

Jeder vierte Azubi wirft hin

Wie wichtig solche Angebote sind, zeigt ein Blick auf die Statistik. In Deutschland bricht jeder vierte Lehrling seine Ausbildung ab; oft, weil er sich den Beruf „ganz anders“ vorgestellt“ hatte. Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmen Nachwuchs suchen. Bischofswerdas Plastikproduzent Schoplast stellte im neuen Ausbildungsjahr vier Lehrlinge ein. Ausgebildet werden vier Berufe: Verfahrensmechaniker, Industriemechaniker, Mechatroniker und Maschinen- und Anlagenführer. Schüler sind im Werk immer willkommen, sagt Personalreferentin Manuela Trippler den Jungen und Mädchen, die an ihrem Stand halt machen. Es gibt die Möglichkeit für Praktika, aber auch Ferienarbeit. Das Plastikunternehmen wächst. Erst vor wenigen Jahren eröffnete es sein Werk 2 in Wölkau.

Am Stand der Bischofswerdaer Firma Aicher heißt es, solche Messen seien gut. Man wünscht sich eine Neuauflage im kommenden Jahr, die dann hinsichtlich der Aussteller vielleicht sogar noch etwas größer ausfallen könnte. Flaggschiff des Unternehmens ist der Metallbau; produziert werden unter anderem Müll-Transportsysteme. Die Firmenvertreter haben ein Modell und ein Video mitgebracht, wo Schüler sehen, wie eine Müllpresse funktioniert. Wer sich für einen Metallberuf interessiert, schaut hin.

Am Stand des Diakonischen Altenpflegeheimes „Zur Heimat“ steht sogar ein Pflegebett mit einer lebensgroßen Puppe drin. Heimmitarbeiter Robin Stachowski und Jana Kalies haben in den ersten zwei Stunden der Messe schon über 50 Schülern Auskunft gegeben. „Viele Außenstehende haben falsche Vorstellungen vom Beruf des Altenpflegers. Sie verbinden damit mehr die Tagesbetreuung, weniger die Pflege“, sagt Jana Kalies. Schülerpraktika, Ferienarbeit, die bezahlt wird, und das Freiwillige Soziale Jahr im Altenheim sollen bei der Berufsorientierung helfen. Die Wege hier sind besonders kurz. Nicht nur, weil sich das Heim gleich gegenüber der Schule befindet. Beide Einrichtungen sind auch durch einen Kooperationsvertrag miteinander verbunden.

Die Schiebocker Fleisch GmbH ist vor Ort. Andere Handwerker der Lebensmittelbranche fehlen, bedauert Robin Stachowski. „Fleischer, Bäcker – sie alle suchen Nachwuchs. Hier ist Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen“, sagt er.