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Auf den Spuren der Wikinger

Beim Historischen Weihnachtsmarkt in Bautzen war erstmals das Schaukampfteam Oberlausitz dabei.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Die Bautzener Altstadt bietet Zeugnisse aus vielen Jahrhunderten der Stadtgeschichte. Auf dem Historischen Weihnachtsmarkt gegenüber vom Mönchshof geht es ebenso quer durch mehrere Zeitepochen. Während die „Langen Kerls“ als Stammgäste des Marktes eher im 18. Jahrhundert zu verorten sind, taucht das „Schaukampfteam Oberlausitz“ noch tiefer in die Vergangenheit ein. „Wir bilden die Zeit um das 12. bis 14. Jahrhundert ab“, sagt Dirk Mönnich aus Neukirch, der zu den Gründungsmitgliedern der Truppe gehört, die seit 13 Jahren besteht.

In den Vorjahren hatten Mitglieder des Schaukampfteams den Historischen Weihnachtsmarkt einzeln und als Gäste besucht. Dabei hatten sie sich mit den „Langen Kerls“ angefreundet, und die forderten die Mittelalter-Fans auf, doch künftig in Mannschaftsstärke am Historischen Weihnachtsmarkt teilzunehmen. So kam es, dass am vergangenen Wochenende erstmals das Schaukampfteam Oberlausitz auf dem Parkplatz vor der Gaststätte Mönchshof seinen großen Auftritt hatte. Mit dem Einbruch der Dunkelheit kreuzten jeweils am Sonnabend und am Sonntag die Kämpfer ihre Schwerter.

Die Besonderheit ist, dass in dieser Truppe auch die Frauen zu den Waffen greifen. „Schließlich waren es in Abwesenheit der Männer auch Frauen, die die Burgen verteidigen mussten“, sagt Swenja Seiler aus Bautzen, die zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Constanze bei den Schwertkämpfern mitmischt. Natürlich bekämen sie aus dem Publikum schon mal Bemerkungen zu hören, wie „Die will ich dann doch nicht zuhause haben!“Die wehrhafte 17-Jährige betreibt auch im „normalen Leben“ Kampfsport und befindet sich in der Ausbildung zur Tischlerin. Das kommt ihr zugute, wenn für die Aufführungen des Teams Requisiten gebaut werden müssen.

„Unsere Ausrüstung ist teils selbst gemacht, teils gekauft“, sagt Dirk Mönnich. Besonders verdient um die Kulissen und Requisiten mache sich Silvio Saliger aus Seifhennersdorf, auf dessen Grundstück sich das Vereinsleben hauptsächlich abspielt. Leider konnte er am Historischen Weihnachtsmarkt in Bautzen nicht mit teilnehmen. „Wir liefern die Ideen, und Silvio setzt sie um“, lobt Dirk Mönnich seinen Mitstreiter, der ebenfalls zu den Männern der ersten Stunde gehört. Unter anderem haben die Mittelalter-Fans ein Wikinger-Boot gebaut, das auf Rädern fortbewegt werden kann. Damit nahmen sie auch am Festumzug beim „Tag der Sachsen“ in Löbau teil und erst kürzlich beim Umzug des Seifhennersdorfer Faschingsvereins, der seinen 60. Geburtstag feierte.

Auf historische Authentizität kommt es dem Schaukampfteam nicht in erster Linie an. „Für uns steht die Show im Vordergrund, wir wollen unseren Zuschauern Spaß und Unterhaltung bieten“, sagt Dirk Mönnich. Sind Kinder im Publikum, werden diese auch in das Geschehen mit einbezogen. Sie erhalten beispielsweise eine Knappenausbildung im Schnelldurchgang. Manchmal werden auch Pferde mit einbezogen. Das erfordere aber einen großen Aufwand in der Vorbereitung und den nötigen Platz am Aufführungsort. Die Schaukämpfer sind hauptsächlich in der Oberlausitz, aber auch im benachbarten Brandenburg unterwegs. Die Mitglieder der Truppe stammen aus der südlichen Oberlausitz und aus Bautzen. Ende Mai richten die Mittelalter-Fans ein eigenes Fest in Mittelherwigsdorf aus, und am zweiten August-Wochenende werden sie an der Alten Wassermühle in Obergurig erwartet, wo sie auf der Spree-Insel erstmals ein Mittelalterfest feiern werden. In diesem Jahr waren sie dort schon zu einem „Wikingertag“ zu Gast und auch zu Halloween.

Die Schaukämpfer sind eine echte Bereicherung für den Historischen Weihnachtsmarkt, findet Ronald Burkhardt. Der Mitorganisator des Marktes, der an einem der Stände als „Kaufmann Amber“ unter anderem Bücher und Bilder an den Mann und die Frau bringt, ist auch Vorsitzender des Vereins „Historische Märkte zu Bautzen“. Der wurde in diesem Jahr eigens dafür gegründet, um den Historischen Weihnachtsmarkt auf ein festes Fundament zu stellen. Ronald Burkhardt hofft aber, dass noch mehr daraus wird. „Wir können uns vorstellen, künftig auch historische Oster-, Pfingst- oder Herbstmärkte zu veranstalten“, sagt er. Zu den bislang neun Mitgliedern können sich gerne weitere Mitstreiter hinzugesellen, die erlebbare Geschichte gestalten und vermitteln möchten.