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Auf der Suche nach dem Bruder

Nach 50 Jahren will es Cornelia Richter endlich wissen. Sie sucht einen Mann, der vielleicht in Großenhain lebt. Vielleicht.

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© Symbolbild/dpa

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Irgendwann haben sie einmal beisammen gesessen. Ihre zwei Schwestern Manuela, Kerstin und Bruder Bernd. Haben sich über dieses und jenes unterhalten und sind auf Umwegen dann doch wieder auf das eine, ganz bestimmte Thema gekommen. Den Vater, der sich seit der Trennung der Eltern nie wieder bei ihnen gemeldet hat. Und der Halbbruder, den es irgendwo noch geben muss. „Wir haben uns schon oft gefragt, was er für ein Mensch ist. Wo und wie er lebt. Ob es ihm gut geht, er uns ein wenig ähnelt oder am Ende völlig anders ist, als wir anderen vier“, bekennt Cornelia Richter.

Letztlich, so die 52-Jährige, habe man sich dann doch entschlossen, endlich nach dem Unbekannten zu suchen. Und zwar dort, wo eigentlich alles begonnen hat: in Großenhain. Jene Stadt an der Röder, von der im Scheidungsverfahren der Eltern 1967 vor Gericht später die Rede sein sollte. „Damals hat unsere Mutter erfahren müssen, dass unser Vater eine Freundin hat. Und das er sie in Großenhain kennengelernt hat“, erinnert sich Cornelia Richter.

Einheimische kennengelernt

Ihr Vater, Paul Erich Werner Hermann, habe damals an einem Lehrgang für Traktoristen teilgenommen. Während seine schwangere Frau und die drei größeren Kinder im brandenburgischen Stradow lebten, habe er sich jedoch nicht nur in Sachsen der modernen Landtechnik zugewandt. Nein, ganz nebenbei lernte er auch eine Großenhainerin kennen.

Eine intensive Beziehung, so die Überlieferungen in der Familie, sei zwar nicht daraus entstanden. Das Paar habe nach der Scheidung von Werner nicht geheiratet. Aber immerhin gemeinsam ein Kind bekommen. „Leider wissen wir nichts weiter darüber. Uns ist eben nur bekannt, dass aus diesem Intermezzo ein Sohn hervorgegangen ist, der circa 1966 zur Welt gekommen sein muss“, vermutet Cornelia Richter.

Ein Halbbruder, nach dem sie und ihre Geschwister nun begonnen haben, zu suchen. Selbstverständlich zunächst über moderne soziale Netzwerke wie Facebook und natürlich zuerst in Großenhain. Schließlich sei es naheliegend, dass jemand aus dem damaligen Bekannten- und Freundeskreis beziehungsweise Familienangehörige die Geschichte des Traktoristen und der Röderstädterin kennen.

„Im Auftrag meiner Mutter habe ich in der sogenannten Großenhain-Gruppe einen Aufruf gestartet und darum gebeten, dass sich Leute, die etwas meinen darüber zu wissen, melden“, sagt Cornelia Richter. Wie der in Vetschau ansässige Sohn von Cornelia Richter verrät, habe sich sogar auch jemand an ihn gewandt. Allerdings hätten die Angaben nicht überein gestimmt. „Wir gehen nicht davon aus, dass der Mann den Namen unseres Vaters, also Hermann, trägt. Er ist leider deshalb auch nicht ausschlaggebend, sondern eher die besonderen Umstände.“

Keinen Kontakt mehr zum Vater

Cornelia Richter und ihre Geschwister setzen nun auf die Veröffentlichung in der Sächsischen Zeitung. Die Familie, die keinen Kontakt zum mittlerweile 75 Jahre alten Vater hat, hofft, so ein fehlendes Puzzleteil in ihren Biografien zu finden. „Vielleicht geht es unserem Halbbruder ja ähnlich. Wir würden uns wirklich freuen, ihn kennenzulernen“, so Cornelia Richter.

Wer Angaben machen kann, meldet sich bitte in der Lokalredaktion der Sächsischen Zeitung Großenhain. Sie werden selbstverständlich vertraulich behandelt: [email protected] oder Telefon 03522 3695317.