Merken

Auf der letzten Rille

Beim Auftaktsieg gegen Suhl verletzt sich Eva Hodanova. Die Tschechin ist in einer Woche der dritte Ausfall beim DSC.

Teilen
Folgen
© Matthias Rietschel

Von Michaela Widder

Die Dresdner Volleyballerinnen haben sich gerade in das erste Bundesligaspiel gekämpft, als es plötzlich ganz still in der Halle wird. Eva Hodanova geht beim 23:22 im ersten Satz ohne Fremdeinwirkung zu Boden, hält sich sofort die Hand ans linke Knie und dann vors Gesicht. Gestützt von Mannschaftsarzt und Physiotherapeut humpelt die Tschechin vom Feld.

Doch die Verletzung von Eva Hodanova trübte die Stimmung beim Saisonauftakt.
Doch die Verletzung von Eva Hodanova trübte die Stimmung beim Saisonauftakt. © Matthias Rietschel

„Evi war relativ nah am Netz dran und ist dann mit dem Knie ein bisschen weggeknickt. Wir hoffen, dass es nichts ganz Schlimmes ist, aber da müssen wir jetzt die Untersuchungen abwarten“, sagte DSC-Trainer Alexander Waibl. Wie schwer die Verletzung ist, wird erst eine MRT-Untersuchung am Montag zeigen. „Das ist natürlich ein Wermutstropfen dieser Partie.“

So ein Ausfall im Spiel ist ein Schockmoment, doch die Dresdnerinnen stecken ihn gut weg. Die eingewechselte junge Belgierin Dominika Strumilo, die laut Waibl sehr talentiert ist, aber auch mal „wilde Sachen macht“, verwandelt den ersten Satzball. Am Ende wird es gegen Suhl ein 3:0 (25:22, 25:18, 25:21) – aber mit phasenweise starker Gegenwehr der Thüringerinnen.

Das erste Saisonspiel vor den heimischen Zuschauern hat sowieso eigene Gesetze. „Wir wollten es besonders gut machen“, findet Waibl. „Ich habe gesagt, dass sie mutig aufschlagen sollen, das haben meine Spielerinnen überinterpretiert“. Elf Aufschlagfehler nach zwei Sätzen seien definitiv zu viel. „Aber unser Angriffsspiel war da.“

Katharina Schwabe hat noch eine andere Erklärung für den schleppenden Start. Der spezielle Bodenbelag, der bisher nur in der Champions League und seit dieser Saison auch in der Bundesliga Pflicht ist, sei gewöhnungsbedürftig. Darüber wundert sich auch Rückkehrerin Mareen Apitz. „War der Boden schon damals da?“, fragt sie sich. „Und war es vor dem Spiel immer so dunkel?“ Doch bis auf die Kleinigkeiten fühlt es sich für die Zuspielerin wie früher an. „Es war ein schönes Gefühl“, sagt Apitz, die noch lange nach der Partie auf der Tribüne bei ihren Freunden und der Familie steht und einige Autogramme schreiben muss. „Das ist schon etwas anderes im Vergleich zu Baku, wo wir 50 gekaufte Fans hatten, die für uns geklatscht haben.“

2 743 Zuschauer kommen am Samstag in die Margon-Arena, doch einige müssen sich in der neuen Saison wohl erst noch warmklatschen. Als Apitz später als wertvollste Spielerin ausgezeichnet wird, gibt es viel Applaus. „Ja, das ist schön, weil man als Zuspielerin nicht oft gewählt wird. Doch es ist eine Teamleistung“, findet sie. „Und viel wichtiger ist jetzt, dass Eva nicht schwer verletzt ist. Uns gehen nämlich langsam die Spielerinnen aus.“

Denn Hodanova ist bereits der dritte Ausfall in dieser Woche – wegen Knieproblemen. US-Angreiferin Jocelynn Birks und Libero Valerie Courtois saßen gleich in Jeans und Kapuzenpulli in der Halle. Die Untersuchung bei Birks hat einen Knorpelschaden ergeben, sie wird mindestens vier Wochen ausfallen. „Alles Weitere muss man sehen“, sagt Waibl angespannt. Ein Knorpelschaden hat schon manchen Sportler sogar zum Karriereende gezwungen. Courtois sollte schneller wieder fit sein. Die Belgierin war im Training aufs Knie gefallen, das daraufhin angeschwollen war. Der Trainer rechnet mit einem Ausfall von mindestens einer Woche. „Drückt uns die Daumen“, sagte Waibl ins Hallen-Mikrofon. „Wir spielen auf der letzten Rille.“

Für den 48-Jährigen geht eine turbulente Woche zu Ende. Erst am Montag hatte sein Co-Trainer überraschend die Stadt für einen neuen Job verlassen. Ruhe wird auch in den nächsten Tagen nicht einkehren. Am Mittwoch muss der DSC im Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten Oythe im 600 Kilometer entfernten Vechta antreten. „Das Pokalspiel tut uns sehr weh, weil es dumm liegt – zeitlich und geografisch“, hatte Waibl kürzlich gesagt. Und da ahnte er noch nichts von den neuen Baustellen.