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Auf den Spuren des Waldexperten Dietrich Graf

Die Stadt und die Familie ehrten den Verstorbenen mit einer Gedenkfeier. Viele Freunde erwiesen ihm die letzte Ehre.

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© Frank Baldauf

Von Anja Weber

Hohnstein. So eine Feier des Abschiednehmens hat sich Dietrich Graf gewünscht: ein Zusammentreffen von Weggefährten und Freunden. Zu einer Stunde, wenn die Zeit der Tränen vorbei ist. Er hatte seine Gedenkfeier selbst geplant. Vier von ihm ausgewählte Personen sollten über ihn erzählen. Genauso hatte nun seine Familie gemeinsam mit der Stadt Hohnstein die Feier am Sonnabend im Max-Jacob-Theater in Hohnstein ausgerichtet. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind, um an ihn zu denken, ihn zu ehren“, sagt seine Tochter Astrid Wartenberg. Und das übervolle Theater war auch Ausdruck dafür, wie viel Spuren Dietrich Graf hinterlassen hat. Am 16. Januar ist er kurz vor seinem 81. Geburtstag gestorben.

Wer Dietrich Graf war

Der Waldbauer

Roberto Böhme aus Schlettau erinnerte an ihn als Waldbauer. Gemeinsam habe man in der Aufbruchstimmung nach der Wende in der Arbeitsgemeinschaft „Naturgemäße Waldwirtschaft“ die Ärmel hochgekrempelt und von 1996 bis 2001 den ökologischen Waldbau aufgearbeitet. Dietrich Graf habe dabei Strukturen zur Überlebensfähigkeit des Waldes auf Dauer ausgearbeitet. Durch seine Schriften und Vorträge auf Fachtagungen wurde er bundesweit bekannt.

Der Naturschützer

Dietrich Graf war vorausschauend. Eine frühe Aufzeichnung ergänzte er mit einem russischen Zitat: „Dort wo der Wolf geht, wächst der Wald“. Ob er tatsächlich damals schon geahnt hat, wie sich die Naturlandschaft verändern wird? Auf jeden Fall habe sich Dietrich Graf in seinem Wirken als Naturschützer viele Gedanken über die Nachwelt gemacht, sagt Holm Riebe aus Zittau, der über ihn als Naturschützer berichtete. „Er war ein Mann, der nichts beschönigte, seine Meinung sagte. Er war bescheiden und aufrichtig und richtete seinen Sinn niemals nach klingender Münze“, so Holm Riebe. Mitunter habe er sich auch missverstanden, verraten gefühlt. Auch mit dem Nationalpark Sächsische Schweiz habe er wohl gehadert. Er hätte ihn lieber als Biospährenreservat gesehen, sagt Holm Riebe. Mit hauptsächlicher Fürsprache von Dietrich Graf seien im Ex-Kreis Sebnitz neun Naturschutzgebiete und 73 Flächennaturdenkmale entstanden.

Der Heimatkundler

Der ehemalige Sebnitzer Museumsleiter Manfred Schober, ein langjähriger Weggefährte, erinnerte an Dietrich Graf als Heimatkundler. Einige der Denkmäler und Säulen, die an Personen und Ereignisse erinnern, zum Beispiel in Hohnstein, Lohmen, im Liebethaler Grund, aber auch in Pillnitz, hat die Nachwelt ihm zu verdanken. Manfred Schober sprach die Hoffnung aus, dass die Familie des Verstorbenen seine Skizzen und Aufzeichnungen sammeln und seine Erfahrungen bewahren möge.

Der Mensch

An ihn als Mensch erinnerte Pirnas Denkmalpfleger Albrecht Sturm. Er selbst war längere Zeit im Krankenhaus. Doch es sei ihm ein Herzensbedürfnis, die noch zu Lebzeiten geäußerte Bitte von Dietrich Graf zu erfüllen. Er habe vor allem sein geradliniges Arbeitsleben für den Wald geschätzt. Das habe seine Tätigkeit als Naturschützer und fürsorglicher Kenner der Heimat geprägt, sagte Albrecht Sturm.

Der Ehrenbürger

Aufgrund seines Wirkens wurden Dietrich Graf viele Ehrungen zuteil. So wurde ihm als einer der Ersten das Bundesverdienstkreuz verliehen. Und er wurde 2008 auch Ehrenbürger von Hohnstein. Die Entwicklung der Stadt hatte der Verstorbene mit seinen Erfahrungen kritisch begleitet. Und so mancher alte Baum im Stadtgebiet blieb dank ihm stehen. „Möge es noch viele Menschen seines Schlages geben. Wir werden sein Wirken und Wissen stets bewahren“, sagte Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (SPD). Im Anschluss an die Gedenkfeier folgte ein Rundgang über den Hohburkersdorfer Rundblick. Ein bewusst gewählter Ort, weil man von dort aus eine weite Sicht auf die Wälder und die Natur von Dietrich Graf hat. Er selbst hatte an diesem Ort 2006 eine Linde gepflanzt.

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