Merken

Auf den Spuren des Sohnes

2015 fuhr Philipp Stephan eine Rallye in Afrika mit. Jetzt übergibt er den Staffelstab in Heidenau an Vater Jörg.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Heidenau. Team Sandmann übergibt an Team Wüstentonic: Während Philipp Stephan mit seinem namensgebenden Sandmann voriges Jahr noch in Afrika weilte, fasste Vater Jörg zu Hause in Heidenau einen Entschluss: Er meldete sich für die Dresden-Dakar-Banjul-Rallye im November 2016 an. Der Löwe ist sein Maskottchen, der Teamname Wüstentonic hat seinen Ursprung auf einem T-Shirt und im Spitznamen von Jörg Stephan. Am Freitag ist Treff der Rallye-Fahrer in Dresden, dann geht es nach Hohnstein, wo am Sonnabend der Start erfolgt.

Wie der Sohn fährt auch der Vater allein. Beabsichtigt war das bei Jörg Stephan nicht. Ein Kumpel fand das eine „geile Sache“ und wollte mit. Doch da wollte, im Gegensatz zu Jörg Stephan, der Chef nicht. Für Stephan kein Problem: „Ich mache das auch allein.“

Ihn motiviert das Helfen. Er weiß zwar, wenn er die Armut in Afrika sieht, wird es ihn „ganz schön rumreißen“. Aber die Gewissheit, dass mit dem Geld aus den versteigerten Autos viel gemacht werden kann, stärkt ihn. Dass dabei auch der Spaß nicht zu kurz kommen soll, davon überzeugten ihn die Organisatoren. Mit ihnen war Jörg Stephan viel im Kontakt, bekam Hinweise und Tipps. Trotzdem wäre seine Fahrt am Ende doch fast noch gescheitert.

Erst Ende August fand er sein Auto. Er wollte eines von privat, eines, das weder unterwegs noch in Afrika gleich kaputt geht und das trotzdem nicht teuer ist. Schließlich fand er seinen Traum-VW in Dresden-Laubegast. Für den Dachgepäckträger fuhr Stephan nach Leipzig. Die Liste mit Dingen, die noch besorgt werden mussten, wurde immer länger. Nicht zu vergessen: Alles bleibt in Afrika. Auch die drei großen Kisten voll mit Verbandsmaterial, Einmal-Handschuhen und ähnlichem, die ihm die Hirsch-Apotheke Heidenau mit auf den Weg gibt. Auch andere unterstützen ihn und machen Heidenau so bekannt.

Abenteuer statt Luxusurlaub

Seit einigen Tagen hat Jörg Stephan alles komplett. Auch der Löwe sitzt startklar im Auto. „Ich bin fertig, wir können losmachen“, sagte er den Organisatoren. Die aber meinten: „Nee, lass uns mal noch warten, es ist noch zu warm da unten.“ Sie müssen es wissen, organisieren sie die Tour doch seit vielen Jahren jeweils im Februar und November.

Jörg Stephans Frau kennt das Prozedere am Sonnabend schon. Und sie ist es gewöhnt, dass ihr Mann wochenlang nicht da ist. Als Anlagenmonteur war er dieses Jahr auch schon in China. Eine Rallye-Party, ein Kuschelkissen von Dynamo Dresden und einen Schutzengel gab es schon für Jörg Stephan. Das „Gute Reise und komm’ gesund zurück“ sowie ein paar Tränen folgen am Sonnabend. Jörg Stephan weiß: Ohne das Verständnis seiner Frau wäre das nicht möglich. Schließlich könnten sie für das Geld, das ihn die Fahrt mit allem Drum und Dran kostet, zwei Wochen Luxusurlaub machen. „Ich weiß nicht, ob das jede Frau mitmachen würde.“ Aber noch einmal wollte sich Jörg Stephan die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Voriges Jahr überlegte er lange, als er dann so weit war, mit seinem Sohn mitzufahren, war es zu spät.

Mit Peter Frühauf aus Dohna war voriges Jahr ein weiterer Fahrer aus der Region am Start. Er hatte mit seinem Auto dann etwas Pech und macht – nicht nur deshalb – diesmal auch wieder mit. Wiederholungstäter sind bei der Rallye keine Seltenheit.

Der Sandmann, das Maskottchen von Sohn Philipp, ist voriges Jahr in Afrika geblieben. Auch der Löwe von Vater Jörg fliegt am 18. Dezember nicht mit nach Hause zurück. Vielleicht treffen sich Sandmann und Löwe ja. Auf jeden Fall wird Jörg Stephan Weihnachten eine Menge zu erzählen haben. Und vielleicht fahren ja Vater und Sohn eines Tages doch noch mal zusammen die Rallye nach Afrika…